Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

DOI Artikel:
Wolff-Friedenau, Th.: Wie das Handwerk entstand
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0401

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Franz lvidnmann f.

Handwerker ausführen läßt; für viele Arbeiten ist
der Bauer noch heutigentags fein eigener Tischler
Schneider und Schmied, und das Brot wird in vielen
Familien noch heute selbst gebacken.

Die Kulturentwickelung der alten Völker, besonders
auch der Griechen und Römer, hat ausnahmslos und
durchweg mit dieser Stufe der Wirtschaftsweise begon-
nen. Das Hauswerk war die herrschende Fdrm der
Arbeitsweise, durch die sich die Familie sämtliche Lebens-
bedürfnisse selbst besorgte, sämtliche Produkte, seien es
solche landwirtschaftlicher oder solche gewerblich-indu-
strieller Natur, selbst erzeugte. Auch bei bereits sehr-
weit vorgeschrittener Kultur» und technischer Entwick-
lung bleibt das Hauswerk bei Griechen und Römern
das Prinzip der Arbeitsweise jedoch in wesentlich ent-
wickelter Gestalt, und zwar insofern, als in dem haus-
werklichen Wirtschaftsbetrieb frernde Arbeitskräfte in
Gestalt von Sklaven aufgenonrnren wurden, denen die
gesamte für den Wirtschaftsbetrieb notwendige Arbeit
zufiel. So entstanden in Griechenland wie in Rom
große, oft Hunderte von Sklaven zählende Hof- und
Hauswirtschaften, die sog. Oiken, die die Grundlage

des gesamten Wirt-

652. Sinnmontierte Glasflasche;
ausgeführt v. Iof. Lichtinger.
(>/g d. wirk!. Größe.)

schaftslebens dieser
Völker wurden. In
dem Gikos, dem mehr
oder weniger großen
Hof mit seiner mehr
oder minder großen
Sklavenschar, wurde
sowohl sämtlicher für
den Besitzer, dessen
Familie und Gesinde
erforderlicher Bedarf
an Nahrungsmitteln
wie auch die meisten
der erforderlichen ge-
werblich-industriellen
Erzeugnisse selbst er-
zeugt. Innerhalb
des so gestalteten
Wirtschaftsbetriebes
herrschte jedoch, ent-
sprechend der bereits
bedeutend vorge-
schrittenen technischen
Entwicklung des Ar-
beitsprozesses, das Prinzip der Teilung der Arbeit vor, und zwar der-
gestalt, daß jeder Sklave nur für die Arbeiten verwandt wurde, für die
er sich seinen Fähigkeiten nach als besonders geschickt erwies. Auf diese
Weise waren die Arbeitskräfte des Oikos geteilt, einerseits in landwirt-
schaftliche, anderseits in gewerblich-industrielle, letztere wieder, entsprechend
den verschiedenen Arten der gewerblichen Arbeit, in Nküller, Bäcker,

653. Glasgemälde in der Barfüßerkirche in Augsburg;
von Franz tVidnmaun.

Gruainentale Fassung und Ausführung von
Gust. van Treeck.

379
 
Annotationen