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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 25.1876

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Schmädel, Josef von: Zweck und Ziel der allgemeinen deutschen Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in München
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7031#0016
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ohne durch störende Monotonie die Wirkung des Hanptraumes
abzuschwächen.

Aehnliche Schwierigkeiten wie die Schulen bietet auch für
eine derartige Ausstellung die Architektur. Sie arbeitet in
Wirklichkeit mit zu großartigen Mitteln und ihr Material ist
nicht derart, daß es sich in seinen Conceptioneu für Ausstellungs-
objekte verwenden läßt. Der Rahmen, welche ihre Werke um-
geben muß, um sie wirksam zu machen, greift weit über die
Grenzen einer Ausstellung hinaus; das blaue Gewölbe des
Himmels, landschaftliche Reize, Seen, Wälder, Berge, die
Perspektiven ganzer Städteanlagen, das sind die Faktoren, mit
denen hier gerechnet werden muß. — Sie aber sind unerreichbar
und darum müssen schwache Hilfsmittel die Sprache der Archi-
tektur vermitteln. Modelle und Entwürfe in minutiösen Di-
mensionen gegenüber den vollendeten Werken sind die einzigen
Mittel, welche in solchen Fällen die Vorführung eines Gesammt-
bildes der architektonischen Schöpfungen ermöglichen.

Sie aber sind in ihrer unmittelbaren Wirkung ebenfalls
nicht geeignet, malerische Gruppenbilder zu gestalten und darum
darf es als glückliche Vermittlung gelten, daß die Ausstellung
von den Werken der deutschen Architektur in ihrer eigenartig
bedungenen Darstellungsweise einen ähnlichen Raum zugewiesen
erhalten konnte wie die Schulen. Es ist die Hauptgallerie des
Palastes, welche diesem Zwecke dienen soll. Gewiß wird selbst
der Laie, nachdem er die Eindrücke der zu seinem Auge in un-
mittelbarer Wirkung sprechenden Gruppenbilder des unteren
Raumes in sich ausgenommen hat, bei Durchwandernng der
architektonischen Ausstellung mit ganz anderem Verständnisse

Ausschreiben

eiuer Professur an der Kunstgewerbeschule in Wien.

An der Kunstgewerbcschule des k. k. Desterreich-Museums
für Kunst und Industrie in Wien ist die Stelle eines Professors
für die Vorbereitungsschule, Abtheilnng für Ornamentenzeichnen,
erledigt.

Die Vorbereitungsschule hat die Aufgabe, bei mangelhafter
Vorbildung jene Fertigkeit >m Zeichnen und Kenntniß jener
Hilfswissenschaften zu gewähren, welche zur erfolgreichen Be-
nützung des Unterrichtes in den Fachschulen nöthig erscheint.
Die Vorbereitungsschule besteht aus zwei vollkommen von einan-
der getrennten Abtheilungen, dem Ornament - und dem Fignren-
zeichnen, denen je ein Professor vorsteht. In der ersten Ab-
theilung wird das Zeichnen nach plastischen und Flachornamenten,
ferner das Zeichnen und Ausnehmen kunstgewerblicher Gegen-
stände gelehrt.

Die Bezüge eines Professors der Vorbereitungsschule be-
stehen in jährlichen 1200 Fr. Gehalt und 600 Fr. Activitäts-
Zulage. Denselben steht ein Arbeitszimmer im Schulgebäude
zur Verfügung.

Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche innerhalb
6 (sechs) Machen vom Tage der Ausschreibung bei dem Auf-
sichtsrathe der Kunstgewerbeschule, Wien!. Stubenring 5Oesterr.
Museum einbringen, und in demselben die Fertigkeit im Orna-

all' die Zeichnungen und Entwürfe betrachten, die gerade bei
Schaffung solcher'Bilder, wie er sie geschaut, so große Bedeutung
haben, indem sie ja die Grundlage und die Tollmetscher der
dort verwirklichten Ideen sind. Rach dem Gesehenen wird ihm
viel eher der allseitige Einstuß dieser Mutter aller Künste klar
werden, wenn er in den decorativen Entwürfen und Plänen
überall Reminiscenzen der empfangenen Eindrücke finden wird
und gewiß wird diese Vereinigung mit dem Ganzen und die
dennoch dabei durchgesührte Jsolirnng dieser Abtheilnng Vor-
theile bieten, die von bestem Einflüße auf die belehrende Gc-
sammtwirkung der Ausstellung sein werden.

Diele Schwierigkeiten sind noch zu überwinden, um die
gegebene Schilderung als Wirklichkeit zu gestalten, aber es fehlt
nirgends am guten Willen, freudigst wird das vaterländische
Unternehmen von allen Seiten unterstützt und werden sich zum
Schlüße auch manche Mängel zeigen, so werden dieselben als
Fehler zu registriren sein, welche jedem ersten Versuche ankleben
und die dadurch, daß wir sie als gemachte Erfahrungen für
die Zukunft benützen, zu wirksamen Hebeln für dos Streben
nach Vervollkommnung werden.

Möge so die Jubelfeier der 25jährigen Wirksamkeit des
Münchener-Kunstgewerbe-Vereines ein Wahrzeichen werden dafür,
daß Deutschland auch auf dem Gebiete der Kunst und Kunst-
Industrie redlich bestrebt ist, seine Mission zu erfüllen, und
möge sie jene innige Vcrschwisterung von Kunst und Hand-
werk herbeiführen, die allein im Stande ist, dieses Ziel zu
erreichen.

mentzeichnen, ferner jene allgemeine künstlerische Bildung Nach-
weisen, welche die Stellung überhaupt, insbesondere aber der
Unterricht an dem mit der Kunstgewerbcschule verbundenen
Fachcurse für Zeichenlehrer erfordert.

Wien am 1. März 1876.

Vom Auffichts-Rath der Kunstgewerbeschule.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft 3 Blatt 1. Nautilus, entworfen von Anton Seder.

Heft 3 Blatt 2. Handspiegel entworfen von Franz Widnmann;

für Herrn Grafen von Luxburg in Silber aus-
geführt von Ed. Wollenweber.

Heft 4 Blatt 1. Tischdecke für Leinenda mast entworfen von G.
Böttcher.

Heft 4 Blatt 2. Behälter für Zündhölzchen entworfen von
Anton Seder.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Aedaktionsausschusses von 0r. Lichtenstein. — Kgl. Hof- u. Universitäts-Buchdr. v. vr. T. Wolf & Sohn in München.
 
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