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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 1-2.1927-1929

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Pächt, Otto: M. J. Friedländer: Dierick Bouts-Joos van Gent. P. Cassirer, Berlin 1925
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Stechow, Wolfgang: Hans Kaufmann: Der Manierismus in Holland und die Schule von Fontainebleau
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https://doi.org/10.11588/diglit.71659#0068

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Es war die Absicht dieser Ausführungen, den Gedanken einer Kritik zu ver-
wirklichen, welche sich nicht mehr auf subjektiven Werturteilen aufbaut, die
letzten Endes doch an das Gewicht der wissenschaftlichen Persönlichkeit ihres
Autors appelieren, sondern auf objektiven Kriterien, d. h. solchen, die einem
jeden die Möglichkeit zu ihrer Überprüfung geben. Eine solche Kritik trägt die
Berechtigung zu ihrem Vorgehen in sich selbst.
Wien, Oktober 1926. Otto Pacht

HANS KAUFFMANN, Der Manierismus in Holland und die Schule von
Fontainebleau. Jb. der preuß. Kunstsammlungen XLIV (1923), S. iBqff.
Im Zusammenhang mit tiefgreifenden Veränderungen in der Einstellung zum
Problem das Manierismus haben heute alle Forschungen über dieses Gebiet er-
höhtes Interesse gewonnen; und so ist es wohl gerechtfertigt, wenn hier auch
eine schon etwas ältere derartige Arbeit kritisch besprochen wird. Die Prüfung
der in ihr aufgestellten These ist um so notwendiger, als sie — was der Verfasser
übersehen zu haben scheint - bereits einmal vor längerer Zeit kurz, aber in schrof-
fer Form vertreten worden ist1), ohne daß seitdem zu ihr Stellung genommen
worden wäre2).
Eine gerade bei der heutigen Einstellung zum Manierismus notwendige Be-
merkung im voraus: Wenn K. vom „Manierismus in Holland" spricht, und ich
im folgenden diesen Terminus beibehalte, so muß zunächst die Gefahr eines
Mißverständnisses beseitigt werden. Es wird nämlich darunter hier nicht die
unter den europäischen Gesamtbegriff Manierismus zu subsumierende Ent-
wicklung der holländischen Kunst des 16. Jahrhunderts, also einschließlich des
„Romanismus" von Scorel bis Heemskerck verstanden, sondern eine bestimmte,
eng geschlossene Stilstufe, zu deren Kennzeichnung man das Werk der Haar-
lemer „Akademiker", vor allem des Goltzius und des Cornelis van Haarlem, dazu
, Von L. Dimier in dem von K. in anderem Zusammenhange einmal flüchtig zitierten
Buche: French painting in the 16. Century, London 1904, wo auf S. 231 nach einem längeren
Hinweis auf sehr enge Verwandtschaften zwischen der Schule von Fontainebleau einer-
seits und Floris, Spranger, Goltzius, van Mander, Cornelis van Haarlem u. a. andererseits zu
lesen steht, daß „for the last quarter of the century it is with Fontainebleau, rather than with any
school in Italy itself, that most of the Italianising artists of Flanders (worin er nach dem obigen
die Holländer mit einbezieht) must be connected". Diese Auffassung hat Dimier in seinem
Buche: Histoire de la peinture francaise I, 1925 nochmals ganz ähnlich zum Ausdruck ge-
bracht sowie auch die Wichtigkeit der Reisen jener Holländer sehr betont, wobei wieder er von
K.s Aufsatz keine Notiz nimmt; er versteigt sich hier (64) sogar zu der Behauptung, daß sich
an Spranger („empreint plus que personne des exemples des Fontainebleau") in Prag H. von
Aachen, Heintz u. a. anschlossen „pour faire de Prague une sorte de Fontainebleau repercute“(!).
, Ich bespreche K.s Aufsatz an dieser Stelle um so lieber, als ich von eingehenden eigenen
Ausführungen über das gleiche Gebiet, die ich bald vorzulegen hoffe, die notwendige Ausein-
andersetzung mit ihm gern abtrenne.

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