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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Woermann, Karl: Kunstliteratur
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0045

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77

Kunsthistorisches.

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Galcrie ist viel Talmigold als solches entlarvt wor-
den; und natürlich hat Levin sich auch der dankens-
werten Mühe unterzogen, die Blätter der Lerühmten
Sammlung Ramboux, welche aus AguareAkopien nach
den schvnsten altitalienischen Gemälden bestcht und in
manchen Beziehungen der kunsthistorisch bcdeutendste
Besitz der Kunststadt Düsseldorf ist, zu denjenigen
Meistern in Beziehung zu setzen, denen die neueste
Forschung die Originale in Jtalien zuschreibt.

Eine besondere Beachtung verdient die eigenartige
Anordnung des Werkes, welches nicht nur die Gemälde-
galeric, die Sammluug Rambvux, dic Sammlung der
Kupferstiche und Handzeichnungen, sondern auch die
Bibliothet nnd dic Sammlung der Gipsabgüsse nm-
saßt. Es sind nämlich diese verschiedencn Sammlungen
im Haupttcil des Wcrkes nicht einc nach dcr andcren
katalvgisirt, svndcrn allc gleichmäßig dem alphabctisch
gevrdneten Künstlerverzeichnis cin- und untergcvrdnet,
sv daß man unter dem Namen des Künstlcrs zuerst
auf eiu Verzeichuis sciuer vorhaudeuen Bilduisse stvßt,
daun die Originalwerke seiner Hand, seien dies nun
Gemälde, Handzeichnungen oder Stiche, resp. Radi-
rungen, oder seien es Werke aller drei Gattungen, die
dann nach einander genannt werden, verzeichnct findet
(wobei sich nur über die Bcrechtigung des befolgten
Verfahrens streiten ließe, die Gipsabgüsse als Original-
arbeiten der Bitdhauer aufzuführen), an dritter Stelle
cine Liste der uach Wcrken seiner Hand sci cs im Stich,
im Holzschnitt, sei es in Lithographie, Photographie
u. s. w. vorhandenen Vervielfältiguugen erhält und
zum Schlusse, in einer vicrten Rubrik, auf die Littera- ,
tur über ihn hingewiesen wird. Diese Litteraturnach- ^
weise erheben erklärlicherweise keineu Anspruch auf s
allgcmcine wissenschaftliche Vollständigkeit, sondern bc-
zichen sich nur auf die Werke, welche die keineswegs
genügeudc Düsseldorfcr Akademiebibliothek besitzt. Uni
sv wcrtvvllcr sind sie für die jungen Leute, welche ebcn
nur in Düsseldorf studiren. Diese ganze Anordnung
erheischte natürlich eine nach den verschiedenen Samm-
lungen geordnete Nachlese, in welcher die Werke ver-
zeichnet stchen, wclche im Künstlerverzeichnis nur flüchtig
oder, da sie zu keinem bestimmten Künstler in Beziehung
gesetzt werden kvnnen, gar nicht berührt worden waren.
Jn Bezug auf die Bibliothek und die Sammlung der
Gipsabgüste gestaltet sich diese Nachlese daher natur-
gemäß doch zu vollständigeu Katalogen; in Bezug auf
die auderen Sammlungen macht sie allerdings einen
etwas unebenmäßig nachhinkenden Eindruck. Aber es
ließ sich das dem angewandten System gegenüber uicht
vermeiden; und fllr die praktische Benutzung der
Sammlungen, insbesondere sür kunstgeschichtliche Stu-
dien in ihnen, erscheint dieses neue System mit seiner
Anordnung nach Künstlernamen in der That außer-

ordentlich zweckmäßig. Selbst für die größten Samm-
lungen der größten Städte würde ein solches, sie alle
zugleich umfastendes „Repertorium" seine nicht zu untcr-
schätzende Wichtigkeit haben. Doch würde es für svlchc
schwer herzustellen sein und natürlich dic systematischen
Einzelkataloge in keiner Weise ersetzen können. Gcradc
weil bei einem so kleinen Sammlungskomplex, wie dem
Dllsseldorfer, ein Repertorium wie dieses zugleich die
Einzelkataloge ersetzen konnte, war es cin Praktischer
Gedanke Levins, es sv anzuordnen, wie er gethan.

Das Künstlcrvcrzeichnis enthält sclbstverständlich
auch kurze biographische Notizen zu jedem Meister.
Diesc sind im ganzen svrgfältig untcr Bcrücksichtigung
der neueren Forschungen durchgearbeitet. Dvch fehlen
z. B. die archivalischen Notizen, Ivelche A. Jal schvn
1872 in scinem Diotionnairo oritiguo veröffentlicht
hat. Nach diesen ist F. Millet nicht 1680 gcstvrben,
sondern am 3. Juni 1679 begraben, ist Claude Vig-
nvu nicht 1590, svndern 1593, Pierre Mignard nichl
1610, sondern im Nov. 1612, Le Sueur nicht 1617,
sondern im Nov. 1616 geboren, hat A. F. v. d. Meulen,
der nach cincr anderen neuestcn Angabe nicht 1634,
svndern 1632 das Licht der Welt erblickt hat, nicht
Anton, sondern Adam geheißen. Das Geburtsjahr
Seb. Bourdons rückt Jal von 1616 auf 1621—22
herab, in diesem Falle jedoch kaum mit genügendem
Grunde. — Daß Levin dicsen unberücksichtigt gelaffeu,
darf ihm jedoch nicht sonderlich zur Last gelegt wer-
den, da ihm Jals Werk, welches überhaupt nicht die
Beachtung gefunden hat, die es verdient, selbst im
Louvrekatalog nicht, offenbar nicht zugänglich gewcsen ist.
Dasselbe gilt von A. F. van den Brandens dosollisäs-
nis äsr Lmtvvsrxsolis Loiiiläsrsoiiool, deren Schwer-
punkt in den urkundlichcn biographischen Nachweisen
liegt. Allerdings ist cs hart, bivgraphische Notizen an
einem Orte zusammenstellen zu müssen, wo einem
grnndlegende Werkc diescr Art nicht zur Vcrfügung
gestellt werden. Jm Repertorium der Sammlungen
der Düffeldorfer Kunstakademie steckt alles in allem
ein gutes Stück wissenschaftlichen Fleißes und tüchtiger
Kcnnerschaft; nnd es wird seinen Zwcck um so besser
erfüllen, je knapper die Form ist, in welche der Ber-
fasser es zu kleiden verstanden hat.

Karl Wecimnim.

Aunsthistorisches.

— u — Ein intciessantes lomanisches giclicf hat Prof.
Steche in Dresden in Lichtenwalde gefnnden, Ivelches er
in die Mitts des 13. Zahrhunderts setzt. Es stellt einen
Löwen im Kainpfe init einem Basilisken vor und ist in Roch^
litzer Porphyr ausgesührt. Graf Friedrich Vitzthum von
Eckstädt auf Lichtenwalde hat das Relief forinen lassen.
Ein Gipsabguß befindet sich im Museum der Gipsabgüsse
zu Dresden.
 
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