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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Das Haus des † Bildhauers Anton Heß
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0369

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Das fjaus dos f Bildhauers Anton Heß.

58j. Teile eines geschnitzten Flügelaltars, um j^70—:^80. Ursprünglich in der Frauenkirche in Ulünchen.

Zuletzt im Besitz von Prof. Anton Heß.

schlanken, lisenenartigen Pilastern jonischer und ko-
rinthischer (Ordnung. Die Türumrahmungen sind
dunkel, mit geometrischen Ornamenten intarsiert; in
den Türfeldern Architekturstücke, Blumenvasen, freie
Ornamentrankcn in Bogen-Umrahmung (Abb. 578).

In einein anderen, als Wohnzimmer benutzten
Zimmer (Abb. 580) ist die Vertäfelung durch ein
Zwischengesims in Türhöhe geteilt und durch ein
Konsolgesims mit der reich kaffettierten Decke ver-
bunden ; von besonderem Reiz ist der sonnige Erker-
sitz. — Auch diese aus Kurtatsch stammende Ver-
täfelung ist eine Arbeit aus der zweiten Hälfte des
16, Jahrhunderts.

Von ganz hervorragender Bedeutung für die
Raumwirkung sind die neun großen Kachelöfen, die
in allen Zimmern den kräftigsten Farbenakkord er-
klingen lassen. Der schönste ist wohl der aus Schloß
Helmsdorf bei Lana (Tirol) stammende mit dem
quadratischen Unter- und dem zylindrischen Oberbau,
der ganz mit einem vornehmen Ornament (schwarz
auf grünem Grund) bedeckt ist (Abb. 580 u. 582).
Einanderer mit rechteckigen: Unter- und sechsseitigem
Aufbau (Abb. 583, um s600) zeigt eine ziemlich
reiche Farbenskala, bei dessen großen reliefierten Füll-
flächen allerdings das Grün die Hauptrolle spielt,
während in den einfassenden Kanten gelb, blau und

> weiß fast ausschließlich angewandt sind. Ähnlich
verhält es sich mit einem dritten Ofen, einer Tiroler
Arbeit um f680 (Abb. 58^), wo gleichfalls die re-
liefierten Füllungs-Flächen ganz grün gehalten sind
während in den einfassenden Gliederungen weiß, gelb
und blau vorherrschen.

Daß bei dieser Art zu sammeln in erster Linie
der praktisch-dekorative Wert der Sammelobjekte Be-
rücksichtigung findet, ist einleuchtend; denn dabei
wird alles mit Ausnahme des herumstehenden Ge-
räts zu Baumaterial. So fanden die etwa zwanzig
Gitter alle an Fenstern, Oberlichtern, Treppen usw.
Verwendung, ebenso wie Wasserspeier, Torbeschläge,
Glockenzüge usw. Aber auch die Keramiken, Gläser,
Uletallgefäße, Gobelins sind überwiegend aus dem
Gesichtspunkt der dekorativen Wirkung erworben und
eingereiht worden. Doch war Heß zu sehr Künstler,
um sich Gelegenheiten zu relativ günstigem Erwerb
reiner künstlerischer Arbeiten entgehen zu lassen;
unter den zahlreichen Holzschnitzereien kirchlicher Natur,
die Heß in seinem Wohnhause und in dem an-
stoßenden Atelier aufgestellt hatte, ist wohl der aus
der Frauenkirche in Akünchen stammende Flügelaltar
(Abb. 58s), der etwa um sq70—80 entstanden sein
mag, das hervorragendste Stück.

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