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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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acht Mitgliedern zusanunengesetzten Preisgerichte gehören die
Architekten Demoget, Pavelt, Tornow und Wallot an. Es
werden 4V0V Mk. in drei von dem Preisgericht zu bemessen-
den Preisen verteilt werden, doch soll der dritte Preis min-
destens 6V0 Mk. betragen. Programm und Lagsplan sind
von dem Bürgermeisteramt in Metz zu beziehen.

j)ersonalnachrichten.

x. — Prof. Nud. Mayer, Ciseleur aus Stuttgart (seit-
her an der dortigen Kunstgewerbeschule), ist für die Kunst-
gewerbeschule in Karlsruhe gewonnen und wird seinen Posten
am 1. Mai antretsn.

Sammlungen und Ausstellungen.

-V. L. Die Knnsthandlung vo» Eduard Schulte in
Dnsseldorf hat. wie wir schon srüher gsmeldet haben, das
Ausstellungslokal vonN. L. Lepke in Berlin übsrnommen,
welches durch den plötzlichen Tod seines letzten Besitzsrs
herrenlos geworden war. Am 14. Februar ist dieses
Lokal durch eine Ausstellung eröffnet worden, welche in
fünfundsiebzig Nummern nicht nur einen interessanten Überblick
über die nur Kunsthändlern zugängliche tins üsur Düssel-
dorfer Maler, sondern auch eine Quslle wirklichen Kunst-
genusses erösfnete. Einer imposantsn Reihs von dreizehn Num-
mern von Andreas und Oswald Achenbach, unter denen freilich
einige Werke des letzteren, „Rocca di Papa mit Blick in die
römische Campagna" (1867), „Strand bei Neapel", „Straße
bei Rom mit Blick auf St. Peter", „Stratze bei Castellamare
und Sorent", das bekannte A und O zugleich bildeten, sind
mehrere ältere Genrebilder von Knaus „Die kartenspielen-
den Schusterjungen" (1861) und!der „Betteljunge" (187V)
beigesellt worden, um mit vier Bildern von Vautier, von
denen allerdings nur der „Besuch" dem Namen des Meisters
zur Ehre gereicht, die Honneurs der Düsseldorfer Schule zu
machen. Obwohl in den sehr luxuriös eingerichteten und
durch elektrisches Licht vortrefflich erhellten Zimmern auch
Proben internationaler Kunst — Alma Tadema, Corot,
Benlliure, Daubignp, Diaz — ausgestellt sind, bleiben
die künstlerischen Qualitäten jenes Düsseldorfer Vierblattes
doch unangefochten und unübertroffen. Dis Münchsner Schule
und jener Teil der Düsseldorfer Genremaler, welcher seinen
Ruhm in der Kostümmalerei sucht, mag jene Alten in man-
chen malerischen Kunstgriffen übertreffen. Aber die persön-
liche Empfindung ckommt nur erst sshr langsam unter der
Maske des den Niederländern abgelauschten Kolorits zum
Vorschsin. Diese Beobachtung hindert uns jedoch nicht, das
holländische Jnterisur von Ludwig Löfftz, in welchem eine
Frau bei einer Näharbeit beschäftigt ist, eine geniale Ver-
bindung von Pietsr de Hooch und Jan van der Meer von
Delft, für ein Meisterstück malerischer Anempfindung und die
Soldatenscenen aus dem dreißigjährigen Kriege von Max
Todt in München als höhere Entwickslungsstufen Teniers-
scher Darstellungskunst zu erklären. Wir wollen nur wün-
schen, daß wir aus dieser bewunderungswürdigen Virtuosität
in der Nachahmung allmählich zu einem eigsnen Stile hin-
durchdringen.

xt.. L. Jn Gurlitts Kunstsalon in Berlin ist eine Samm-
lung von etwa vierzig Genrebildern und landschaftlichen Stu-
dien des aus Bslgisn gebürtigen, in Paris lebenden Mode-
malers Jan van Beers ausgestellt. Sie repräsentirt so
ziemlich das ganze Schaffen dieses kapriziösen Künstlers, dessen
Jdeal sich mit dem Worte ebie deckt. Er ist der Maler der
eleganten Damen und Dämchen, namentlich der letzteren. Er
stellt die Courtisanen von Paris vor und nach dem Balle in
den kostbarsten, mit autzerordentlichem Raffinement gemalten
Toiletten dar, er zeigt eine dieser Damen mit einem großen
Veilchenbouquet in einem Mietswagen bei der Rückkehr vom
Rennen, wobei er so maliziös ist, den Kopf des Kutschers
zu unterdrücken, weil die Lenker dieser Mietswagen alle Tage
wechseln. Er schreckt auch nicht vor gewagten Situationen
zurück: er läßt die Damen sich auf Tigerfellen herumwälzen
und in Künstlerateliers als Modelle auftreten. Das alles
ist so pikant inscenirt und geistreich gemalt, daß man an
Meiffonier und Stevens denkt. Ein anderes Bild mit
lebensgroßen Figuren, einem englischen Soldaten und einem

Dienstmädchen im Zwiegespräch, erinnert wiederum an die
großen naturalistischen Studien, welche Bastien-Lepage nach
dem Londoner Straßenleben gemacht hat. Noch einen Schritt
weitsr führt uns die Halbfigur einer Dame, deren ver-
schleierter Kopf sich von der inneren Seite eines aufgespann-
ten, feuerroten Sonnenschirms abhebt. Das ist der Jm-
preffionismus, wie er leibt und lebt! Ganz Renoir und
Bertha Morisot! An Vielseitigkeit und technischer Virtuosität
fehlt es dem Künstler nicht, auch nicht an Empfindung und
Poesie, wie seine äutzerst einfachen und doch von reichem
Stimmungsreiz erfüllten landschaftlichen Studien beweissn.
Zu einer eigenen Physiognomie hat es Jan van Beers jedoch
noch nicht gebracht. Er spiegelt nur — allerdings mit großer
Vollkommenheit — einige Richtungen der Pariser Mode-
malerei wieder, die sich an die blendende Oberfläche der
Dinge hült. — Außerdem sind noch zwei sonnigs italienische
Landschaften von Lutteroth, zwei tüchtige norwegische
Landschasten von A. Nislsen und I. Wentscher und drei
neue Bilder von A. Böcklin ausgestellt, deren starke poetische
Wirkung durch die Staffage nicht beeinträchtigt wird. Das
eine, „Einsamkeit" genannt, ist sogar eine reine Landschaft:
eine prächtig gemalte Felsenschlucht, die mit dem ganzen
Böcklinschen Farbenzauber übergossen ist. Auf dem zweiten
Bilde,dem „Schweigen im Walde", reitet eine nackte, von bläu-
lichem Schimmer umwobene Schöne auf sinem struppigen Ein-
horn durch das Waldesdunkel. Das dritte Bild, das zu
den hervorragendsten Schöpfungen des Meisters gehört, zeigt
einige römische Krieger, welche zur Abendzeit vor einem in-
mitteneines hohenSteinwalls errichteten Götterbilde ein Gebet
verrichten. Wenn sich auch gegen die Krieger manches ein-
wenden läßt, so ist doch der poetische Gehalt der landschaft-
lichen Komposition ein autzerordentlich grotzsr.

Handzcichnnngcn altcr Mcistcr im Britischcn Muscum.
Aus einer Reihe von Blättern, die bei den Versteigerungen
der Sammlungen Cheney, W. Russell und Grahl für
die genannte Anstalt erworben wurden, führen wir außer
der von S. Colvin im Jahrbuch der königlich preußischen
Kunstsammlungen jüngst veröffentlichten Federzeichnung von
Schongauer als die wertvollsten und interessantesten die
folgenden an: denOriginalentwurf Wohlgsmuths (Feder-
zeichnung in Bister auf Papier) für dsn Holzschnitt auf der
Rückseite von Folio 1 der Nürnbergischen Chronik von Hart-
mann Schedsl. Das Blatt ist 149V datirt und zsigt den
ewigen Vater mit Krone und Kaisermaniel, die Weltkugel im
Schoße haltend und die Arme segnend erhoben, zwischen
zwsi Säulen unter architektonischsm Ornament thronend. Zu
Fützen der Figur sind zwei Wappenschilder in Gold und
Farben ausgeführt, von wilden Männern gehalten. Die
Rückseite der Zeichnung trägt einen Teil dss Textes der Hand-
schrist, der beim Druck derselben weggelassen wurde, während
die darauf bezüglichen Jllustrationen veröffentlicht sind. Eine
Studie von Luca Signorelli, in schwarzer Kreide mit
Weiß gehöht, für die Gestalt des heil. Johannes in der
„Krsuzabnahme" zuBorgo San Sepolcro mit einigen anderen,
weniger ausgeführten nackten Gestalten, für dasselbe Bild.
Von demselben Meister: eine Schwarzkreidezeichnung, Dante
und Virgil darstellend. wie sie eine Gruppe von zwei Ver-
dammten betrachten, deren einer auf den zweiten auf der
Erde sitzenden hinwsift, dessen Gehirn von der Schädeldecks
entblößt erscheint (ehemals in dsn Sammlungsn Rsynolds
und Lawrence). Von Benozzo Gozzoli ein Entwurf für die
Vision der heil. Fina (Federzeichnung in Tinte auf getöntsm
Papier) zu den für die Kapelle der Heiligen in S. Gemig-
nano beabsichtigten Fresken aus der Legende derselben ge-
hörig, die erst später von Ghirlandajo ausgsführt wurden,
die Erscheinung Maria's und begleitender Engel an dem
Totenbette der Jungfrau, das von ihren Angehörigen um-
geben ist, darstellend (Sammlung Richardson und Lawrence).
Zwei Federzeichnungen, dsm A. Veneziano zugeschrieben,
Studien zu der Komposition eines Gemäldes, die einen Dogen
inmitten seiner Räte und — das zweits Blatt — diese lstz-
teren ohne jenen zeigen. Die Rückseite des einen Blattes
trägt einen Vermerk von der Hand Richardsons (dem die
Zeichnungen einst gehörten), wonach sich zu seiner Zeit ein
diesen Skizzen entsprechendes Gemälde in Pisa vorfand;
heute ist dasselbe nicht mehr nachzuweisen. Ein Blatt (Feder-
zeichnung auf Papisr) enthält mehrere männliche Akte von
Ant. Pollajuolo; es stammt aus der Sammlung Cheney.
 
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