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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Lipperheide's Holzschnittwerk
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0225

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437

Todesfälle. — Ausgrabungen und Funde.

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Je mehr tüchtige Zeichner, desto mehr geschickte Jllu-
stratoren und Holzschneider.

Herrn Lipperheide's wohlgemeintes Eingreifcn kann
daher unseres Erachtcns nur dann von gnnstigem Er-
fvlg sein, wenn die von ihm eröffnete Preiskonkurrenz
den im Obigen ausgesprochenen Grundanschanungen
entspricht. Und wir können uns nicht vorstellen, daß
eine Jnry, der ein Adolf Menzel angehört, anders
entscheiden svllte als untcr dcr Devise: „Dem besten
Zeichner!" 0. v. ll.

Todesfälle.

Dcr fiaiizösische Laudschastsmaler Voiiis timil
Vapierrc, ein Schüler Viktor Bertiers, welcher seine Motive
teils aus dem Walde von Fontainebleau, teils aus Jtalien
nahm, ist am 28. März in Paris, 68 Jahre alt, gestorben.

Ausgrabuugen uud Fuude.

— Übcr Fundc von archaischcn Bildwcrkcn auf der Akro-
polis berichten griechische Blätter aus Athen. Bei den da-
selbst im Nordteil des Burgfelsens von der Archäologischen
Gesellschaft unter Leitung von Kabbadias unternommenen
Ausgrabungen in den Resten eines dem Zweck nach unbe-
kannten Gebäudes, in welchem bereits vor acht Jahren von
der französischen Schule Nachforschungen begonnen, aber
bald wieder ausgegeben worden waren, hat man im An-
sang Februar dieses Jahres neben Säulen und sonstigen
Bauteilen, Stelen und Resten von Bildwerken sechs ziemlich
gut — wenn auch meist ohne Arme und in Stücken — er-
haltene weibliche Gewandfiguren aufgedeckt, dsren Entstehung
man in das 6. vorchristliche Jahrhundert setzt. Reichliche und
deutlich erhaltene Spuren von Bemalung an den Haaren
und den fein gefältelten Gewändern, Ohrringe und Stifte
an den Köpfen für die Anbringung von anderem metalli-
schen Schmuck, auch der Umstand, daß an dem einen derselben
die Augüpfel aus einer glasartigen Masse, vielleicht aus
Bergkrystall, eingesetzt sind, lassen den Fund als besonders
wertvoll für die schwebende Frage der Färbung der Bild-
werke erscheinen. Von den fortgesetzten Nachgrabungen er-
hofft man Aufschluß über die Bestimmung und Bedeutung
des Bauwerks, dessen Trümmer die Fundstätte bilden.

x.— Ein Kupfcrstich von Anton Eisenhoit, der bisher
nicht bekannt war, ward von dem Sekretär des Paderborner
Altertumsvereins aufgsfunden. Auf demselben ist ein braun-
schweigischer Patrizier in einer reichen ovalen Umrahmung
dargestellt, deren Einzelheiten, allegorische Figuren und
Puttsn, die Hand des Warburger Meisters sosort verraten
würden, auch wenn der Name nicht ausdrücklich auf dem
Untersatze des Rahmens genannt wäre.

Einc Bacchusstatiie aus Bronze wurde kürzlich bei
ben Baggerungsarbeiten der Tiberregulirung in Rom zu-
tage gefördert. Sie ist l,75 m hoch, sehr gut erhalten und
stellt einen jugendlichen Dionysos vor, der in der Linken den
Thyrsusstab, in der Rechtsn eine Trinkschale hält, welche
beide Attribute hinterher auch aufgefunden worden sind.
Ehe dies der Fall war, hielt man die Statue für einen
Sklaven, der im Begriff steht, einen Dolchstoß zu pariren,
wozu die Haltung des linken Armes Anlaß bot. Die Gestalt
ist von vollendeter Formenschönheit. Den Kopf schmückt ein
reicher Epheukranz; über den frauenhaft weich modellirten
Rücken fallen reiche Locken. Nach Ansicht sämtlicher Kunst-
verständigen, welche das Bildwerk bisher besichtiat haben, ist
es eine Arbeit aus dem I. Jahrhundert nach Christo, bei
der der Einfluß der griechischen Kunst nicht zu verkennen ist.
Nunmehr die Statue vom Schlamm befreit ist, sieht sis so
frisch und guterhalten aus, als ob sie ein ganz neues Werk
wärs.

6. v. V. Ein itonographischci Plan Bologna's vom
I. 1505. An einer der Wände der ehemaligen Kapelle im
Palazzo Civico zu Bologna wurds eine psrspektivische Ansicht
der Stadt entdeckt, die bisher der Aufmerksamkeit entgangen

war, weil der betreffende Raum seit langem infolge Ver-
mauerung seiner Lichtöffnungen völlig verdunkelt war. Uber
dsr Stadtansicht schwebt eine Madonna mit segnendem
Christkind, von Engeln umgeben. Der Charakter der
Malerei weist unzweifelhaft auf die Schuls Francia's, wenn
auch das Werk durch spätere Übermalung zum großen Teil
seine Ursprünglichkeit verloren hat. Eine auf einem Spruch-
band verzeichnste Jnschrift giebt Ausschluß über dis Ent-
stehung des Fresco: es ist ein Votivbild, für Errettung
aus Erdbebensgefahr gestiftet. Ein heraldisches Emblsm, das
sich ebenfalls darauf befindet, hat auch die genaue Bestim-
mung des Zeitpunktes seiner Entstehung ermöglicht: es'ent-
stand zu Ansang des Jahres tLÜ5. Besondern Wert erhält
die Stadtansicht dadurch, daß sich darauf viele seither zer-
störts oder umgestaltete Baumonumente dargestellt sinden,
von dsnen sonst keine authentischen Abbildungen erhalten
sind, so unter anderem die Torre della Magione, die 1455
von B. Fioravante von ihrer Stells gerückt wurde, ferner
Turm und Palast der Bentivogli, welche 1565 vom Volk,
das gegen die Stadttyrannen aufgestandsn war, zerstört
wurden.

6. v. i'. Römischc Fuiidc im Frankfnrtcr Mnscuin.
Über die Denkmäler, die vor etwa einem Jahre in dem
benachbarten Heddernheim beim Graben eines Brunnens zu-
tags gefördert wurden, bestehend in einem Jupiterheiligtum,
Statuen von Sol und Lunus und einer Gigantensäule, ist
jüngst unter dem Titsl: „Heddernheimer Ausgrabungen"
(Frankfurt, Th. Völcker) aus der Feder O. Donners und
Prof. vr. Riese's eine Abhandlung' mit 5 Tafeln in Licht-
druck erschienen. Der größte Teil derselben ist der Giganten-
säule gewidmet, und in der That verdient dieses vielfach
rätselhafte Denkmal eine solche Aufmersamkeit. Die Zahl
der Exemplars ähnlicher Monumsnte ist jetzt auf 41 gestiegen;
sie kommen in den gallisch-germanischen Grenzprovinzen des
römischen Reiches vor und zwar auf beiden Abdachungen
der Vogssen, am untern Lauf des Neckars und des Mains,
in der Rheinpfalz, im Luxsmburgischen, an der Mossl,
Meurthe und Saar. Aber nur zwei, nämlich das 1878 in
Merten bsi Saarlouis und das 1884 in Heddsrnheim ge-
fundene, sind so weit erhalten, daß eine sichere Rekonstruktion
derselbsn möglich war. Noch wichtiger ist das Hsddernheimer
Denkmal dadurch, daß es das einzige ist, welchss eine Jn-
schrift darbietst. Nach derselben ist es 246 n. Chr. erneuert
worden; der untere Teil des Denkmals gshört wahrschein-
lich noch der ersten Anlage an. Die Grupps des über den
schlangensüßigen Giganten hinwegreitendsn Römers wird
gedsutet als das durch den Kaiser überwundene Germanien.
Wie dieser sich dem Jupiter gleichstellte, so wurden auch
seine Gegner zu den Giganten, die sich gegen jenen empörten.

— Äusgrabung der Sphinx. Wie Renan im „stourual
cis8l)8dat8"mitteilt, hat Maspöro, derDirektor des Museums
von Bulak, bsreits seit zwei Monaten an der Freilegung der
großen Sphinx von Gizeh gearbsitet, aber nunmehr die ihm
zur Verfügung stehenden Mittel erschöpft. Zur Vollendung
des Werkes sind noch 26666 Francs notwendig. Renan
wendet sich an alls Freunde des Altermms mit der Bitte,
zu diesem Werk, dessen die ägyptologische Forschung dringend
bedarf, beizusteuern. Er schreibt unter anderem: „Die große
Sphinx von Gizeh, unmittelbar neben den Pyramiden, ist
meines Erachtens die erstaunlichste Arbeit von Menschenhand,
die uns die Jahrhunderte vermacht haben. Sie ist ein un-
geheueres ausgshauenes Felsenbett, etwa 76 Meter lang.
Die Höhe des Monstrums, wenn man es freilegte, würde
unssre höchsten Häuser überragen. Kein figürliches Denkmal
im übrigsn Ägypten, noch sonst in der Welt ist diesem selt-
samen Jdole vergleichbar, dem Überreste eines Zustandes der
Msnschheit, der alle unsereBegriffe über den Haufen wirft. Der
Eindruck, den eine solche Erscheinung auf Rasfen hervorbringen
mußte, die mit starksr Einbildungskraft bsgabt sind und von
den Sinnen beherrscht werden, läßt sich nach demjenigen be-
messen, den die heutigen Ägypter vor diesem ungeheuren, aus
dem Sande hervorragenden Haupte empfinden. Der Araber
flieht bei diesem Anblick entsetzt, indem er nach dem phanta-
stischen Wesen einen Stein wirft odsr einen Flintenschuß.ab-
feuert. Auch der Tempel gegenüber der Sphinx (wenn es
ein Tempel ist) hat einen höchst eigenartigen Charakter.
Dieser bizarre Bau sieht den übrigen Tempeln Ägyptens
weniger ähnlich als dns Parthenon der Notre-Dame-Kirche.
 
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