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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Schaefer, K.: Das Moderne Kunstgewerbe im Dienste des Norddeutschen Lloyd
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0057

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Das moderne Kunstgewerbe int Dienste des Norddeutschen Lloyd.

zu konzentrieren verstanden zu einenr starken Stim-
mungseindruck, wie die Künstler dieser vier Räume.
Bruno Paul wirkt daneben etwas unpersönlich, kühl
— natürlich sehr sachlich und sicher; vielleicht hatten
wir unsere Erwartungen gerade ihm gegenüber dies-
mal zu hoch geschraubt. Sein Toilettetisch ist in
geschlossenem Zustand ein Gebäude, das zu unfüge
formen annimmt. Seine Räume und Möbel wollen
gar nichts als sachlich, praktisch und klar sein jAbb.
66 bis 68).

Unter den Bremern halten sich Abbehusen
und Blendermann und Eeg und Runge un-
gefähr die Wage. Eeg war zurückhaltender als bei
dent schwachen Licht, das durch die Rundfenster der
Schiffswand fällt, nötig war. Die ruhige Kühle der
Raumstimmung wird übrigens sehr sein geschmückt
durch die Farbsleckchen, die Frl. <£. Horm an ns
Stickkunst beigesteuert hat. Die Farben der hellgrauen
Wand zu den blaßgrünen Stuhlbezügen sind fein zu-
sammengestimmt; die Gliederung von Wand und
Decke ist natürlich und gut gelöst. Ausgeführt ist diese
Gruppe von Kabinen von der Tischlerei von Schäfer,
die auch an den Haupträumen des Schiffes neben
Bembe und pfaff starken Anteil hat. Für Abbehusen

66. Ans dem Dampfer „Kronprinzessin cCectlte": Schlafzimmer
der Luxusräume; Entwurf von Bruno Paul, Berlin;
Ausführung von den Vereinigten Werkstätten für
Kunst im and werk, München.

und Blendermann
hat Heinr. Bre-
mer die Ausfüh-
rung übernom-
men. Die Künst-
ler haben mit der
Wahl ihres Mate-
rials und der Glie-
derung derWände
einen glücklichen
Griff getan:
schwarze Leistet:
teilen Wand und
Decke in Felder
von hellenr Holz,
in denen jedesmal
eine große orna-
mentale Blunre
von der Art Pan-
kokscher Zntarsien
in dunklen Holz-
einlagen eingefügt
ist. Das ergibt
einen guten Rhyth-
nrus und würde
noch stärker wir-
ken, wenn nicht
da und dort auf
derZntarsienwand
ein Bilderschmuck
von Radierungen

67. Aus dem Dampfer „Kronprinzessin
Tecilie": Toilettetisch in einem Schlaf-
zimmer der Luxnsräume;
Entwurf von Bruno Paul, Berlin;

Ausführung von den
Vereinigten tverkstatten für
Kunst im kj and werk, München.

und japanischen
Holzschititten befestigt wäre. Auch streiten die Farben,
ein helles Blau der Polsterstoffe und ein an sich ent-
zückendes Rot in dem Birnbaumholz einzelner Möbel
mehr, als der Stimmung gut ist, gegen die Töne
der Täfelung an; die klare Geschlossenheit des Raumes
leidet ein wenig unter diesem Zuviel. Das Linien-
spiel der Intarsien ist von sicherem ün besten Sinne
modernem Geschmack.

Den durch Landhausbauten von niedersächsisch-
englischer Intimität schon rasch bekannt gewordenen
Architekten Runge und Scotland fielen bei der
Verteilung der Arbeit für die „Kronprinzessin Lecilie"
ehrenvollerweise zwei Gruppen dieser Luxuskabinen
zu. Sie haben es verstanden, ihnen einen weiträumi-
gen, hellen und freundlichen Eindruck zu geben.
Meist weiße Wände, in die, etwas unmotiviert,
Türen und Möbel von einem ausgesucht schönen,
violetten Amarantholz eingefügt sind. Auf den Wand-
feldern zierliche Aquarelle von der Hand Scotlands
als einziges Schmuckstück; im Vergleich zu dem Reich
tum Mlbrichs und der zurückhaltenden Vornehmheit

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