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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Langl, J.: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0231

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2 s. Iahrgang.

Nr. 27.

Aunstchronik

;885/86. ' » s5. April.

Mochenschrift sür Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbeoereine.

fferausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Berlin,

Theresianumgasse 25. Aurfürstenstraße 3.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: W. ks. Rühl, Iägerstr. 7Z.

Aünste". — Th. Danby ch; IN. Oberegger -f. — s)reisausschreiben für ein Lessingdenkmal in Berlin. — preisverteilung aus Anlaß der
Iahresausstellung ini wiener Aünstlerhause. — Millais; Leighton; A. Zimmermann; L. Löfftz; Baisch; G. v. Aameke; Antokolsky.
— Aöln: Schulte'sche Ausstellung; Neue^Bilder von Defregger; Museunisverein zu Arefeld; Berliner jDanorainen; Museum des Lureni-

Die Iahresausstellung im Wiener Aünstlerhause.

Die letzten Reste des heiteren KirmesfesteS, wel-
ches die Wiener Künstlerschaft im heurigen Fasching
beging, alles was vom Jahrmarkt und aus der
Hexenkiiche noch übrig geblieben, wurde mit eiliger
Hand aus dem Hause geschafft, die Wände rcin ge-
fegt und ernstere Arbeit ist wieder in die Räume ein-
gezogen: die 16. Jahresausstellung wurde den 6. März
in gewohnter Weise durch den Kaiser feierlich eröffnet.
Was den Winter über in den Ateliers geschaffen wird,
tritt alljährlich mit dcm crsten Erwachen des Frühlings
zum friedlichen Wettkampf zusammen, anregend und
belehrend, ebenso sür die Fachgenossen wic für das
große Publiknm. Die Jahresausstellungen des Wiener
Künstlerhauses tragen, obschon dazu stets Gäste aus
aller Herren Ländern geladen werden, selbstverständlich
vorwiegend einen hcimischen Charakter; sie bilden den
Spiegel unseres Kunstlebens, für dcssen Glanz- und
Schattenseiten. Freilich stören ost elementare Ereig-
nisse das rnhige Wcben und Streben der Gesamtheit,
die Produktion macht eine Ruhepause, in der sich dann
die Krafte sammeln, nm niit bedentenderen Erfolgen
wieder in Aktion zu treten. Auch die gegenwärtige
Ausstellung muß von diesem Gesichtspunkte aus beurteilt
werden, sie ist keine Glanzausstellung und steht in
mancher Hinsicht hinter ihren Vorgängcrinnen zurück,
cnthält aber immerhin so viel des Achtenswerten, daß
sie, wenn auch kein umfassendes, so dvch ein in den
Hauptzügen richtiges Bild der gegenwärtigen Kunst-
thätigkeit giebt. Makart und Canon sind beide allzu

früh dahingegangen! Die Lllcken, welche sie in den
Ausstellnngen des Künstlerhauses zurückgelassen, werden
noch lange, lange empfunden werden. Die leuchten-
den Sonnen, nm die sich die Planeten und Tra-
banten gruppirten, fehlen. Eine Beeinträchtignng er-
fuhr aber die diesjährige Ausstellung ohne Frage auch
durch die geplante Berliner Jiibilänmsausstellnng; die
Deutschen und namentlich die Münchener sind größten-
teils ausgeblieben, sie rüsten sich für den Wettkamps
an der Spree. Wenn wir noch der allgemeinen Un-
gunst der Wiener Kunstverhältnisse gedenken, des schlech-
ten Markts, der unsicheren politischenLage, so dürften alle
gcwnchtigeren Mvmente gekennzeichnct sein, welche das
Unternehmen nicht günstig beeinflußten. — Es sind im
ganzen 638 Werke aller Kunstgattungen ausgestellt.
Daß bei einer so ansehnlichen Zahl auch manche.Mittel-
mäßigkeit mitläuft, ist wohl nicht zu verhindern. Lei-
der habcn aber Künstler mit ganz respektablen Namen
mitgehvlfen, diesmal diese Bilderklasse zu vermehren.

Jn auffallend großer Anzahl und in relativ sehr
tüchtigen Leistungen ist das Porträt repräsentirt. Den
Ehrcnplatz nimmt Angeli's Bildnis Sr. Majestät
des Kaisers ein; das Gemälde ist Eigentnm dcr Ge-
meinde Wien und als Schmuck für den neuen Rathaus-
saal bestimmt. Der Mvnarch ist in ganzer Gestalt,
in vollem Krönungsornat dargestellt; frappante Ähn-
lichkeit, vornehme Zeichnung und ivohl abgewogene
Lichtvcrteilung sind Vvrzüge, wclche unS in Angeli's
Bildnissen stets begegnen; besvnders hervorzuheben ist,
daß der Künstler sich nicht vcrsührcn ließ, mit dem
Stofflichen aus Kosten der Gesamtwirkung zu bril-
 
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