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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 1-2.1927-1929

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Brunov, N. I.: K. Wulzinger: Byzantinische Baudenkmäler zu Konstantinopel
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Antal, Frederick: Roberto Longhi: Un San Tomaso del Velazquez e le congiunture italo-spagnole tra il' 5 e il' 600
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https://doi.org/10.11588/diglit.71659#0166

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auch ganz gewiß die Asymmetrie und Unregelmäßigkeit des Grundrisses zu er-
klären ist. Der Tekfur nimmt die höchste Stelle des Blachernenviertels ein. Sein
Architekt war ganz besonders bestrebt, einen weiten Ausblick in die Umgebung
zu geben. Der Tekfur war ein prächtiger Sommersaal auf der höchsten Stelle
des Blachernenpalastes, der einen malerischen Ausblick in die Ferne gewährte.
Was W. unter Stilbetrachtung versteht, geht klar aus seiner „Stilistischen Unter-
suchung" des Tekfurs (S. 78-84) hervor. „Für die stilistische Beurteilung ist
zunächst die Einteilung und Gliederung der auf ihren ersten Zustand reduzierten
Fassaden maßgebend" (S. 78); daraufhin folgt eine Einteilung des ganzen Kapi-
tels nach den einzelnen Fassaden, bei deren Betrachtung er auch stehen bleibt.
W.s Stilbetrachtung erscheint dadurch kahl und öde, da durch die stückhafte Be-
trachtung die einzelnen Motive nicht als Symptome eines Stils erfaßt und
gewertet werden können. Die Hauptprobleme der Architektur - Raum, Masse,
ihre gegenseitigen Beziehungen und eine Menge anderer - existieren für W.
gar nicht. Unter den Archäologen ist die Ansicht verbreitet, daß die Stil-
betrachtung etwas nicht so Ernstes ist wie das Studium der Formen und Konstruk-
tionen, deren Statistik und der minutiöse Vergleich der Einzelheiten. Wenn auch
die Stilbetrachtung zugelassen wird, sieht man sie oft als etwas sehr Einfaches
an, als eine Methode, die keine ernste Vorbereitung beansprucht. W.s Unter-
suchung des Tekfur-Serai ist der beste Beweis gegen diese Anschauung.
Moskau, April 1928

N. Brunov

ROBERTO LONGHI, Un san Tomaso del Velazquez e le Congiunture
ITALO-SPAGNOLE TRA XL'j E Il'6oo. (Vita Artistica, 1927, IL Nr. I.)
Was Roberto Longhi seit etwa einem Jahre in der römischen Zeitschrift
„Vita Artistica"1) an Zusammenstellung und Sichtung neuen oder wenig be-
kannten kunsthistorischen Materials leistet, die Art, wie er die aus diesem Material
resultierenden kunsthistorischen Probleme formuliert und löst, gehört mit zu
dem Wenigen, was unsere Disziplin in den jüngsten Zeiten als wirkliches Plus
zu verzeichnen hat. Meistens werden an der Hand von einzelnen Neubestimmungen
oder anläßlich der Publikation bisher unbekannter Werke (L. zieht meistens das
reiche, undurchgearbeitete Material der Galerie Borghese oder die noch unge-
hobenen Schätze französischer Provinzmuseen heran) unmerklich eine solche
Anzahl neuer Zusammenhänge bloßgelegt, daß jeder dieser Aufsätze ein neues
Kapitel der italienischen, teilweise auch der nordischen Kunst hell beleuchtet.
Es werden zwar auch einzelne Skulpturen behandelt (es fallen z. B. inter-
essante Streiflichter auf Quercia, auf Michelozzo, vor allem auf Bernini, dessen
') Die Zeitschrift erscheint neuerdings unter dem Namen „Pinacotheca".

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