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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Fünftes und sechstes Heft (1875)
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Archäologische Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0111
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Nr. 5 unä 6. 1875.

Archäologische Miscellen.

in den Cabineten großer Herren. Bodmann (rheingauische Alterth.
S. 319), hält die Gxeifenklaue für nichts mehr und nichts weniger,
als die Fä nge des bekannten Goldadlers. Sie wurden in Gold ein-
gefaßt oder zum Untersatze kostbarer Pokale zierlich angebracht. So
fand der genannte Autor in einem alten Verzeichnisse der Kostbarkeiten
und Reliquien des Ritterstiftes St. Burkard zu Würzburg unter Anderem
eiue solche Greifenklaue in Gold eingefaßt, sowie unter dem uon Erz-
bischof Berthold von Mainz (1482) verzeichneten Hofgeräthe folgendes:
Itsrn ooxlliuuiu ui'Asntsum en--/ Iiubsus inarous II.

6t uuoius VI.

Ein altes zum Erzstifte Mainz gehöriges Geschlecht im Rhein-
gaue nannte sich von Greifenklau. Jm Schilde führte dasselbe ein
Scepterrad, welches wohl in ursprünglicher Gestalt die Klaue eines
Greifen (von unten her angesehen) war. ll.

Der bayerische Bildhauer Walkener in Rheinhessen.

Zu Gau-Odernheim in Rheinhessen, Mainzer Bisthums, hatte
sich der Bildhauer Walkener ansässig gemacht. Jhm verdankt die Kirche

zu Kidrich im Rheingau ihre schönen Kirchenstühle, von welchen Heide-
loff im 4. Bande seiner Ornamentik Abbildung gibt. Eine an den
Stühlen befindliche Jnschrift gibt an, sie seien 1510 gemacht von
Erhart Walckener aus Abensbergk in Bapern, wohnhaft in Gau-Odern-
heim. Von demselben Meister rühren her die Kirchenstühle zu Bech-
tolsheim bei Odernheim, laut der Jnschrift: Dis werk hait gemacht
Erhard Walkener von Abensberg uß Baiern in dem jar da man zählt
nach Christi unsers lieben Herrn Geburt 1496 jar. Die Verschlingungeu
! des Anfangsbuchstabens des Namens des Meisters erschweren das'Lesen,
so daß die Einen ein 8, die Anderen ein ^V vermuthen.

Bildhauer Setter von Meder-Saulheim.

Das kleine rheinhessische Oertchen, Mainzer Bisthums, an der
Bahn Mainz-Alzei gelegen, kann sich als Geburtsort eines Bildhauers
rühmen. Es ist N. Selter. Von ihm rühren her 30 ehemals im
Chore der Kirche des benachbarten Ortes Gau-Odernheim gestandene
Chorstühle. Die Jnschrift: 8oulptu uo kallriLuta. a. 1523 xsr H. 8ö1tsr
u Msäsr-8uullisiiiili st lkt. mit beigefügtem Wappen, nümlich zwei

mit den Rücken sich einandet zugekehrte Schncidbeile mit Stielen.

Das Gestühl sah der gelehrte Kunsttopograph Helwich im Jahre 1611.
Nieder-Saulheim war Sitz adeliger Geschlechter und somit günstig für -Z?
einen Künstler. Jn dem eine halbe Stunde entfernten Dorfe Uden-
heim haben sich einfache Chorstühle erhalten„ deren Backenseiten Orna-
mente von kräftiger, guter Zeichnung in Flachrelief enthalten. Es
wäre möglich, daß auch sie von der Hand des Selter herrühren, da
ihr Stil sie in dieselbe Zeit weist. Jedenfalls für Localforscher
interessant ist die angegebene Beschreibung des Wappens, das sich
vermuthlich noch aip andere» Kunstwerken jener Zeit und Gegend
vorsinden mag.

Griechische Kunstwerke.

Wie solche von Constantinopel nach Deutschland kamen, ergibt
sich aus Zorn's Wormser Chronik, S. 58. Bischof Conrad nämlich
war vom Käiser Friedrich 1176 seinem Sohne auf die Reise nach
Constautinopel als Gesandter mitgegeben worden, wie auch Abt Heinrich
zu Braunschweig. „Es hat Bischof Conrad von dieser Legation viel
schön Kirchengezierd mit ihm gegen Worms gebracht."
 
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