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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Heft 2-3
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Tietze, Hans: Der Kampf um Alt-Wien, I: Alt-Wiener Friedhöfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0033
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Hans Tietze Der Kampf um Alt-Wien

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esse mehr. Sie kann noch für die Rettung der wich-
tigeren Grabmonumente Sorge tragen, aber als Ge-
samtkomplex hat er seinen Wert für sie verloren.
Das ist das Stadium, in dem sich manche der Alt-
Wiener Friedhöfe befinden; in erster Linie der alte
Währinger Friedhof, der sonst durch seine illustren
Toten und seine schönen Grabmäler den ersten Platz

herangerückt sind und der deshalb noch viel von
seinem weltfremden, stimmungsvollen Charakter be-
wahrt hat. Bei anderen Friedhöfen ist der unver-
meidliche Prozeß in ein aktuelles Stadium getreten
und die Gemeinde versucht seinen Verlauf durch gut
gemeinte Mittel zu verzögern. Der alte Matzleins-
dorfer und der „neue“ Währinger Friedhof sind jetzt

Fig. 10 Partie vom alten Währinger Friedhof

beanspruchen dürfte. Die Riesenhäuser der Karl-
Beckgasse, der durch das Anwachsen von Weinhaus
und Gersthof so stark gewachsene Straßenverkehr
machen seine Weiterexistenz unmöglich und nur
dogmatischer Starrsinn, nicht aber eine sinnvolle
Denkmalpflege könnte sich diesem natürlichen Gange
der Dinge widersetzen.

Etwas besser steht es noch mit dem Schmelzer
Friedhofe, an den die mächtigen Häuserzeilen der
ihm angrenzenden Industriebezirke noch nicht völlig

von wenig auffallenden, mit Drähten eingefaßten
Wegen durchquert, so daß sie wenigstens nicht mehr
als Verkehrshindernisse empfunden werden und noch
einige Zeit im Sinne öffentlicher Gärten einige Er-
holung für Auge und Lunge bieten können. Der
eigentliche Friedhofcharakter ist aber doch schwer
geschädigt; bei ersterem läßt er sich aber noch hie
und da, bei günstiger Aufstellung voll empfinden und
dann gehört der Gottesacker, auf dessen ausgedehnten
Rasenflächen sich die vereinzelten Kreuze zwischen
 
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