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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0147

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281

Ausgrabunzen und Funde. Personalnachrichten. — Kunst- und Gewerbevereine.

282

Heste sind ganz geeignet, deiu Unternehmen einen großen
Leserkreis zu gewinnen und zur Verbreitung kunsthistorischer
Kenntnisse beizutragen.

Ausgrabungen und Funde.

6. v. b'. Die ncuerlichen Ausgrabungen auf Delos,
welche von E. Homolle im Laufe des vorigen Sommers
unternommen würden, waren von den besten Resultaten be-
gleitet, wie einem mündlichen Berichte des Genannten darüber
in der A.vaäömis äss in^erixtions zu entnehmen ist. Es
wurde ein der Athene oder Hera geweihter Tempel auf-
gedeckt, ferner zwei andere Gebäude, zwischen diesem und der
Ägora gelegen, und die Reste eines kleinen Baudenkmals an
der gegen das Ostthor führenden Stratze; —sodann gelang
es, die Lage des großen Altars in der Südostecke, sowie die
ganze Umfassung des dem Zeus Polieus geweihten Peribolos
zu bestimmen. Endlich wurde ein vollständiges Kanalisations-
system für die Ableitung der Wässer und die Existenz einer
nnttelalterlichen Stadt konstatirt, welche in der Ebene nicht
weit von der Niederlassung der Johanniterritter lag. — An
sibürlichen Funden wurden etwa ein halbes Hundert neuer,
leider meist sehr fragmentirter Bildwerke den bisher aus-
gegrabenen hinzugefugt, darunter zahlreiche Aphroditestatuetten,
die für die Verbreitung des Kultus der Göttin sprechen. so-
wie Bruchstücks von Statuen dsr Agathe Thche (Bona For-
tuna), Athena, Hera, Demeter, des Dionysos und Apollon.
Die hervorragendsten Stücke darunter gehören ebenso wie
die bisher aufgefundenen der archaischen Kunstepoche an.
Auf der Basis einer Apollostatue, wovon blotz noch die Fütze
erhalten sind, hat der Bildhauer, Jphikardites (wie er sich
in der Jnschrift nennt), auf einer Seite einen Widderkopf —
als Sinnbilv der Fruchtbarkeit, — auf der anderen eine
Gorgonenmaske als dasjenige der vernichtenden Macht des
Gottes dargestellt. Die Jnschrift selbst bietet wertvolle Auf-
klärungen über das Alphabet von Naxos. An Gegenständen
von Terrakotta und Bronze war die Ausbeute sehr gering, solche
von edlen Metallen sehlen ganz. — Außerdem lvürden wieder
mehr als 20» inschriftliche Denkmäler aus der Zeit vom 5.
bis 2. Jahrhundert v. Chr. gefunden, bestehend in Tempel-
inventaren und Rechnungen, Künstlerinschriften, Amphoren-
stempeln u. a. m., welche reiche Ausbeute sür die Geschichte
und kulturhistorische Kenntnis Griechenlands versprechen.

personalnachrichten.

Dcr schwcdischc Maler Karl Gustav Hellqvist ist an
die Berliner Kunstakademie berufen worden, um von Ostern
ab an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurücktrstenden
Professors Ernst Hildebrandt den Unterricht in der Mal-
klasse zu leiten. Hellqvist, 1851 in Kungsör in Schweden
geboren, siedelte nach Vollendung seiner Studisn auf der
Akademie in Stockholm 1879 nach München über, wo er erst
seine eigentliche Ausbildung erhalten hat. Er erweiterte sie
dann durch einen längeren Aufsnthalt in Paris, während
dessen er vor dem Anschluß an die krassesten Naturalisten
nicht zurückschreckte. Mit seinem letzten Gemälds „Einschiffung
der Leiche Gustav Adolfs in dem Hafen von Wolgast" ist
er jedoch wieder in die sicheren Bahnen einer aus Piloty-
schen und französischen Rezepten gemischten Historienmalerei
eingelenkt. Ob ein so junger Künstler, dessen Eigenart sich
aus mannigfachen Schwankungen noch nicht völlig entwickelt
hat, zur Ausübung einer Lehrthätigkeit geeignet ist, wird die
Zukunft lehren.

6. v. 1k. H. v. Geymnller, der bekannte Architekt und
Kunstforscher, ist zum korrespondirenden Mitglied der
äsmis äss dsanx-arts zu Paris erwählt worden.

6. v. 1k. C. T. Newton, der berühmte Konservator der
Antikenabteilung des Britischen Museums, hat als solcher mit
Ende letzten Jahres seine Entlassung genommen und will
fortan nur den Lehrstuhl sür Archäologie am Nniversity Col-
lege in London versehen.

6. v. b'. Hubert Hcrkomer, der bekannte englische Maler
deutscher Abstammung, ist an Stelle Mr. Ruskins, der wegen
zunehmender Kränklichkeit zurücktrat, zum Profeffor an der
mit der Universität zu Oxford verbundenen Schule sür
Malerei—der sogenannten Sladestiftung — ernannt worden.

0. v. 1k. Charles Verlat, der bekannte Tier- und Por-
trätmaler, ist zum Direktor der neu organisirten Akademie
der schönen Künste zu Antwerpen ernannt worden. Bekannt-
lich war der Meister in früheren Jahren eine Zeitlang Direktor
der Kunstschule zu Weimar.

Aunst- uud Gewerbevereine.

Ein Vcrein für Originalradiiuug ist nunmehr auch
in Berlin begründetworden. Das Komitee desselben besteht
aus den Professoren Karl Becker, Gustav Eilers, Louis
Jacoby, Ludwig Knaus, Adolf Menzel, Paul Meyerheim,
Geh. Oberregierungsrat Bahlmann, Wirkl. Geh. Rat und
Ministerialdirektor Greiff, Geh. Oberregierungsrat vr. Max
Jordan, Landesgerichtsdirektor Lessing, Generaldirektor der
königl. Museen Ör. Schoene und einigen Kunstfreunden. Jn
Anbetracht des Zweckes, die Malerradirung zu fördern und
das Jnteresse dafür in weiteren Kreisen zu wecken, haben die
namhaftesten Künstler Berlins erklärt, für die Ziele des
Vereins thätig eintreten zu wollen. Der „Verein für Original-
radirung" tritt als ein Kunstverein ins Leben, dessen Mit-
glieder sür den pränumerando zu entrichtenden Jahresbeitrag
von 15Mark eine den Mitteln der Gesellschast entsprechende
Anzahl von derartigen Kunstwerken erhalten iverden. Der
von den Obengenannten unterzeichnete Aufruf fordert alle
Kunstfreunde zur Beteiligung durch Namensunterschrift auf
und ersucht, Beitrittserklärungen mit genauer Angabe der
Adresss an den mitunterzeichneten Herrn Profeffor G. Eilers,
Schöneberger Ufer 42, Berlin zu richten.

8. Archäologische Gesellschaft in Bcrlin. Sitznng vom
3. November. Jn der Sitzung nach der Sommerpause be-
grüßte der Vorsitzende die zahlreich erschienensn Mitqlieder,
machte von dem Austritt der Herrsn Sachau und Clemens
Meyer Mitteilung und legte an eingegangenen Schristen vor:
Loewy, Jnschriften griechischer Bildhauer; Ulrichs, Phidias
in Rom; Lange, Profanbauten in Olympia; Holwerda, die
alten Kyzrier m Kunst und Kultus; Vlümner, Altgricchischer
Möbelstil; Wieseler, geschnittene Steine dss 4. Jahrh. n. Chr.;
Hertz, August Böckh und Jmmanuel Becker; ^Vodor, Dopo-
Arapllie ä'lkxlissö; llolni u. Cavallari. Dopotz'ratla arslieo-
loxiea äi giravnsa; OcMaäini, vus 8tsls ötrimalis-, Fort-
setzungen von den Schriften der Mademien zn Brüssel, Leipzig,
Rom; der 7l.reliöoloßioal Looistz- zu Glasgow ; des 8zäIoF08
pIiiloloKioos zu Konstantinopel, der zu einer internationalen
Versammlung von Gelehrten zum 26. August 1886 einladet;
Zeitschrift sür Museologie; Ephemeros; Viestnik. Jm An-
schluß an das letzte Heft der läöllöuio stuäiss gab der Vor-
sitzende einen Bericht über die merkwürdigen Entdeckungen
in Neukrotis, Herr Weil über den darin enihaltenen numis-
matischen Kommentar zu Pausanias von Zmhoof-Blumer und
Percy Gardner. — Herr Furtwängler legte einen mit zahl-
reichen Photographien nnd Zeichnungen ausgestatteten Be-
richt über eine Reise auf Cypern vor, welche Herr Max O h n e-
falsch-Nichter im Mai und Juni d. I. zur Erforschung
antiker Reste, bes. der Nekropolen unternommen hat. Der
Bericht enthält eine Fülle wertvollen Materials, das viele
Lücksn ergänzt und eine lebendige Anschauung der ältestcn
Kultur auf Cypern gewnhrt. Bei Fortsetzung dieser Unter-
suchungen seien für dis gesamte altgriechische Kunst interessante
Aufschlüsss zu hoffen, insbesondere für die Übsrgangszeit
zwischen der mykenischen und archaischeu Periade. Einige
Terrakottastatuen, Weihegaben an Tote, welche einen fast
griechischen Charakter tragen, wurden eingehender bssprochen.
Zum Schlutz machte der Vortragende aus einer cyprischen
Zeitung Mitteilung von einem Bericht des Herrn Dümmler
über eine Ausgrabung die Herr Ohnefalsch-Richtsr vor Zeugen
an der Stells veranstaltete, wo Herr Cesnola den „Schatz
von Curium" gefunden zu haben angiebt. Danach sollen die
Fundangaben Cesnola's sowohl über diesen „Schatz", wie
über den „Tempel von Golgoi" auf Unwahrheit beruhen. —
Herr Treu aus Dresden, als Gast anwesend, erlüuterte
einige farbige Wiederherstellungsversuche antiker
plästischer Werke, welche zu dem Zweck gemacht sind,
einer farbigen Rekonstruktion der olympischen Skulpturen
vorzuarbeiten und durch die Anschauung eine Klärung der
Ansichten über das System der antiken Polychromis herbei-
zuführen, namentlich Lber den Punkt, ob das Nackte farb-
los geblieben oder mit den bsmalten Gewändern durch trans-
 
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