Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

DOI Artikel:
Lory, Karl: Franz Widnmann
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0396

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Franz widnmann f.

Neigung, möglichst vielartig und vielseitig sich
zu betätigen, und dem Grundzug seines
Wesens, der den Moden seiner Zeit nicht
immer entsprach, ist höchst reizvoll zu beob-
achten. Daß er aber nichts unversucht lassen,
alles kennen lernen wollte, solange die Spann-
kraft des Aörpers und Geistes dazu vorhan-
den war, zwingt uns nicht nur Achtung ab,
sondern läßt ihn zugleich auch wieder als
vielseitigen, erfolgreichen Lehrer erscheinen.
Es wäre nicht nur ungerecht sein Werk mit
den in der Gegenwart gültigen Maßstäben
einseitig zu messen (verglichen haben wir cs
damit wohl auch), es ergäbe auch ein falsches
Bild von seinem Verhältnis zur Gegenwart.
Zetzt, am Schluffe unserer Ausführungen, er-
kennen wir deutlich, wie sich dasselbe gestal-
tete: indem er, was seine Zeit gebar, auf-
nahm und gewisserinaßen durch seine Seele
durchgehen ließ, es so gewissermaßen über-
windend, half er auf seine Weise das Neue,
das heutige vorbereiten. Zndem er in seiner

ausweist, regte ihn die Tätigkeit auf die-
sem Gebiet auch zu gelegentlichen Ver-
suchen über den Ureis der Bestellungen
hinaus an. Tr fertigte damals (Abb.
auf den Seiten 377—385) Zeichnungen
zu Schlitten, zu einem Thronsessel, zu
Servicen und Tischgeräten, Schreibzeugen,
Uhrständern, sOrunkleuchtern, Nachtlich-
tern, für Fächer usw. Den Meister in
der Verwendung von s)utten und Amo-
retten finden wir auch hier wieder heraus
und ein Blick auf das für den Aönig
entworfene Nachtlicht erfreut z. B. durch
die schöne Linie welche durch die sich an-
schmiegenden Gestalten gebildet wird.

Aber wie wir oben schon sagten: er
ließ sich von keiner Richtung dauernd,
mit Leib und Seele, gefangen nehmen.
So war es auch hier. Wie schon die
Betrachtung seiner graphischen Arbeiten
ergab, fand er sich auch wieder zu ein-
facheren Formen zurück, zu Formen zu-
gleich, die seinem inneren Wesen viel
mehr entsprachen. Es ist unterhaltend
und belehrend zugleich die Veränderung
des jDuttenmotivs unter diesem Gesichts-
winkel zu betrachten. Auch darauf wurde
oben schon einmal hingewiesen. Das
wechselnde Spiel aber zwischen seiner

6<U u. 6+2. Draperiestudien. (Dgl. 6-u mit Abb. 6+8, tDandsries
für Jagdschloß Taxis.)
 
Annotationen