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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Ausgrabungen und Funde. — Konkurrenzen.

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zuführen. Auch auf die Restauration des Jnneren der
Paulskirche nahm er in dein Sinne Einsluß, daß er die ge-
plante Verwenoung mittelalterlichsr Formen als mit dem
Geist des Bauwerks unvereinbar mit Erfolg bekämpfte.

D Der russische Gcheimrat Bernhard von Koehne ist am
17. Februar in Würzburg gestorben. Er war langs Jahrs
hindurch Direktor der Ermitage in Petersburg gewesen und
hat auch einen Katalog dsrselben herausgegeben. Sonst ler-
streckts sich seins schriftstelleriichs Thätigkeit auf die Numis-
matik und die deutsche Geschichte.

0. v. b'. Der Porträtmaler Heinrich Läpplc, sin Schüler
Prof. Häberlins an der Kunstschule zu Stuttgart, ist daselbst
am 24. Dezember vorigen Jahres im Alter von 42 Jahren
einer langwierigen Krankheit erlegen. Sein Bildnis Uhlands,
nach Photographien des Verstorbenen ausgeführt, hat
ihn auch über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus, in
der er als Porträtmaler geschätzt war, bekannt gemacht.

Ausgrabungen und Funde.

Uv. Ein neuentdecktes Gemälde von van Dyck soll das
savoyische Dorf St. Jean de Maurienne besitzen. Die Ge-
schichts des berühmten Meisters erzählt uns, daß er auf seiner
Reise nach Jtalien in deni genannten Orte erkrankte und
mehrere Monate lang daselbst bleiben mußte. Die Muße
seiner Rekonvaleszenz verwandte der Künstler dazu, dis kleine
Tochter ssines Wirtes Claude Borelly, bei dem er liebreiche
Pslege gefundsn hatte, zu porträtiren. Das Bildnis lietz er
bei seiner Abreise der Familie als Erinnerungszeichen zurück,
und der Marquis Costa de Beauregard ist der Glückliche,
deffen Nachforschungen es gelang, das langegesuchts Werk
van Dycks wieder zu entdecken. Dasselbe soll von großem
Werte sein und dürfte, falls sich der Eigentümer zu einer
Veräußerung überhaupt entschlietzt, von dem Museum zu
Brüssel, das die bezüglichen Verhandlungen schon eingeleitet
hat, erworben werden.

Ronkurrenzen.

^V. 1,'. Zur Ausschmückung des Bcrliner Rathauses hat
der Magistrat einen weiteren Schritt durch Ausschreibung
einer engeren Konkurrenz gethan, bei welcher nicht bloß die
zu behandelnden Stoffs ziemlich genau vorgeschrieben wur-
den, sondern auch die Wahl der eingeladensn Künstler so
vorsichtig getroffen war, daß ein Mißerfolg wie bei der großen
Wettbewerbung um die Treppenhausgemälde nicht befürchtet
wsrden konnte. Es handelt sich um die Dekoration einiger
Wandflächen in den sogenannten Magistratskorridoren. Die
Verteilung war so erfolgt, daß zunächst zwei Aufgaben ge-
stellt wurden, zu dsren Lösung man je drei Künstler einlud.
Die erste Aufgabe erstreckte stch auf zwei Wandgemälde und
zwei Sopraporten. Die beidsn letzteren solltsn der Vsrherr-
lichung Schlüters und Schinkels gewidmet sein. Als Thema
für die zwei Gemälde war die Äusteilung des Abendmahls
in beidsrlei Gestalt an die Räte von Berlin und Köln und
die Aufnahme der französischen Refugiös durch den großen
Kurfllrsten (1685) gestsllt worden. Dazu hatts man Julius
Scholtz in Dresden, Hugo Vogel in Düsseldorf und
Hermann Knackfuß in Kassel berufen. Bei der genügsam
dokumentirten Unberechenbarksit der Jury werden wir darauf
verzichten müssen, eine eingehende Kritik dieser Entwürfe zu
liefern. Wir würden dabei von rein künstlerischen Gesichts-
punkten ausgehen, während in den maßgebenden Kreisen sehr
häufig Motive zum Durchbruch kommen, welche sich der
Ksnntnis des Kritikers entziehen. Wir beschränken uns da-
her darauf, unsere Meinung dahiu abzugeben, daß der Ent-
wurf von Knackfuß sowohl in der Gliederung der Komposi-
tion und in dem Ernst des Stiles als in der malerischen
Haltung am meistsn den Gesetzen der monumentalen Malerei
entspricht, wie sie bis jetzt geltend waren. Doch soll dainit
nicht bestritten werden, daß die beiden Hauptbildsr von
Vogel einzelne sehr bestechende Züge besitzen, welche frsilich
mehr in das Gebiet der Staffelei- als in das der Wand-
malerei schlagen. Die Entwürfe von Scholtz sind in den
Sopraporten so illustrationsmäßig behandelt, daß man die
Möglichkeit der Aussührung von vornherein ausschlisßen
möchte, wenn nicht die Erfahrung gelehrt hätte, daß das
„Unzulängliche" oft zum „Ereignis" wird. Dieser tiefsinnige

Spruch Goeths'scher Weisheit muß uns auch über das viel-
seitig hefürchtete, im Augenblicke, wo wir dies schreiben, noch
nicht bekannt gewordene Verdikt der Jury in betreff der
zweiten Aufgabe trösten, an welcher Karl Bleibtreu, A. v.
Heyden und Josef Scheurenbsrg in Berlin beteiligt sind.
Da nach dem alten Sprichwort der Jugend die Welt gehört,
werdsn sich die bewährten Msister wohl mit dem Ruhm be-
gnügen müssen, nach besten Krästen das ihrige geleistet zu
haben. Hier galt es, die Entwürfe zu drei Sopraporten und
zwei Wandgemälden zu liefern. Letztere sollten dis Ver-
urtsilung des unter dem Berdacht des Hochverrats stehenden
Bürgermeistsrs Thyle Wardenberg durch dsn Rat von Berlin
(1380) und die Niederwerfung des Raubrittertums durch
Friedrich I. (1414) darstellen. Für die drei Sopraporten war
nur das Thema zu einer angegeben worden, auf welcher die
Verbrüderung zwischen Berlin und Köln (1307) symbolisirt
werden sollte. Für die anderen Sopraporten hat jeder der
Konkurrenten einen Stoff gewählt, welcher sich aus dem Ge-
dankenzusammenhange ergab. Es kann nicht zweifelhaft sein,
daß Bleibtreu mit der ihm eigsnen Fähigkeit, historische
Moments in der unmittslbaren Lebendigkeit ihrer Erscheinung
zu ergreifen und mit großer malerischer Kraft darzustellen,
in den beiden geschichtlichen Vorgängen eine Meisterschaft
entfaltet hat, welche seine Mitbswerber in den Schatten stellt.
A. von Heyden hat seinem Hange zu historischer Genauigkeit
zu sehr nachgegeben und darübsr vergessen, daß er auch
Künstler ist, von welchem man etwas verlangt, das nicht
blotz durch Wissenschaft, sondern auch durch Phantasie über-
zeugt. Scheurenberg hat lebendige, heiter kolorirte Jllu-
strationsn gegeben, die sich vortrsfflich für eine „Jllustrirte
Geschichte der Mark Brandenburg" eignen würden, wozu sich
dsr kunstliebende Magistrat der Stadt Berlin bei feiner
großen Opferwilligksit für Kunstzwecks schließlich auch ver-
stehen sollte. Ganz vergriffen hat sich dieser sehr talentvolle
und erfolgreiche Porträt- und Genremaler in zwei von seinen
Sopraporten, weil er zu allegorischen Darstellungsn seine
Zuflucht genommen hat, welche, wenn sie ausgeführt werden
sollten, in dem nüchternsn Berlin mehr Humor als teilnahm-
volles Verständnis erregen würden. Auf dem einen Fries-
bilde hat Scheurenberg die „andauernde Vsrheerung der
Mark durch Fehde, Raubrittertum, Mordbrennerei und Miß-
regierung" durch zwei Figuren dargestellt, welche auf einem
Drachen durch die Lüfte reiten. Das andere Friesbild zeigt
die unter dem Schutze der brandenburgischen Kurfürsten auf-
blühende Mark, eine weibliche Figur. welche auf einem
Triumphwagen von zwei Bären, den Wappentieren von
Berlin, gezogen wird. Wir fürchten, daß disse Zugtiere sslbst
in der ehrwürdigsten monumentalen Erscheinung vor dsm
Spotte der Bevölksrung nicht sicher sein werden. Vielleicht
hat A. v. Heyden mit Bezug auf die Sopraporten das Rich-
tige getroffen, ind.em er die auftretenden Personen rein deko-
rativ als Halbfiguren behandelte. Zu der Vereinigung von
Berlin und Köln hat er zwei freis Kompositionen im Charak-
ter der dsutschen Renaiffance erfunden: Die Huldigung der
Künste vor Bsrolina und den Dank der Schulkinder an die
Stadtmutter, welche bekanntlich in Unterrichtsangelegenheiten
das Ausgszsichnetste leistet. Bleibtreu's Sopraporten sind zu
monumental und ernsthaft gehalten. Gerade hier müßten
heitere dekorative Elemente freieren Spielraum haben. (Nach-
dem das Vorstehende bereits gesetzt war, ist die Entscheidung
gefallsn. Nach dem Gutachten dsr Jury hat die Deputation
für die innere Ausschmückung des Rathauses beschoffen, die
Ausführung der Gruppe I sThilo Wardenberg u. s. w.s dem
Maler Scheurenberg und dis Ausführung der Gruppe II
dem Maler Vogel in Düsseldorf zu übertragen. Die Entwürfe
zu den Sopraporten sollen sämtlich umgsarbeitet werden. Zu-
gleich hat die Deputation beschlosssn, den Maler Mühlen-
bruch zur Einreichung einer ausführlichen Farbenskizze seines
mittlsren Bildes aufzufordern. Dis Entscheidung über die
Ausführung hat sich die Deputation noch vorbehalten.)

Zur Erweiterung des städtischen Museuins in Metz
ist eine Konkurrenz ausgeschrieben worden. Die im Maßstabe
1:200 für die Grundrisse, 1:100 und 1:50 für zwei Schnitte
und eine Ansicht auszuarbeitenden Entwürse sind nebst einer
überschläglichen Berechnung dsr Kosten, welche den Betrag
von 250000 Mk. nicht überschreiten sollen, bis zum 1. Juni
d. I. einzuliefern. Dsm unter dem Vorsitz des Bürger-
meistersiverwaltsrs Halm stehenden, außsr demselben aus
 
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