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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 61.1910-1911

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Wolff-Friedenau, Th.: Wie das Handwerk entstand
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https://doi.org/10.11588/diglit.7091#0403

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Franz Widnmann f.

656. Skizze zu einem stuckierten Wandfries; Bruchstück. (Vg d. «Originalgröße.)

doch wenigstens die wichtigsten Gebens- und Men
schenrechte verbürgt erhielt. Typisch für diese Form
des frühmittelalterlichen Fronhofes waren die be-
rühmten „Musterwirtschaften" Karls des Großen,
auf denen wir die Arbeitsteilung, .entsprechend der
vorgeschrittenen technischen Entwickelung des Arbeits-
prozesses, bereits auf ziemlicher Stufe finden. Außer
den landwirtschaftlichen Arbeiten, unter denen die
Teilung der Arbeit ebenfalls schon bestand, finden
wir an gewerblichen oder, besser gesagt, gewerklichen
Arbeitern auf den königlichen Gütern: Eisen-, Gold-
und Silberschmiede, Schuster, Drechsler, Schreiner,
Zimmerleute, Sattler, Schild- und haruischmacher,
Fischer, Vogelsteller, Falkner, Seifensieder, Bierbrauer,
Mostbereiter, Bäcker und Netzstricker.

Diese Werkleute arbeiteten alle nur für den Be-
darf des Tages und ihre Erzeugnisse waren einfacher

und bei der damaligen Stufe der Technik oftmals
noch fast primitiver Art. Einzelne erhoben sich auch
in der Art und Kunstfertigkeit ihrer Arbeit und Er-
zeugnisse über ihre Werkgenossen, brachten es durch
Geschicklichkeit und Intelligenz zu einer kunstgewerb-
lichen Tätigkeit, deren Erzeugnisse hochgeschätzt wur-
den und ihren Verfertigern guten Lohn und hohe
Anerkennung einbrachten. Der Schmied war der
erste, der in dieser Weise Kunstgewerbe trieb, und
von den kunstreichen Waffenschmieden, aber auch den
Gold- und Silberschmieden, sind alle altgermanischen
Heldenlieder des Lobes voll. Im übrigen aber lag
die künstlerische und ebenso auch die kunstgewerbliche
Tätigkeit damals noch vorwiegend in den Klöstern,
wo aus den geschickten Händen emsig schaffender
Mönche manches schöne künstlerische Werkstück ver-
fertigt wurde zum Schmuck des Klosters, der Kirchen

657. Skizze zu einem dekorativen Wandgemälde. (>/„ d. wirk!. Größe.)
 
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