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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0246

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232

Der Krieg gegen Perseus.

Durch ein Bündnis mit dem Thrakerkönig Kotys hatte sich Perseus
den Rücken gedeckt und sich die Söldnerkräfte dieses Landes ge-
sichert, und die weit nach Norden reichenden Verbindungen Make-
doniens mit den Bastarnern hatten sogar einmal den Gedanken auf-
kommen lassen, diese Stämme zu einem Einfalle nach Italien selbst
zu bewegen.

Trotzdem hat Perseus nie einen eigentlichen Angriffskrieg ge-
plant. Die Belastungsprobe, welche Italien im zweiten Punischen
Kriege ausgehalten hatte, machte, von allem anderen abgesehen, jeden
solchen Gedanken unmöglich, und ein Barbareneinfall hätte höchstens
den Wert einer Diversion haben können. Dazu kam, dafs dem Plus,
welches Makedoniens bessere Konsolidierung gegenüber dem vorigen
Kriege bot, in der ganzen politischen Situation ein ebenso beträcht-
liches Minus gegenüberstand1).

An eine wirksame Koalition mit Syrien war unter keinen Um-
ständen mehr zu denken; Griechenland, damals neutral oder von
Makedonien abhängig, stand jetzt unter Roms Einflufs. Der Gedanke
der römischen Suprematie hatte ein Menschenalter Zeit gehabt, sich
einzuleben. Man konnte trotz lebhafter Sympathien, die sich für
Makedonien kundgaben, nicht erwarten, dafs sich ein namhafter Teil
der Nation dem Schwächeren tätig zuneigen werde. Pergamon end-
lich, der rührigste Gegner Makedoniens, war nicht mehr der Klein-
staat vom Jahre 200 v. Chr., sondern zu einer ansehnlichen Mittel-
macht emporgewachsen.

So war denn dem Perseus, ganz wie seinem Vater, von Anfang
an eine defensive Haltung vorgeschrieben. Wenn überhaupt, konnte
er nur dadurch zu einem glimpflichen Frieden kommen, dafs er die
Angriffe der Römer wieder und wieder zurückwies und ihnen die
Überzeugung beibrachte, dafs er entweder überhaupt nicht niederzu-
werfen sei, oder dafs seine Niederwerfung Opfer und Anstrengungen
verlange, die mit dem zu erwartenden Vorteile nicht mehr im Ver-
hältnisse standen.

Aber die Anwendung dieses Kriegsprinzipes liefs noch einen
sehr weiten Spielraum für das Verfahren im einzelnen.

Es hiefs nicht aus den Grenzen desselben hinaustreten, wenn
man mit kühnem Vorstofse Thessalien und Epiros überrannte und

') s. den Überblick über die politische Situation bei Livius 42, 29.
 
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