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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Schmädel, Josef von: Rudolf v. Seitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0229

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Rudolf v. Seif}.

„An Rudolf Seitz' offenem Grabe trauert tief
der Genius der Ärmst!

Dieser aber wohnt in den Herzen und im Geiste
der Menschen; seine Merke sind Spiegelbilder schöner
Seelen und edler Gesinnungen.

Denn hohe Aunst ist höheres Menschentum.

Line bevorzugte Natur, ein geborener Aünstler
war unser Heimgegangener freund! Die Aünstler-
gesellschaft „Allotria", die er vor 37 Jahren mit-
begründete, betrachtete es als ein hohes, großes Glück,
daß es ihr beschieden war, mit ihm zu leben, ihn
zu genießen.

Lr war ein sonniges Wesen, ausgestattet mit
einer unerschöpflichen Gestaltungsgabe, mit hoher
Meisterschaft des Aönnens; begeistert vor allem für
die Schönheit, belebend für alle Gebiete und alle
Menschen, die ihm nahestanden.

Lr besaß ein immenses, geistiges Aapital, ein
reiches Herz, eine stille künstlerischen Vermögens,

von dem er unaufhörlich und mit immer gleicher
Liebe spendete.

Dieses unbegrenzte Beglücken, diese Menschen-
liebe und Hilfsbereitschaft war besonders charakte-
ristisch für ihn.

Gedon nannte ihn eine Isis mit tausend Brüsten,
die ins Angemessene gibt und beglückt.

Dieser große Zug in seinem Wesen war ge-
führt durch das feinfühlige Steuer zarter Lmpfin-
dungen.

Das sind aber die großen, glückverbreitenden
Persönlichkeiten, die mit elementarer Araft zarte Ge-
sinnungen vertreten. Lr war ein goldener Ritter,
ein edler freund!

Indem er alle stets reich und sinnig beschenkte,
erwarb er sich selbst eine nicht minder reiche Gegen-
gabe: Die treue, innige und unermeßliche Liebe, mit
der wir ihm zugetan sind und die nie vergehen wird,
so lange unsere Herzen schlagen!"

597. Friedhof; Schlußviguetle ans der illustrierten „Fausts-Ausgabe (Theo Stroefers
Aunstverlag, Nürnberg ;8?s.) Nach Zeichnung von Rudolf Seit;, Holzschnitt von
W. Hecht (wenig verkleinert).

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