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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Fünftes und sechstes Heft (1875)
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Archäologische Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0110
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10

Archäologische Miscelleii.

vsr. 5 miä 6. 1875.

Ursprung des Palliums-

(Den nachstehenven Aetikel entnehmen wir dem sebr lchrreichen und interessanten
Werke von l>r. Franz Tav. Kraus „llomn sottarnnen", einc Darstellung der neuesten
Forschungen übcr die römischen Katakombcn. 524.)

Die beste und. ausführlichste Monographie über Alter und Ent-
stehung des Palüums, dessen Gebrauch bekanntlich bis in die ältcsten
Zeiten des Christenthumes hinaufreichl, verdanken wir Msgr. Vespasiani
(cls l'atlii Origius, liouuts 18ö6).

Vespasiani geht bei seiner Untersuchung von der Thatsache aus,
daß, mie bei den jüdischen Propheten, so bei heidnischeu Philosophen
des Alterthumes die Ueberlassung oder Vererbung dB Mantels als
eine Uebertragung der Wissenschaft und Lehrauctorität von dem Lehrer
auf den Schüler aufgefaßt wurde. Die nämliche Anschauung und ein
dem entsprechender Brauch findet sich aber auch bei den alten Christen.
Der hl. Athanasius gab dem hl. Antonius seinen Mantel; als An-
tonius den Leib des hl. Paulus, des berühmten Einsiedlers begraben,
nahm er dessen Mantel mit sich und trug ihn bei festlichen Gelegen-
heiten. Vom hl. Jgnatius, dem Patriarchen von Constantinopel, heißt
es, er habe den von Jerusalem dorthin gebrachten Mantel des
hl. Jakobus, des Bruders des Herrn, mit so großer Ehrfurcht auf-
genommen und getragen, als ob er ihn von dem Apostel selbst
empfangen hätte.

Der Gedanke der apostolischen, beziehungsweise bischöflichen Suc-
cession tritt in anderen Berichten dentlich hervor. Metrophanes,
Bischof von Byzanz und Zeitgenosse Constantins, legte vor seinem
Tode sein Pallium auf dem Altare'nieder und befahl, man solle es
seinem Nachfolger aufbewahren und überantworten. Der Diakon
Liberatus bezeichnet in seiner Geschichte der nestorianischen und euty-
chianischen Häresieen diese Uebertragung des Palliums als eine der
wesentlichsten Ceremonieen bei der Jnthronisation der Patriarchen von
Alexandrien. „Zu Alexandrien," sagt derselbe, „ist es Sitte, daß der
Nachfolger des verstorbenen Bischofes bei der Leiche seines Vorgängers
wache, des Todten Haupt auf sein eigenes lege, ihn mit eigener Hand
begrabe, und dann das Pallium des hl. Marcus nehme und es sich
umwerfe, worauf er rechtmäßig bestellt erscheint." Jn der That galt
der Besitz des Palliums des hl. Marcus als Zeichen der legitimen
Nachfolge auf dem alexandrinischen Patriarchenstuhle.

Der Ursprung des römischen Palliums scheint ganz der nämliche
T. M sein. Die ältesten Schriftsteller, welche dessen Erwähnung thun,

M stellen es als Symbol der apostolischen Succession und der höchsten

Jurisdiction dar, ja es erscheint als palliuiu äe eorpors 8t. ?sti'i.
Zeder Papst, der es anlegt, oder einem Erzbischofe verleiht, nimmt

es vom Grabe des hl. Petrus auf, und im Alterthume ward Der-
jenige, welcher es von Rom empfing, damit ohne Weiteres als Ver-
treter des apostolischen Stuhles bezeichnet. Ausdrücklich sagt dieß
Papst Vigilius, - als er den Bischof Auxentius von Arles unter lleber
sendung dieses Schmuckes zu seinem Vicarius bestellte. Ebenso schickte
es Papst Pelagius einem anderen Bischofe als seinem „Vicarius".
Oefter verlieh es Gregor der Große, aber immer mit gleicher Absicht.

Die Darstellung des Elias auf einem Relief des Lateranmusenms
(Kraus, I-ooo oituto p. 322), welcher Elisäus seinen Mantel überlüßt,
scheint demnach mehr pder weniger direct Christum, wie er Petrus
sein Hirtenamt übergibt, zu symbolisiren. Es ist nicht zu übersehen,
daß der Apostel, wie er aus anderen Bildern das Gesetzbuch, so auch
hier den Mantel von seinem Herrn cntgegen nimmt, nämlich nicht
mit bloßen Händen, sondern indem er dieselben mit seinem Gewande
ehrfurchtsvoll verhüllt und sich somit der ihm dargereichten Gnade und
Würde unwerth bekennt.

Es erhellt aus dem Gesagten, daß das Pallium keineswegs, wie
Martigny (viot. p. 498) meint, blos ein Sinnbild der Demuth und
des Seeleneifers für die Prälaten ist, die es tragen.

. Das älteste Beispiel einer Darstellung des Pallinms dttrfte sich
auf dem dem vierten Jahrhunderte zugeschriebenen Sarkophage des
hl. Celsus zu Mailand finden. Dasselbe zeigt nur Ein Kreuz, während
sich die Zahl der zur Verzierung auf den Pallien angebrachten Kreuze
seit deni neunten und zehnten Jahrhunderte mehrt. Noch auf einem
Mosaik des achten Jahrhunderts (oiampiui vott. monim. II., Duv. XI.) !
sieht man ein Pallium mit einem Kreuze, welches 'Petrus dem hl. Leo
überreicht, und dessen Gestalt wenig von der jetzt üblichen abweicht.

Rachrichten über dte Form der ältesten Monstranzen.

In einem Schatzverzeichnisse der Kirche Xotro I)nmo in Paris,
angefertigt „am Mittwoch den II. November 1438" findet sich folgende
Beschreibung einer Monstranz zur Aussetzung des Allerheiligsten:

Jtem ein Kreuz von vergoldetem.Silber, welches von zwei Engeln
getragen wird, im Gewichte von 12 Mark, worin der Leib uiiseres
Herrn am Tage des Frohnleichnams (sm jour <lu 8uorumsut) ge-
tragen wird, ein Geschenk des M. Gerard de Montagu, Canonicus
und jetzt Bischofes von Paris.

Eine seltsame Form zeigt eine Monstranz vom Jahre 1486 in
der Pfarrkirche St. Menechou in der Champagne. Dieselbe bestand
aus einem in Silber getriebenen Bilde des hl. Johannes des Täufers,
welcher mit dem Zeigesinger auf das auf seinem linken Arme ruhende

! Lamm hinwies, über welchem eine Sonne mit Glas zur Aussetzung
des Merheiligsten sich befand.

Thiers beschreibt in seiner Geschichte der Aussetzung des Aller-
heiligsten (1'i'n.its clo l'IixpOZitiou cku Luiut 8g.ora.msnt cks l'gutsl,
Paris I«i7!si Bd. l. u. 231) eine reichverzierte Monstranz aus dem
Kloster der Cölestiner von Marcoucy, deren Bestandtheile jedoch, wie
die beigegebene Abbildung ersehen lüßt, zwei verschiedenen Kunstperioden
angehören. Der Fuß besteht aus einem in reichen Renaissanccfvrmen
gehaltenen Ständer, in Form eines Kelches, aus welchem nach beiden
Seiten zwei Füllhörner herauswachsen; über diesen besinden sich zwei
auf Wolken stehende, schön bekleidete Engel von purem Golde, welche
zusammen einen horizontal liegenden, von gothischem Thurmwerk über-
ragten Glascylinder tragen, in welchem das Allerheiligste sich befindet.

Auf Seite 233, Bd. I. desselben Werkes, ist eine Miniatur aus
einem Missale desselben Klosters von Marcoucy abgebildet, welche den
Anfangsbnchstaben I) zur Oration „Osus gui uolüs" ausfüllte. Ein
Bischof, mit der Jnful auf dem Haupte, und von zwei Akolythen be-
gleitet, trägl in seinen Händen einen hohen, runden, spitz zulaufenden
Thurm, an dessen Vorderseite eine vierpaßförmige Oesfnung die heilige
Hostie ersehen läßt.

Kaiser Otto II. über Lieserimg von F-ranenarbeit an eine Kirche.

Als einzig in ihrer Art werden wir jene Urkunde bezeichnen,
wclche Kaiser Otto II. im Jahre 977 zu Gunsten der Stiftskirche in
Aschaffenburg ergehen ließ. Unter Anderem bestimmte der Kaiser
nämlich Folgendes:

„Außerdem überweisen wir zur Ehre und Zierde der Aschaffen-
burger Kirche jene zu Wertheim seßhafte Edelfamilie an die Heiligen
Petrns und Alexander daselbst mit der Berechtigung, daß der Stifts-
propst allen Personcn beiderlei Geschlechts aus eben dieser Familie,
so weit sie ihm zu seinen oder des Stiftes Diensten gecignet dUnken,
das Dienstmannenrecht verleihen kann (sus luinütsi'ixckiuiu), so daß,
wie die genannte Kirche die Dienste der Männer genießt, sie auch ge-
ehrt werde durch die Frauen in Anfertigung von leinenen, wollenen
und seidenen Kirchengemändern" ut.... stiuiu iu liusis, luusis vsl
ssriois eLLissin.6 oiiiuinsutis tsiuiuso (xuuuckogus üouorstui' urtü
tioio. (Oucksuus, sock. ckipl. I., 34Ü)

Einhörner nnd Greifenklaue.

Einhörner und Greifenklaue (Eingehürne und Grifenklae) bildeten
ehedem, und zwar noch im sechzehnten Jahrhuuderte, auserlesene Stücke
 
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