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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0340

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326

Der Krieg gegen Perseus.

Zwei Bemerkungen in unseren Schlachtberichten geben jedoch
auch hier Fingerzeige zur Erklärung.

Die Trümmer des makedonischen Fülsvolkes — so heifst es in
der ersten dieser Notizen — waren auf dem Rückzüge mit der
gröfsten Erbitterung gegen die Reiterei erfüllt. Man warf ihnen
Verrat und Feigheit vor, rifs sie von den Pferden, prügelte sie, eine
Schilderung, der Nissen mit Recht das Prädikat der inneren Wahr-
heit zugesprochen hat1).

Anderseits wird berichtet, dafs die römische Reiterei nicht ver-
folgt habe, weil die Schlachtreihe der Fufstruppen dazwischen ge-
wesen wäre und man über dem Niedermetzeln derselben die Ver-
folgung der Reiterei »vergessen habe2)".

Aus dieser letzten, nicht ganz klaren Bemerkung des Livius wird
man doch so viel entnehmen dürfen, dafs die römische Reiterei an
dem Kampfe gegen das Fufsvolk beteiligt gewesen ist. Und hier
setzt nun ergänzend eine bisher nicht verwertete Notiz des Frontin
ein, die auf diesen Vorgang mehr Licht fallen läfst. Er erzählt
nämlich, dafs der Umschwung im Gefechte der Fufstruppen durch
einen Angriff der römischen Reiterei von der Seite her herbeigeführt
sei. Die Phalanx sei den weichenden Legionen in guter Ordnung
gefolgt, da habe Aemilius Paulus die Reiterei vom linken Flügel her
einen Angriff in der Art machen lassen, dafs sie an der Front der
Phalanx im Karriere entlang geritten sei und durch die Wucht von
Mann und Rofs die Lanzen geknickt und die Makedonier wehrlos
gemacht habe3).'

quoque Macedonmn alae integris abibant ordinibus. — Plut. Aem. 23: Ittooevs
tpvyfi . . . <x7it/a>QSi, Ttöv Inniiov inmxüg navicov coro ifjff /.icc/rjs dictatocoautvaiv.
') Plut. Aem. 25. Nissen, Krit. Unt, S. 270.

2) Liv. 44, 42, 3: ceterae quoque Macedonum alae integris abibant ordinibus,
quia interiecta peditum acies, cuius caedes victores tenebat, immemores fecerat
sequendi equites.

3) Frontin II 3, 20: Paulus . . . cedere instituit, ut hac simulatione per-
duceret hostes in confragosa loca, quae ex industria captaverat . cum sie quoque,
suspecta callididate reeedentium, ordinata sequeretur phalanx, equites a sinistro
cornu praeter oram phalangis iussit transcurrere, citatis equis, tectos, ut obiectis
armis ipso impetu perfringerent hostium spicula . quo genere telorum exarmati
Macedones solverunt aciem et terga verterunt. Nissen (S. 271) ist der Ansicht,
dafs die Darstellung Frontins zu der des Polybios nicht passe und auf eine
annalistische Quelle zurückgehe. Auf Livius kann die Darstellung Frontins aller-
dings nicht zurückgeführt werden. Denn er hat von dieser Tätigkeit der Reiterei
 
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