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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Drittes Heft (1874)
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Technische Erklärung der Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0075
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T-echmcht AchliMU llei> Drili>lxe,>.

Tafel XIV.

Nr. 1. Romanische Bordüre zu einem Altar- oder Communion-
tuche. Bei Ausführung derselbeu im Tambourstiche ist hauptsächlich
darauf zu achten, daß die Spitzen scharf und die Nundungen genau
gearbeitet werden. Zu einfacher Behandlung wählt man türkisches Garn
Nr. 60, zu reicherer Ausführuug braune Seide und Brillant-Goldfaden.

Nr. 2. Zeichnung zu einer Palla mit Stielstich-Stickerei in grauer
Seide.

Nr. 3. Zeichnung zu einer Stola nach altem Muster in Band-
form. Man wähle hierzu als Grundstoff rothen Köpperatlas und führe
die durchlaufenden Verschlingungen mit Silberfaden, das übrige Orna-
ment mit Goldfaden im Heftstiche aus; umrändere die ganze Stickerei
mit matter, stark gedrehter Goldschnur oder schwarzer Seide. Die
Zeichnung zeigt die Mitte der Stola mit dem Kreuze und das Motiv
wird nach beiden Seiten so oft wiederholt, bis die Stola die Lünge
von 2Vs Meter erreicht. Natürlich werden an den beiden Enden auch
die Kreuze wieder eingesetzt.

Tafel XV.

Nr. 1. Umrahmung eines Fahnenbildes in romanischem Style. —
Das Bild selbst folgt in der nächsten Lieferung. — Angenommen, daß
der Grundstoff der Fahne weiß ist, so dürften folgende Farben, ver-
bunden mit Gold- und Silberfaden, eine sehr gute Wirkung hervor-
bringen: u. Silber, b. himmelblau, o. Glanzgold, ä. grttn, o. violett,
k. ceriseroth, Z. weiß, ll. hellbraun. Gold und Silber werden im Heft-
stiche, alles Uebrige im Tambourstiche ausgefüllt.

Nr. 2. Bordüre zu einer Albe, einem Nochet oder Altartuche in
romanischem Style. Die Ausführung ist ganz so, wie bei Figur 1 auf
Tafel XIV.

Tafel XVI.

Nr. 1. Zeichnung zu einer Palla, deren Mittel im Stielstiche mit
brauner, waschächter Spitzenseide auszuführen ist, während die Einfaffung
mit einfachem, starkem Goldfaden aufgeheftet wird.

Nr. 2 und 3 detto im Tambourstiche mit türkischem Garne in
Contour auszuführen.

Nr. 4. Rochetbesatz, der mit grauer Seide Nr. 91 und türkischem
Garne Nr. 60 auf feine Leinwand zu tambouriren ist. Man arbeitet
zuerst die Seide und fchließt alsdann die zweite Contour in roth als
tz l Schatten an.

Nr. 5, 6 nnd 7. Randverzicrung zu einem Corporale. Nr. 5
bildet die Ecke. Da jede Erhöhung in der Stickerei dem Zwecke des
Corporale hinderlich wäre, so ist die einzige zulüssige Verzierung ganz
an den Rand zu setzen und mit völlig flachen Stichen — Steppstich —
in Garn oder Seide auszuführen. Man lasse am Rande so viel Lein-
wand, als die Breite der Verzierung ausmacht und säume dieselbe nach
Vollendung der Stickerei, so daß die Kehrseite derselben ganz gedeckt
ist, und das Corporale einen breiten, gestickten Saum erhält.

Nr. 8, 9 und 10. Verzierungen zu Pallen. Nr. 8 eignet sich
zum Plattstiche in weißer feiner Cordonnetseide, Nr. 9 zu Stielstich mit
grauer Spitzenseide und Einfassung in Roth, Nr. 10 zu Tambourstich
in Grau und Roth.

Nr. 11 und 12. Nandverzierung zu cinem Corporale oder, etwas
vergrößert, zu einem Kelch- odcr Ciborien-Velum; in letzterem Falle
mit Gold im Heftstiche gearbeitet.

Tafel XVII.

Nr. 1. Romanisches Ciborium. Nachbildung eines kupfer-
vergoldeten Ciboriums vom Schlusse des 12. oder Anfange des 13. Jahr-
hunderts, im k. bayer. Nationalmuseum zu München besindlich. Die
Form dieses Ciboriums war im Mittelalter in häufigem Gebrauche;
so z. B. ist das in dem vortrefflichen Werke von Viollot - 1o - vue,
„vicüionnairo roisonno ckn mobilior kran^Liofl' toin. II. xaZ. 222,
abgebildete Ciborium in dem Museum des Louvre; ferner das auf-
Seite 190 desselben Werkes dargestellte Ciborium der Kathedrale von
Sens von ganz ähnlicher Gestaltung, nur mit reicherer Ornamentik
geziert.

Die Flächen unseres Gefäßes sind überall nur mit Gravirungen,
nicht mit aufgesetzten, spitzigen oder scharfkantigen Verzierungen über-
zogen, ganz entsprechend dem praktischen Zwecke. Wie viele Ciborien
sieht man heutzutage noch, die nur dazu gemacht scheinen, um die
Hände des Priesters, der dieses Gefäß, noch dazu zur Winterszeit,
oft über eine Viertel-, wohl gar eine halbe Stunde lang in einer Hand
tragen muß, zu stechen und zu verwunden.

Das im Nationalmuseum zu München befindliche Original ist etwas
kleiner, als die hier gegebene Zeichnung, und zeigt in tiefer, kräftiger
Gravirung dieselben Ornamente und in den Medaillons Brustbilder
von Engeln und Heiligen. Wir haben hier für den Fall, daß der
ausführcnde Meister im Graviren der Figuren nicht sichcr genug sein
sollte, 6 Medaillons mit romanisch stplisirten Blumen angegeben (a,

6, o, ä, o und 1), welche abwechselnd auf dem Deckel und an der
Cuppa des Gefäßes zu vcrtheilen wären.

Bei A, Ii und i sind jedoch drei Brustbilder von Engcln mit
Spruchbändern, welche in den 6 Medaillons des Deckels und eben so
vielcn der Cuppa vertheilt, den Text der Antiphone des Breviers tragen:

„0 saoi'inii ooiivivium, iu giio Olii'ioluoi 8umitui; i-ooolitur
iiioiiioria Mssionis osus, uions roxlotur gratia ot kuturao Aloriao
noliis pignus ckaturV

„O heiliges Gastmahl, in welchem Christus genossen, das An-
denken Seines Leidens erneuert, der Geist mit Seiner Gnade erfttllt
und uns cin Pfand dcr künftigen Glorie gegcbcn wird."

Die geringe Ausladung des Knopfes (nockus) rechtfcrtigt sich durch
die vorgeschriebene Haltung der Finger des die Communion spendenden
Priesters.

Dasselbe Gefäß mit kleinem, gleich von der Cuppa auslaufendem
Fuße, kann als Consecrationspyxis ausgeführt werden, cin Gefäß,
in welchem bei Ermangelung eines zweiten Ciboriums und bei einer
großen Zahl von Communicanten die hl. Hostien consecrirt und auf-
bewahrt werden. Bei Ic. ist eine kleine Skizze der Anlage dieser Pyxis.

Nr. 2. Gothischer Kelch mit gravirten Figuren und Orna-
menten, nach einem Originale aus dem 14. Jahrhunderte im Bene-
diktinerstifte Admont in Steyermark.

Am Fuße besinden sich 6Medaillons, einLamm Gottes, vierApostel-
figuren und ein Kreuz; (I, ni, n); bei o ist die obere Ansicht des Knopses
gegeben. Auf dem Admonter Originale (in der Zeitschrift „Kirchen-
schmuck, Blätter des christlichen Kunstvereines für die Diözese Seckau,"
Jahrgang 1873 Nr. 7 beschrieben und abgebildet) sind jedoch andere
Figuren am Fuße, sowie am Knopfe statt der hier angegebenen Laub-
werksformen stylisirte Drachen zu sehen; nach der nn demselben an-
gebrachten Jnschrift stammt er vom Jahre 1350.

Die Figuren in den Medaillons des Fußes mit den zugehörigen
Ornamenten, sowie die Jnschriften in den beiden Nöhren sind in kräf-
tiger Gravirung, die Blätter am Nodus in flachem Relief getrieben
auszuführen, und dürfte auf diese Weise die Herstellung dieses elegant
geformten Kelches nicht zu viel Kosten erfordern.

Tafel XVIII.

Zeichnung zu einer in Holz geschnitztcn und vergoldeten Hänge-
lampe, nach einem im germanischen Museum zu Nürnbcrg bcsindlichen
Originale aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
 
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