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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Meyer-Riefstahl, Rudolf: Die Ausstellung muhammedanischer Kunst in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0024

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Die Ausstellung Muhammedanischer Kunst in München.

td u. 20. Flasche mit zwei Relieffriesen (Tiere und Schriften,
von Grnament nmrankt, mit türkisgrüner Glasur überzogen,
Snltanabad); f2. Iahrh. (7S d. wirkl. Größe.)
Besitzer: Fritz Gans, Frankfurt a. M.

die künstlerische Psyche und den Schaffensprozeß der
Orientalen. Unsere Phantasie ist in der Regel eine
freie Gestaltung, die aus dem Gefühlsleben entspringt.
Die Phantasie des Orients ist eine durchaus in-
tellektuelle, sie ist, wenn wir so sagen wollen,
eine plastisch gewordene Mathematik. Ts lassen sich
zwei Arten von Ornament im Orient unterscheiden:
die Arabeske und das geometrische Ornament.
Die Arabeske ist ein Pflanzenornament, das aber
meistens auf einer geometrischen Grundlage, wie
Spirale oder Kreislinie aufgebaut ist. Das Natur-

2\. Napf (Sultauabad). Zeichnung in den rohen Ton ver-
tieft, dann von oben herab mit dicker dunkelblauer Glasur
übergossen. (x/a d. wirkl. Größe.)

Besitzer: Es. Kevorkian, Paris.

Vorbild hat sich so weit verwischt, daß es in den
meisten Fällen kauin möglich ist, ein Arabeskenntotiv
mit einer bestinimten Pflanze in Verbindung zu bringen.
Ts bringt Darstellungen der „Pflanze an sich". In
dem geometrischen Ornament tritt der abstrakt spe-
kulative Charakter der orientalischen Kunst noch
deutlicher zutage. Die hochinteressanten Schriften
von Bourgoin haben (wie dies früher arabische
Theoretiker getan haben) die genauen Schernen dieser
verschiedenen Dekorationsarten dargestellt, bei denen
bald ein Mittelpolygon das ganze zu ornamentierende
Feld überstrahlt, bald ein gleichmäßiges Netz geo-
metrischer formen das ganze Feld überspinnt. So
wild und erregt all diese Linien zu sein scheinen, so
werden sie doch durch den Zauberstab der klaren Speku-
lation gebändigt;
sie, die zuerst wilde
Bewegung und
Körperlichkeit zu
fein schienen, hu-
schen bei ge-
nauerem Zusehen
nur als körper-
lose Schemen über
die Fläche. Nur
diese zugrunde-
liegende Klarheit
macht solche Or-
gien der Linie
möglich. Die in
dieser Meise ge-
schaffenen Grna-
inentmotive wer-
den nun zur De-
koration der ver- , ..

,, . . . . 22. Kännchen (Snltanabad);

schiedenartlgs en Grund kräftig türkisblau, Zeichnung
Flächen verwandt; dunkelblau. ('/, d. wirkl. Größe.)
dieselben Motive Besitzer: Ej. Kevorkian, Paris.
 
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