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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Viertes Heft (1874)
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Praktische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0090
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Praktische Notizen.

Nr. 4. 1874.

Waschanweismlfl fiir fiirbige Ttickercien anf Lcinwand?)

Man bringt die zu waschende Sache in nicht zu warmes reines
Wasser ohne jegliche Beimischung von Soda oder Lauge
und wascht es sogleich mit gewöhnlicher Waschseife heraus, — doch
immer so, daß kein Wassermangel ist, — man muß vielmehr, wenn
man geseift hat, im Wasser die Seife reiben, nicht trocken über dem
Wasser, mie man sonst zu thun pflegt, da Letzteres den Farbcn schadet.

Jst es so das erste Mal heraus gewaschen, bringt man es schnell
in ein zweites warmes Wasser und wascht es uochmals ohne Seise
heraus. — Dann wird es in kaltem Wasser recht geschwcnkt, hierauf
aus einem geblauten Wasser, und schließlich aus einer gekochten Stürke
heraus gewunden und zum Trocknen aufgehängt. Bei Stickereien von
gelbem Garne oder gelber Seide ist es nöthig, stark zu bläuen.

Hauptsache beim Ganzen ist, daß man den Gegenstand niemals
ausgewunden auf cinander liegen lüßt; oder im Wasser, ohne daß
es darin schwimmt, denn dieß kann am meisten verderben. Wird man
also vom Waschen schnell und unerwartet abgerufen, so wolle man den
Gegenstand nur in kaltes Wasser legep, und es wird ihm nicht schaden.

Bei türkisch-rothen Stickereien ist es zu empfehlen, daß man in
das letzte Wasser etwas Fabrikessig gießt und den Gegenstand eine
Weile darin liegen läßt, weil dieß die türkisch-rothe Farbe besonders
lebhaft macht.

Eine weitere Hauptsache ist nun auch das Bügeln. Jst der ge-
waschene Gegenstand nur etwas abgetrocknet, so wird er noch zicmlich
naß auf sehr meicher Unterlage, — aus einem drei- bis vierfachcn
Bügelteppiche, über den man ein reines Tuch spannt, — gebügelt.
Dabei wolle nicht übersehen werden, daß man Stickereien überhaupt
auf der Rückseite bügelt, damit sich solche, besonders Schriften, recht
erhaben ausprägen, und muß man solche so lange bügeln, bis sie ganz
durchgetrocknet sind. Deßhalb ist es oft gerathen, ein altcs leichtes
Tuch anfangs auf die Stickerei zu legen, damit die heißen Bügeleisen,
die im Grunde glühend sein sollen, deu noch nassen Farben nicht wehe
thun. Werden nämlich die Stickereien nur seucht gebügelt, wie anderes
Weißzeug, so wird es nie schön werden, während es beim nassen Bügeln
immer wieder wie neu wird. .

Jst die Stickerei so auf der Rückseite gebügelt, so kehrt man di
Albe, Rochette oder Wartuch um und bügelt das Uebrige auf tw
rechten Seite.

Hat man mehrere Stücke zu waschen, so wird jedes einzeln behandelt

*) Wir verdankcn diese sehr praktischen Recepte dcm riihmlich bekcinnte
Stickerei-Jnstitute der Fräulein Osiander in Ravensburg.

L,


Um Pallen zu waschen, muß man zuerst den Carton herausnehmcn.
Die mit Gold verzierten Pallen werden mit einer etwas feinen Kleider-
bürste mit Seife und lauem Wasser auf einem Tische leicht überbürstet
und sogleich wieder ins laue Wasser gebracht. Solche werden nicht
gestärkt, sondern nur durch ein gebläutes Wasser gezogen, in ein reines
trockenes Tuch geschlagen und sogleich gebügelt.

Wird alles Obige' beobachtet, so kann man die Farben der Sticke-
reien, sowohl in Seide als in Garn, Jahre lang frisch und schön erhalten.

Ttiirkc-Neccpt.

Vi Pfund Stärke, ein Baumnuß großes Stückchen rbeißes Wachs
und eine Messerspitze voll Ultramarin-Pulver wird mit kalteck Wasser
angerührt und dann noch auf denr Feuer siedend gemacht. Solche
wird dapn beim Gebrauche nach Bedürfniß verdünnt, je nachdem die
Leinwand leichter oder schwerer ist. Das Wachs in der Stärke er-
leichtert das Bügeln sehr und gibt der Leinwand einen schönen Glanz.

Aus eine Albe rechnet man ungefähr Vs Vierling Stärke.

Mittcl, die Opscrstvckc vvr Tiebett zu schiitzcn.

Es gibt eine doppelte Art, eincn Opferstock zu plündern: 1. ihn
zu erbrechen, wogegen die Festigkeit des Stoffes schützen muß; 2. von
oben durch den Mund Stäbchcn einzulassen, an deren Ende sich guter
Leim befindet. Dagegen hilft öfteres Entleoren, und das Einschütten
von Sand. Die leichten Körnchen werden von dem Stäbchen erfaßt
und nehmen ihm durch Hängenbleiben die Möglichkeit, die schweren
Geldstücke zu fassen. Ein anderes nicht minder praktisches Mittel gegen
diese Art der Beraubung ist die Anbringung von mehreren gegen einander
gekehrten schiefen Eisenblcchtafeln im Hohlraume des Opferstockes, welche,
wenn sie etwas über einander greifeu, das Geld zwar hinunteofallen,
aber nicht mehr mit Leimruthen odcr anderen Jnstrumenten herauf-
nehmen lassen.

Zur Tymbolik des Eitthorns nnd Elephanten.

Jn einem Pergamentcodex des 9. Jahrhunderts, der Bibliothek
zu Monza gehörig, befindet sich eine sehr interessante Miniaturmalerei,
und zwar ein Doppelbild: nämlich in der obcren Abtheilung das Bild
des hl. Gregor des Großen, schreibend und auf die Taube an seinem
Ohre horchend, während zu seinen Füßen ein Diacon in knieender
Stellung die Hände wie zur Darbringung ausbreitet, wohl der Schreiber
oder Donator dieses Codex. Jn der unteren Abtheilung aber erblicken
wir einen Baum mit fünf, nur wenig belaubten Aesten, deren einer,

der äußerste zur Linken des Beschauers, eine feigenartige Frucht trägt.
Am Baume hängt ein Thier, das einem Elephanten gleicht. Sein
Kopf ist gesenkt und auf demselben ein nasartiger Auskvuchs und ein
gekrümmtes Horn sichtbar; den Rüssel, zu dessen Seiten zrvei mächtige
Zähne stehen, trägt es eingezogen. Seine Mitte umgibt ein breiter,
ornamentirter Gurt, links und rechts von demselben lesen wir die
Jnschrift: Viri-eorum. Der Maler bezeichnct also das Thier als Ein-
horn. Air dem Fuße des Baumes scheint rechts eine Schlange sich
emporzuwinden,l deren Kopf vielleicht über dem Nücken dieses Ein-
horns zu suchen ist; doch läßt die uns vorliegende Photographie der
Miniatur rveder den Leib' noch den Kopf der Schlange deutlich er-
kenncn. Unter dem Baume treten gleichfalls noch Spurcn eincr Jn-
schrift hcrvor, davon die Buchstaben i o gut zu lesen sind.

Ehe an die Erklärrrng dieses Bildes der unteren Abtheilung,
närnlich des anr Baume hängenden Einhorns, gegangen rverden kann,
möchte die Frage zu erledigen sein, rvie es denn rnöglich gewesen,
das Einhorn in solcher elephanten- und nashornähnlichen Gestalt zu
geben? Die Antrvort ist kurz diese: Jm 9. Jahrhunderte rvar die
Vorstellung des Einhorns, als eines jungen Pferdes mit langem,
geraden Hornc auf der Stirne, rroch nicht ausgebildet. Nicht ein fabel-
haftes, sondern ein rvirklich existirendes Thier suchte mau unter dem
hebräischen Uosur der heiligen Schrift. Die Siebzig übersetzten es mit
„Eiuhorn", die Vulgata hat ebenfalls urriooriirrrm, aber
auch rliiri026r08 (chiuxxpcuch, „Nashorn", wieder Andere wollten
darunter eine Gattung Büffel verstehen. Wie überall, so war auch.
hier die heilige Schrift maßgebend. Hätte unser Zeichner je ein leben-
diges Nashorn gesehen, er rvürde damals, wie aus dem Folgenden
hervorgehen mag, nicht angestanden habeu, ein solches zu zeichnen,
und gleichwohl mit der Jnschrift urriooruis zu versehen.

Der Ursprung des genannten Codex einerseits rrnd andcrerseits
das Bild des hl. Gregor lassen es rathsam erscheinen, bei der Deu-
tung dieses uuiooriii» vornehmlich zweien Autoritätcn zu folgen, dem
hl. Ambrosius und dem schon genannten hl. Gregor dem Großen.
Beide aber deuten verschieden.

l. St. Arnbrosius in seiner Erklärung des 43. Psalmes
8. Fmlir. oä. Niguo tour. I. pag. 1097) sagt zu V. 6: „lu to iuiuri-
008 U08tr08 V6iitilu1iiruu8 ooriiu": (jrricl 68t veutiluro oorurr? Ooäit
Uoiuiurr8 coruuu pluriliu8 auiiuautiliu8, ut p088iut 86 u torururu
inSur^iono äccköuäoro. läsoguo ot li08,l60iii Irsciusutär ro^cktit. . . .,
ari68 guoguo arietat luprrru. Lrgo ea, cjua.6 ooruuu Iialiont uui-
rualia, voutiluro äiountur. 8oä Iioiuo oorurra nou Iia1i6t. K)uo
nioäo orZo voutilat? Iluäo? Viäo, 8oriptura gurä äioat? In to,
 
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