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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Meyer-Riefstahl, Rudolf: Die Ausstellung muhammedanischer Kunst in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0026

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Die Ausstellung tNuhammedanischcr Kunst in München.

oder müssen, die uns als ein Privilegium der „hohen
Kunst" erschienen.

Man hat der Münchener Ausstellung oft von
kenntnisloser Sette zum Vorwurf gemacht, daß sie
die Arbeiten des Mittelalters und des (6. Jahr-
hunderts allzusehr in den Vordergrund gerückt und
die gleichwertigen neueren Arbeiten des Orients ver-
nachlässigt habe, daß sie in dieser Beziehung beson-
ders auf dem Gebiete der Teppiche gesündigt habe.
Ts ist das eine Auffassung, die einer genaueren
Prüfung nicht standzuhalten verniag, es spricht aus
ihr noch die alte romantische Auffassung
vom Grient, die in der orientalischen Kunst
lediglich einen Harbenrausch sieht und die sich der
strengen Hormgesetze nicht bewußt werden will,
denen sich der Orient in der guten Zeit stets unter-
worfen hat. Ts ist nicht zu leugnen, daß das \8. und
auch das fst. Jahrhundert in Persien und in der

Türkei noch eine große Anzahl koloristisch außer-
ordentlich reizvoller Teppiche hervorgebracht hat, es
genügt, an die hübschen Giordesgebetteppiche zu
erinnern. Wenn wir diese Stücke jedoch aus ihre
formen hin prüfen, so ist nur eine große Monotonie
zu konstatieren. Die wenigen Schmuckmotive, die
auf diesen Teppichen Vorkommen, werden verwandt
ohne ein höheres Verständnis für formalen Rhytmus,
und alle diese Motive entpuppen sich als Degenera-
tionsformen guter alter Motive aus den Teppichen
des (6. Jahrhunderts. Besonders interessant zu beob-
achten ist die Dekadenz auf dem Gebiete der Kompo-
sition, wenn wir einen guten persischen Tierteppich des
\6. Jahrhunderts mit einem kleinasiatischen Tier-
teppich späterer Zeit vergleichen. Bei dem ersten
Teppich ein feines Arabeskenrankenwerk, das den
ganzen Teppich zierlich überrankt und in dem die Tier-
korper mit ihren Volumen an ganz bestimmten und

29—sz. Dünnwandige,
kegelförmige Näpfe
(syrisch-mesoxotamisch)

türkisblau mit dunkelblauer
Zeichnung

(Vs d. wirk!. Größe.)
Besitzer:

£). Kevorkian, Paris.

Grund weiß, Zeichnung und Schriften schwarz,
mit wenig dunkel- und türkisblau.

breite schwarze Zeichnung,
sonst dunkelblau
 
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