Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

DOI article:
Meyer-Riefstahl, Rudolf: Die Ausstellung muhammedanischer Kunst in München
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0029

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Ausstellung Muhammedanischer Kunst in München.

36. Bronzekanne, zehnkantig, graviert und mit Silber tauschiert.
Arabesken-Medaillons, Tierfriese, Inschriften, Flechtbänder.
Arbeit des Hussein ibn Mohammed von Mofful. (Mesopotamien);
datiert 657 der Hedschra — ;260 n. Lhr.

(1/a d. wirkl. Größe.)

Besitzer: Baronne Delort de GlSon, Paris.

37. Lronzeschüffel mit aufgehämmerter und vielfach abgeblätterter
Silbertauschierung.

(Ägyptisch; Z-Z. Jahrh.) Wappen und Inschrift ans einen
Mamelukenfürsten.

(*/8 d. wirkl. Größe.)

Besitzer: Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg.

Kunst in breitem Strome nach Vorderasien
gebracht. Damit ist nicht gesagt, daß nicht
schon früher starke Handelsbeziehungen
zwischen den: Westen und dem fernen Osten
bestanden hätten. Die Byzantiner wie die
Vorderasiaten hatten von jeher mit Ehina
in Beziehung gestanden, doch bleibt die
Tatsache bestehen, daß der breite Strom der
chinesischen Einflüsse in der vorderasiatischen
Kunst erst nach der mongolischen Erobe-
rung einsetzt.

Der Kaiser Timur versuchte in der
zweiten ksälfte des s-s. Jahrhunderts, in
seiner Hauptstadt Samarkand einen Mittel-
punkt zu schaffen, in dem sich die Kunst-
übungen des Ostens und des Westens die
Hand reichten. In Samarkand haben wir
wahrscheinlich die Wiege der vorderasiatischen
Buchmalerei zu suchen, die unter ostasiatischen
Einflüssen erblühte und um (500 unter dein
Meister Behsad aus Herat ihren Höhepunkt
erreichte.

Zu Beginn des (6. Jahrhunderts reißt
sich Persien von der mongolischen Herr-
schaft wieder los und gelangt unter dem
einheimischen Geschlechts der Saflwiden
wieder zu politischer Selbständigkeit. Die
neuerrungene Freiheit wird von einem
außerordentlichen materiellen Aufschwungs
begleitet, der sich seinerseits wieder in einer
durchaus raffinierten und fein durchgebildeten
Kunst ausspricht. Aus jener Zeit stammen
die meisten jener prunkvollen Seiden- und
Brokatsamte mit figürlichen Darstellungen
und jene kostbaren, so fein gezeichneten
Seidenteppiche, unter denen der große Jagd-
teppich aus dem Besitze des Kaisers von
Österreich an erster Stelle steht.

Eharakteristisch für die Werke, welche in
der Hochblüte der safiwidischen Kultur in
Persien entstanden, ist der außerordentliche
Reichtum an Motiven, die aus der chine-
sischen Kunst entlehnt sind. Ehina muß im
(6. Jahrhundert den Ruf eines Vorbildes
in Geschmacksdingen besessen haben, wie ihn
etwa Frankreich für Europa im (8. Jahr-
hundert hatte. Überall sind das chinesische
Wolkenband, das uralte chinesische Motiv
des Kampfes zwischen Drachen und Phönix,
das Dreikugelmotiv, die Kraniche, die Kilin-
tiere und andere in den chinesischen Kultur-
kreis gehörigen Motive nachzuweisen; das
chinesische Blauweiß-Porzellan der Ming-

— \7 —

Kunst und Handwerk. 6*. gabrg. q-ft J.

3
 
Annotationen