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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Viertes Heft (1874)
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Erklärung der Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0089
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Tafcl XXI.

Zeichnnng zu einein gestickten Kissen. Solche Kissen dicnen
in der kirchlichen Liturgie zu verschiedeneni Gebrauche. Die häufigste
Verwendung sinden sie auf dem Altare als Meßbuchkissen; in Kathedral-
und Abteikirchen hat man mchrere Kissen nothwendig als Kniepolster
für den Bischof oder Abt; auch auf den Betschemel eines Bischofes
werden Kissen gelegt; für die Char- und Psingstivoche sind in größercn
Kirchen ebenfalls 3 Kissen nothivendig, auf ivelche die functionirendcn
Geistlichen ivährend der Allerheiligen--Litanei nach der Weihe des
Taufmassers ihr Angesicht legen.

Die Farbe dieser liturgisch nothwendigen Kissen richtet sich nach
der Farbe des betreffenden Ofsieiums. Zu einem Meßbuchkissen, ivelches
für größere Festtage bestimmt ist, iväre demnach die iveiße Farbe die
am meisten zu empfehlende.

Der zu vorliegender Zeichnung zu verivendende Stoff wäre ent-
weder weißer Cachemir, weißes Tuch, oder Seide; die Arbeit der
Stickerei: Tambourstich mit Cordonetseide; das Kreuz im Vierpaß
goldfarbige Seidc auf- blauem, applicirten Grunde, die Stiele bronce-
farbig, die Blätter apfelgrün, die Blumen cerisroth mit moosgrünem
Kelche. Die Knospen iverden etwas dunkler ceris gehalten, als die
Blumen selbst.

An den 4 Ecken des Kissen können zur reicheren Verzierung auch
dichte Quasten in Gold oder vielfarbiger Seide angebracht werden.

Tafcl XXII.

Auf diese Tafel haben wir eine größere Anzahl verschiedcner
Sticharten mit deren beigedruckter Benennung photographiren lassen;
in den nachfolgenden Heften werden wir bei Erklürung von Stramin-
stickereien öfter Gelegenheit haben, hierher zu verweisen.

Tafel XXIII. und XXIV.

Bild des hl. Joseph mit dem Jesuskinde zu einer Fahne
für St. Josephs-Bruderschaften, katholische Gesellen- oder Arbeiter-
Vereine, Casino's u. dgl. Die Fahne selbst in ihrer ganzen Zusammen-
-^-ö stellung ist auf der Rückseite der folgenden Tafel XXIV. skizzirt. Die
Umrahmung des Bildes in reicher romanischer Laubwerks-Stickerei
sn haben wir bereits in Heft III., Tafel XV. gegeben.

Däs Bild des hl. Joseph sammt dem Hintergrunde soll in^Appli-
cation ausgeführt werden.

Arhlürung iler Tnselij.

Als Fond wähle man klein gemusterten Goldstoff, dcr bis zur
Linie V reicht; von da ab einen buntfarbigen Brokat mit kleinem
geometrischen Dessin — einen Vorhang darstellend und von den beiden
Engeln Nr. 9—10 gehalten. Was die Zubereitung der nöthigen Stoffe
zur Application, die Zusammenstellung und Schaffirung des Bildes
selbst betrifft, so verweisen wir auf die Erklärung dieser Arbcit im
2. Heft. Es erübrigt der Stickerin nur die Wahl der Farben und die
Beobachtzing der diversen Linien. Die punktirten Linien müssen mit
Goldfaden, die gezogencn mit Seide in dunklerer Schattirung aber
von dcr Farbe des Stoffes im Stielstiche gearbeitet werden. Die Haare
des Christkindes hellblond, die des hl. Joseph braun mit grau untcr-
mischt, der Mantel des hl. Joseph röthlich violett mit moosgrünen
Umschlägen, das Kleid desselben mattgelb ins Braune übergehend,
das Kleid des Jesukindes mittelroth, der Mantel hellblau,-die Ver-
zierungen in Gold. Die Lilie wird im schrägen Plattstiche mit starker
Cordonetseide in Farbe gestickt und mit braun contourirt, die beiden
Nimbus mit schön gedrehten Cordeln in Gold und roth angelegt.

Die Gemänder der beiden Engel auf Tafel XXIV. meiß, Stola
roth und Gold, die Flügel in den Regenbogenfarben platt gestickt.
Die Figuren können auch separat gestickt und dann auf den Fond
applicirt werden; Hauptsache bleibt, daß das Bild wcich und biegsam
sei und ohne Falten aufgeträgen wird.

Das Kreuz und der metallene Träger müsscn sehr dauerhaft und
doch nicht zu schwer gehalten werden, was besonders von letzterem gilt;
denn sonst ist es für einen Mann fast unmöglich, das Uebergewicht
dieses Theiles zu bemältigen; es ist daher gerathen, diesen Träger
aus lauter hohlcn Messingröhren von verschiedener Stärke zusammcn
zu setzcn, und das getriebcne Laubwerk daran zu befe-stigen.

Tafel XXV.

Nr. 1. Caselkreuz auf Stramin. Man wähle hierzu mittel-
fcinen Stramin, führe Ornament und Fond im Gobelinstiche — schräger
Stich über 2 Fäden in der Höhe und 1 Faden in der Breite — aus
und verwende hierzu als Stickmaterial Floretseide in den angegebenen
Farben. 'Damit sich das Mittel besser abhebt, könnte das Medaillon
in rother Seide, der Name Jesu in blassem Golde ausgeführt werden.

Nr. 2. Ansatz zu demselben nach unten.

Nr. 3 und 5. Bunte Borduren zu diverscn Zwecken.

Nr. 4 und 6. Borduren, welche bunt aus Stramin oder mit
farbigem Garne auf grvbe Leinwand im Kreuzstiche ausführbar sind.
Jn letzterem Falle eignen sie sich vorzüglich zu Verzierung von Sakristei-
Handtüchern und zwar läuft Verzierung Nr. 4 durch die ganze Lünge
des Handtuches, während Nr. 6 die beiden Enden eines zweiten
ziercn würde.

Tafel XXVI.

Hochaltar in vergoldetem Messing mit getriebenen
Figuren, für die Stadtpfarrkirche zu Feldkirch in Vorarlberg, aus-
geführt in der Werkstätte von Jos. Götz in Regensburg.

Die örtlichen Verhültnisse machtcn es nothwendig, die bestchende
Altarmensa, welche in der Mitte eine Höhlung zur Aufnahme der
Figur Christi im Grabe für die heilige Charwoche enthält, mit einem
beweglichen Antipendium zu versehen. Jn demselben befindet sich in
der Mitte ein reich mit Steinen und Emails geziertes Kreuz, rechts
und links die getriebenen Figuren des hl. Erzengels Michacl und
Abels, des Gerechten; diese beiden Figuren sind gewählt mit Rücksicht
auf das kurz nach der Wandlung folgende Gebet im Canon der hei-
ligen Messe.

Der Aufsatz besteht aus einem doppelten Tabernakel und einer
Retable zu beiden Seiten; diese 3 Haupttheile ruhen auf einem durch-
laufenden, nach vorne vorspringenden Sockel, welcher als Leuchterbank
für kleinere Altarleuchter dient. Für gewöhnliche Zeiten stehen auf
der Retable die 6 Hauptleuchter. Die auf der Zeichnung angegebenen
thurmfürmigen, mit starkem Krpstallglase werschlossenen Religuicn
behälter sind nur für höhere Festzeiten bestimmt. Diesclben dürfen
jedoch nicht auf den Altar gestellt werden, wenn das Allerheiligste
ausgesetzt wird, und sind für diesen Fall auf den beiden Lcuchterstufen
eine größere Anzahl Kerzenleuchter und Bluniengefäße anzubringen.

Man kann sich leicht vorstellen, wclch' großartigcn Effekt ein
solcher reich mit Figuren geschmückter, mit farbigen Glasflüsscn und
Emailplatten gezierter Altarbau, sei es bei Tag, im Glanze der Sonne
strahlend, sei es bei Nacht, wenn die vielen Lichter in seinen Flächen
sich spiegeln, aus das gläubige Volk machen muß. Es ist auf solche
Altäre der alte, oft über der Najosta^ voiuini angebrachte Spruch
anzuwenden:

Nooo Nllrouug rua^ui lulMscät koZis ot VZui.

Siehe, es strahlct der Thron des großen Königs und Lammes!
 
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