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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0346

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332

Der Krieg gegen Perseus.

die Schilde der Römer stiefsen und deren Schwerter sich nicht nahe
kommen Helsen. Als aber auch die anderen Makedonier die Schilde
von der Schulter herabzogen und mit den auf ein Kommando ge-
fällten Sarissen den Schildträgern [römischen Legionaren] entgegen-
traten, und er die Kraft ihrer engen Scharung und die Gewalt ihres
Anmarsches sah, da befiel ihn Bestürzung und Furcht, da er nie, wie
er sagte, einen schrecklicheren Anblick gesehen hatte. Und oft er-
wähnte er noch später jenes Gefühl und jenen Anblick. Damals aber
zeigte er sich den Soldaten gegenüber zuversichtlich und heiter, in-
dem er ohne Helm und Panzer an ihnen entlang ritt......

Kap. 20: Als nun die Römer der Phalanx entgegentraten und
sie doch nicht zurückzwingen konnten, ergriff Salvius, der Führer der Pä-
ligner, ein Feldzeichen und warf es in die Feinde hinein. Die Päligner
aber eilten alle dahin, — denn es ist den Italikern nach göttlichem
und menschlichem Recht verboten, das Feldzeichen zu lassen, und
furchtbare Taten wurden bei dem Zusammenstofs getan und erlitten.
Denn die einen versuchten die Sarissen mit den Schwertern abzu-
hauen oder mit den Schilden wegzudrücken oder gar mit den Händen
beiseite zu schieben, die anderen dagegen stiefsen die Lanzen mit
beiden Armen und aller Kraft vorwärts, durchbohrten die Anstürmen-
den samt ihren Waffen, da weder Schild noch Panzer die Gewalt der
Sarisse aufhielt und warfen dann die Leichen der Päligner und
Marruziner, welche sinnlos wie wütende Tiere gegen die Stöfse und
in den offenbaren Tod stürmten, kopfüber auf ihre Hintermänner1).
Nachdem so die Vordersten gefallen waren, wurden die Hinteren
zurückgedrängt. Eine Flucht war es zwar nicht, aber ein Zurück-
weichen nach dem Olokrongebirge, so dafs Aemilius, wie Posidonios
sagt, sein Gewand zerrifs, als er sah, dafs diese hier wichen, die
anderen Römer aber Angst hatten vor der Phalanx, der nicht bei
zukommen war, sondern die durch die dichten Sarissen wie durch einen
Wall geschützt, unangreifbaren Widerstand leistete. Da aber die

i) Nissen, Krit. Unt. S. 270 fafst die Stelle so, dafs die Makedonier die
Leichen über ihre eigenen Köpfe hinweggeschleudert hätten, so dafs sie hinter
der Phalanx niedergefallen -wären, und erklärt das mit Recht für eine Unmöglich-
keit. Nach freundlicher Mitteilung von Ed. Schwartz wäre sprachlich folgende
Auffassung möglich: „Die Makedonier warfen mit ihren Sarissen die Italiker nach
vorn deren eigenen Landsleuten über den Kopf, auf diese herauf: wie mit Heugabeln
schupften sie sie nach vorn, die Italiker auf Italiker."
 
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