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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Zweites Heft (1873)
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Allgemeine Vorbemerkungen über die Technik der Stickerei
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Technische Erklärung der Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0060
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Allgemeine Borbemerkungen über die Technik der Stickerei. — Technische Erklärung der Beilagen.

Mo. 3. 1873.

Die Art der Ausführung ist folgende: die aufgezeichnete Lein-
wand wird aus eine Trommel (trommelförmigen Stickstock mit Leder-
riemen) fest gespannt, das Garn oder die Seide an einer Spule
unterhalb befestigt und jetzt die Tambourir-Nadel zur Hand genommen.
Dieses häkelförmige Jnstrument bewegt sich in einem kleinen Aus-
schnitte des Fingerhutes, der am Zeigefinger angesteckt wird und faßt
im Hinunterstechen die unten befindliche Seide, welche mit der linken

Hand von rechts nach links um die Nadel geschlungen wird, auf der
Oberfläche des Stoffes eine Masche bildend, welche das Häkchen oder
besser die Tambourirnadel zu einem neüen Stiche mitzieht. Eine Masche
geht aus der anderen hervor und bildet eine Kette, welche der Zeich-
nung in allen ihren Windungen folgt. Um scharfe Ecken zu bilden,
läßt man eine Masche liegen, bildet eine zweite und vereinigt beide
zu einem Stiche. Um das Ende der Stickerei dauerhaft zu machen,

^chnische KchliiiMg llei, HeilMip


schlingt man zwei Mafchen in derselben Oeffnung und zieht den Faden
durch beide. Um die Flächen einer Zeichnung auszufüllen, sängt man
niit der Contour an und arbeitet nach innen, der Bewegung der
Zeichnung folgend, d. h. immer neue Ketten bildend, die sich an die
vorhergehende anschließen.

(Fortsetzung folgt im III. Hefte.)

Tafel VIII.

Diese Tafel enthält eine photolithographische Nachbildung von 6
Pallen, deren Ausführung die verschiedenen Techniken der Linnenstickerei
darstellt. Wie oben schon bemerkt wurde, ist es gut, zur Verschärfung
des Lichteindruckes auf das Auge dieselbe durch die hohle Hand oder
eine kurze, nicht zu dicke Papierrolle anzusehen.

Fig. 1. Bei dem hierzu benützten Originale ist das in der Mitte
befindliche Kreuz aus Versehen schräg gestellt. Bei einer etwaigen
Copirung dieser Zeichnung ist es leicht, dem Kreuze die gerade Stellung
zu geben. Figur 2 und 3 sind bereits im ersten Hefte in natürlicher
Größe gezeichnet dargestellt.

Figur 5 zeigt uns eine Palla mit verschiedenen Leidenswerken,
nämlich die 30 Silberlinge, Geißel und Ruthe, die Würfel und den
ungenähten Rock des Herrn. Die Jnschrift auf dem Spruchbande
lautet: ^Lnpsr vastöin nasurn inissrunt sortsin,^ „Ueber Mein Ge-
wand haben sie das Loos geworfen," Psalm 21, 19. Die Einfassung
bildet eine Dornenkrone, aus welcher Lilien hervorsprießen.

Die eingedruckten Buchstaben beziehen sich auf die in dem vor-
hergehenden Artikel beschriebenen verschiedenen Techniken der Linnen-
und Seidenstickerei, welche im nächsten Hefte ihre Fortsetzung finden.

и. bedeutet Plattstich,

o. „ Flammenstich,

s. „ Korb- oder Würfelstich.

к. „ Sand- oder Steppstich,

Z. „ Knopf- oder Knotenstich,

ü. „ Stielstich,

i- „ Pelzstich.

Tasel IX.

Zeichnung zu einem Caselkreuze mit der Darstellung der un-
besteckt Empfangenen. Nr. 1 mit der aus den Wolken segnenden
Hand Gottes bildet das oberfte Stück des Kreuzbalkens, Nr. 2 mit
dem Wappen der Stifterin dieser Casel bildet den Schluß. Die
^ Composition dieser schönen Zeichnung verdanken wir Herrn Profesfor
^ I. Klein in Wien.

Nr. 3, 4 und 5 geben Muster zur zugehörigen Bursa, Stola und
Manipel, und die auf Leinwand auszuführende Palla.

Was die Ausführung betrifft, fo eignet sich dieses Caselkreuz ganz
vorzüglich zur Applikationsarb eit. Die Zubereitungen zu dieser
Art Stickerei sind einfach folgende:

Die dazu nöthigen Seidenstoffe — Köpperatlas, Ovos cko lloni-
oder Oros cks Haplss — in verschiedener Farbe, werden vermittelst
kleiner Stifte auf einem glatten Brette, die linke Seite nach oben,
straff aufgespannt, mit frisch gekochter, flüssiger Waizenstärke bestrichen
und mit weißem Seidenpapiere beklebt. Letzteres muß fest angedrückt
rverden, damit sich keine Luftblasen bilden. Nachdem der so aufgezogene
Stoff vollständig getrocknet und vom Brette abgenommen ist, kann die
Zeichnung vermittelst der Schablone Stück fttr Stück je nach den ver-
schiedenen farbigen Theilen der Figur (also z. B. die Fleischtheile
eigens auf fleischfarbenem Stoffe, die einzelnen Compartimente des
Mantels, Aermcl, Unterkleider auf farbigen Stoff aufgetragen, mit
dem Bügeleisen nach der in Heft I- beschriebenen Methode fixirt und
an der Kante scharf ausgeschnitten werden. Auf diese Weise wird das
Verziehen und Ausfransen des Stoffes vermieden. Die Rückseite der
einzelnen Theile wird nun neuerdings mit Stärke bestrichen und auf
das Kreuz, auf welchem die Zeichnung ebenfalls schablonirt sein muß,
an gehöriger Stelle applizirt. Hauptsächlich ist zu beobachten, daß
die einzelnen Stücke sich genau aneinander fügen, und daß die Ränder
mit dem Ballen der Hand fest angedrückt werden. Was die Farben
bei der Ausführung dieses Caselkreuzes betrifft, so wähle man die
traditionellen — weiß oder Silber für das Kleid der Madonna, hell-
blau für den Mantel. Die Gewänder der Engel müssen licht, also
entweder blaßrosa, hellgrün, helllila oder milchweiß gehalten, deren
Flügel in Regenbogenfarben im Zopfstich ausgeführt und mit Gold-
faden umrändert sein. Es versteht sich von selbst, daß die Conturen,
Schraffirung und die Einfassung der Stofftheile im Stielstiche mit
dunkler Seite ausgeführt wird und daß die Stiche am Rande dicht
und geschlofsen sein müssen. Der Grundstoff des Caselkreuzes dürfte
goldfarbiger Seiden- oder ächter, kleingemusterter Goldbrokat sein,
damit auch die Lilien in Silber und die Nosen in hellroth sich gut

i abheben. Die stylisirten Wolken oben bei der segnenden Hand wären
entweder in Silber, oder in der Mitte weiß mit hellblau, nach außen
sich immer dunkler ins Blaue schattirend zu halten, jder Hintergrund
l roth mit goldenen Strahlen. — Selbstverständlich muß das Wappen
an dem unteren Kreuzbalken dem Wappenbilde des Geschenkgebers oder
der Stadt, der Kirchenstiftung, des Klosters rc. entsprechend geändert
werden.

Tafcl X.

Bordüre zu einer Albe oder einem Rochette. Diese
reiche Bordüre ist von ungemein guter Wirkung, wenn sie auf ganz
feiner Bielefelder Leinwand oder holländischem Leinenbattiste in Gold-
faden, rothem Garne und modefarbiger Seide ausgeführt wird. Die
Bilder der Apostel werden mit brauner feiner Spitzenseide im Stiel-
stiche so zart wie möglich gearbeitet, selbstverständlich die äußeren Um-
risse und Hauptconturen doppelt; das ganze Ornament wird mit
Brillantgold im Heftstiche angelegt; innerhalb des Goldes läust eine
zweite Neihc in rothem Garne und außerhalb eine solche in mode-
farbiger Seite, mittelst Tambourirstich ausgeführt.

Tafel XI.

gibt die Bordüre an den Aermeln dieser Albe, ebenso auszuführen
wie das Ornament auf Tafel X. Die Bilder der Apostel sind
in die einzelnen Blumenkelche am besten in der Reihenfolge zu setzen,
wie sie im Canon der hl. Messe aufeinander folgen: Petrus, Paulus,
Andreas, Jakobus inajor, Joannes, Thomas, Jakobus ininor, Phi-
lippus, Bartholomäus, Matthäus, Simon und Thaddäus.

Tafel XII

Hochaltar für eine romanische Kirche. Die Mensa dieses
Altares ist von Haustein auszuführen und die 3 Füllungen zwischen
den Säulen mit dem Lammc und dem Laubornamente reich in Gold
auf farbigem (rothem oder blauem) Grunde zu bemalen. Ebenso sind
die Gesimsgliederungen um diese Füllungen, sowie die Sockel der
Säulen in der Weise zu polychromiren, daß die Hohlkehlen eiue tiefere,
violette oder blaue, Farbe erhalten, die Wulste hingegen hellere Töne, ,
blaugrau, blaßgrün, ocker und dergl., die feinen Stäbchen und Platten f ,
 
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