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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0247

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Die strategisch-politische Lage.

233

innerhalb der griechischen Halbinsel seine Verteidigungslinie so weit
wie möglich nach Westen vorschob, gerade so wie das seiner Zeit
auch Philipp getan hatte.

Diese Art der Defensive — vergleichbar der Okkupation Sachsens
durch Friedrich den Grofsen — hätte ihre unleugbaren Vorteile ge-
habt und lag nach allem, was wir hören, nicht aufser dem Bereiche der
Möglichkeit. Denn im Herbste 172, als für jeden Einsichtigen der Bruch
schon unvermeidlich sein mufste, hatten die Römer nur 5—6000 Mann
italischer Truppen auf griechischem Boden, die, nur durch einzelne
kleine griechische Landesaufgebote, wie das epirotische von 400, das
achäische von 1000 Mann, verstärkt, in weit auseinandergezogenen
Besatzungen von Ulyrien und der Orestis bis nach Larissa und Euböa
hin die Grenzlandschaften mehr beobachteten als deckten1).

Diese Vorschiebung der Verteidigungslinie hätte das Stamm-
land Makedonien wesentlich entlastet, indem sie die Möglichkeit ge-
währte, den Krieg auf Kosten der okkupierten Landschaften zu führen
und damit — worauf ja bei dieser Kriegsmethode besonders viel an-
kam — die eigenen Kräfte wesentlich geschont. Sie mufste ferner
das moralische Ansehen des Königs beträchtlich heben und konnte
nach einem Siege oder auch nur nach glücklicher Abwehr eines An-
griffes eher auf einen Stellungswechsel in Griechenland Einflufs üben,
als gleiche, an der makedonischen Grenze erreichte Erfolge.

Alle diese Vorteile scheinen so einleuchtend und selbstverständlich,
dafs es schwer wird zu glauben, es liege in der Unterlassung dieses
Vorgehens von seiten des Perseus ein freiwilliger Verzicht vor, und
man möchte sich gerne der Auffassung anschliefsen, dafs lediglich

') Der Prätor Sicinius -war im Herbst 172 mit 5000 Mann und 300 Reitern
nach Epiros gegangen (Liv. 42,36,9 nach Pokybios). — Die Angaben über eine
Armee von etwa 18000 Mann, welche Sicinius nach den Anualen befehligt hat,
sind unglaubwürdig, s. Beilage I. Von diesen 5000 Mann wurden 2000 nach
Illyrien und Dassaretien an die Grenze von Obermakedonien vorgeschoben (Liv.
42, 36, 9), 2000 nach Thessalien (Liv. 42, 47, 11). Das epirotische Aufgebot ging in
die Orestis (Liv. 42, 38, l), die Achäer nach Chalkis (Liv. 42, 44, 8. Pol. XXVII 2, 11)
Aul'serdem werden 1000 Mann als Bedeckungsmannschaften für die verschiedenen
Gesandten, welche damals Griechenland bereisten, erwähnt (Liv. 42, 37, 1). Es ist
nicht zu ersehen, ob sie von den Truppen des Sicinius genommen oder aufserdem
da waren. Zu ihnen gehören die 300 Mann, welche in Theben stationiert wurden
(Liv. 42, 47, 12). — Die Lage im allgemeinen zeichnet Livius (42, 43, 3) richtig
mit den Worten: nihil. . satis paratum ad bellum in praesentia habebant Romani . .
cum Perseus . . omnia praeparata atque instructa haberet.
 
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