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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Hillig, Hugo: Die Tapetenausstellung in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0359

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Die Tapeten-Ausstellung in Hamburg.


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567. (Hamburger Tapeten-Ausstellung) Ankleidezimmer. Raumausstattung von F. I. Schröder Hamburg.

wandes zu erwecken, mehr zu scheinen, als einer ist,
kurz — man merkt die Absicht und man wird verstimmt.

Von wenig Belang ist die Hrage, was in hy-
gienischer Beziehung unbedenklicher sei: Tapete oder
Wandanstrich. Aus feuchten Wänden wird beides
zerstört, eine Tapete und ein Leim- oder Aasein-
farbenanstrich allerdings unter bedenklichen Begleit-
erscheinungen, und es könnte nur ein Aalk- oder
Silikatanstrich, der Vernichtung widerstehen. Auf
schlechtem Wandputz ist eine Tapete geeigneter, als
ein Wandanstrich, weil nur sie den Wandputz eigent-
lich zusammenhält; manchmal will es scheinen, als
ob das ganze paus von der Tapete zusammen-
gehalten werde. Die Porenventilation der Alauer
kommt praktisch überhaupt zu wenig in Betracht,
und praktisch würde auch niemand in einem
Raum wohnen wollen, dessen Wände so porös
wären, daß der Raum sich dadurch von selbst ven-
tilierte. Die Gesundheitsschädlichkeit der Tapeten-
sarben ist durch ein Reichsgesetz ziemlich hintange-
halteu, was darüber hinausreicht, trifft auch auf
Wandanstriche zu.

Sehr interessant ist die Harbenausstellung mit
den Belichtungsproben von Tapeten. An ihnen

wird gezeigt, daß es zurzeit als gelungen gelten
kann, inittels der Teerfarbstoffe, die, auf Substrate
gefällt, heute fast ausschließlich zum Tapetendruck
verwendet werden, lichtechte Tapeten herzustellen. Das
ist ein großer Gewinn für die Tapete, denn wenn
es auch bei bemalten Wohnräumen nicht ausge-
schlossen ist, daß der Waler lichtempfindliche Farb-
stoffe anwendct, so ist das bei diesen doch leichter zu
vermeiden und auch besser zu kontrollieren, als bei
den Tapeten, über die der Aäufer gar keine Aon-
trolle hat und deren Lichtempfindlichkeit er erst merkt,
wenn es zu spät ist. Tine Angabe der Harbenwahl
bei den einzelnen Tapetenarten wäre wohl möglich,
aber für den Aäufer ohne Wert. Auf Probe können
Tapeten auch nicht gekauft werden und so bleibt die
Verantwortung für lichtempfindliche Tapeten nun,
nachdem die Ausstellung lichtechte Tapetenfarben
zeigt, eben bei den Tapetenfabrikanten.

Tin Fehler ist es, daß die Tapetenhändler auch
Imitationen von Glasmalereien mittels bunt be-
druckten Transparentpapieres vorführen, Für den
allerbreitesten, von gutem Geschmack nicht ange-
kränkelten Aonsum geht das wohl an; reflektiert aber
die Tapetenindustrie und die pändlerschaft aus eine

Kunst und Handwerk. 61. Iahrg. Heft M

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