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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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539

Todesfälle. — Kunst- und Gewerbevereine. — Sammlungen und Ausstellungsn.

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Todesfälle.

»*4- Der Hofphotograph Zosef Albert, der Erfinder des
nach ihm Albertotypie genannten Lichtdruckverfahrens, ist im
Alter von 61 Jahren am 5. Mai in München gestorben.

Aunst- und Gewerbevereine.

1-x. Belgische Provinzialaltertumsvcreine. Die Her-
stellung einer Verbindung unter den zahlreichen archäo-
logischen Vereinen, die in den einzelnen bslgischen Provinzen
bestehen, ist bei dem archäologischen Nationalkongrsß zu Ant-
werpen im vorigen Herbst angebahnt worden. Es wurde die
Abhaltung eines jährlichen Kongresses beschlossen, worauf die
in den Provinzialvereinen schwebenden Fragen zur Diskussion
gestellt und die allen gemeinsamsn Angelegenheiten einhsit-
liche Erledigung finden sollen. Auch die Frage der Jnven-
tarisirung der Kunstschätze wurde ventilirt; sie dürfte schon
auf dem nächsten Kongreß eine günstige Erledigung finden.
Einen ferneren wichtigen Gegenstand der Diskussion bildete
die Frage, ob in Zukunft öffentliche Jnstitute ihre Kunst-
schätze temporären Ausstellungen an anderen Orten zur Ver-
sügung stellen sollen? Die Mehrhsit erklärte sich für absolute
Enthaltung derMuseen von der Teilnahme an ähnlichen Unter-
nehmungen.

5ammlungen und Ausstellungen.

D Die Eröffnung der BeilinerZubiläums-Kunstausstellung
ist auf den 23. Mai verschoben worden. Zur Ergänzung
unserer vorläufigen Notiz in Nr. 28 der Kunstchronik (Sp. 474)
haben wir folgende weitere Mitteilungen zu machen. Die
Ausstellung wird in drsi Gruppen zerfallen, eine historische
und eine moderne, der gegenwärtigen Kunst gewidmete und
eine für die dekorativen Künste. Die Beteiligung der leben-
dsn Künstler an der zweiten Gruppe stellt sich solgender-
maßen: die Berliner Künstlerschast hat 4W Gemälde ein-
geliefert, München wird durch etwa 2üü, Düsseldorf durch
ca. 150, Dresdsn durch 50 und Weimar durch 40 Bilder
vertretsn sein. Von Österreich-Ungarn sind etwa 200, von
England 150, von Jtalien und Spanien je einige 40, von
Deutsch-Franzosen 30, von Belgisn 60, von Holland 30, von
Dänemark und Schweden je einige 20, von St. Petersburg
ca. 30 Bilder angemeldet. Jm ganzen wird Deutschland mit
etwa 1200 und das Ausland mit über 400 Ölgemälden ver-
treten sein, wozu serner ca. 300 Aquarells, 150 Architektur-
darstellungen und 200 Skulpturwerke kommen. Der histo-
rischen Abteilung fällt dis Aufgabe zu, die Erinnerung
an das hundertjährige Bestehen disser akademischen Veran-
staltungen zu feiern und einen Rückblick auf die norddeutsche
Kunst innerhalb des verflossenen Centenniums zu gswähren.
Mit einer Vertretung der Kunstschulen Berlin, Dresden,
Weimar, Düsseldorf soll den von autzen Kommenden das
vorzugsweise geboten werden, was bei uns zu findsn ist.
Ünter Verzicht auf eins Uberschau dsr gesamtsn deutschen
Kunst legte die Kommission, welcher diese Abteilung unter-
stand, den Schwerpunkt in die heimische Kunstübung. Da-
mit eine wirklich rückblickende Vorstellung des in die Zeit
zwischen 1786 und 1886 sallenden Schasfens im Beschauer er-
stehe, ist die Anordnung der Werke auch in rückschreitendsr
Folge ins Auge gefaßt, so daß also eine erste Gruppe mit
Vertretungen solcher berühmten Meister, die zwar noch in die
Gegenwart hineinragen, mit ihrsm früheren Schaffen jedoch
bereits in die moderne Kunstgeschichte einregistrirt wurden,
in unmittelbaren Anschluß an die große Ausstellung der
modernsten Schöpfungen gebracht ist. Jn Zeitfolgen von
zehn zu zehn Jahren gegliedert, schließt sich dann die weiters
Gruppenkette an, deren letztes Glied auf Friedrichs des
Großen Zeit zurückführt. Auf die erstgenannte Gruppe
älterer Meisterwsrke solgt eine zweite mit Schöpfungen solcher
Künstler, deren Leben einen leider allzu frühen Abschluß ge-
funden hat. Hier würde man u. a. den Namen Henneberg,
Ed. Hildsbrandt, Hoguet, Gust. Richter, Oskar Begas,
Camphausen, Ludw. Burger, Günther, Dreber, Graeb be-
gegnen. Dem reiht sich an die nächstältere Generation mrt
den beiden Schirmer, Klöber, W. v. Kaulbach, C. F. Lessing,
Preller, Rethsl, Ludwig Richter. Eine vierte Gruppe wird

speziell Berliner Künstler ältsrer Zsit, wis Franz Krüger,
Magnus, Ed. Meyerheim u. a. m., außerdem Vertreter der
älteren Düsseldorfer Schule vorführen. Endlich folgt eine
Abteilung von Werken derjsnigen Künstler, deren Namen,
wie die eines Schadow, Carstens, Overbeck, Schinkel und
Cornelius. mit dem Wiedsrbeginn selbständiger deutscher
Kunstentwickelung verbunden sind. Jhren Abschluß findet die
Ausstellung mit der Kunstvertretung der Friedericianischen
Epoche, in welcher Chodowiecki seinen Ehrenplatz findet.
Parallsl mit diesen Gruppen der Malerschulen wird die Aus-
stellung von Werken berühmter Bildhauer gehen. Meist in
Originalwerken vertreten, werden hier Gottfr. Schadow und
sein Lehrmeister Tassaert, Rauch, Kalide, Blaeser, Kiß,
Rietschel, Afinger und dersn Zeitgenossen an unserem Auge
vorüberziehen. Bei der Zusammensetzung der historischen
Abteilung wurden die Kunstschätze der Museen, da diese
jedermann zugänglich sind, nicht in Rücksicht gezogen. Da-
gegen zog man aus dem Entgegsnkommen, das Besttzer von
Privatsammlungen bewiesen, Nutzen. Auch die kirchliche
Kunst wird ihre würdige Vertretung finden. Den Archi-
tekturrahmen dafür soll eine von Prof. Johannes Otzen im
Ausstellungspalast errichtete kleine Kapelle bilden. Jnner-
halb derselben, die im Geiste der Frühgotik hergestellt wird,
dürftsn die in das Gebiet der religiösen Monumentalkunst,
dsr Glasmalsrei und der strengen Skulptur fallenden Werke
zur Wirkung gelangsn und in Rücksicht auf letztere soll auch
die zur kirchlichen Dekoration bestimmte Gruppe des Kunst-
gewerbes, so z. B. in Kronleuchtern, Kirchengeräten, Astar-
decken rc., zur Mitwirkung hsrangezogen werden. Es geschieht
hiermit zum erstenmal, datz innsrhalb einer Kunstausstellung
oer Profankunst dis kirchliche in geschlossener Vereinigung
gegenübergestsllt wird; damit werden auch das Fresco, das
Sgraffito, das Mosaik und dergleichen Kunstarten, deren
materielle Bsschaffenheit sonst ihre Berücksichtigung ausschloß,
einen Platz in der Ausstellung finden. Für die Abteilung der
dskorativsn Künste und der Kleinkunst haben Prinz und
Prinzessin Wilhelm das silberne Tafelgerät hergsliehen,
welches die Hochzeitsgabe der größeren Städte des preußi-
schen Staates an das fürstliche Paar bildete. Die von uns
kürzlich reproduzirte Nike des Paionios in der Restauration
von Grüttner krönt den Giebel des Zeustempels, welcher die
Gruppe der Ostssite des olympischsn Tempels aufgenommen
hat. Jn dem ägyptischsn Tempel ist ein Diorama von
fünf afrikanischen Landschaften (deutschen Kolonien) durch die
Maler Bracht, Gentz, Eschke, Körner, Saltzmann und Jakob
ausgeführt worden. — Jm Centralblatt der Bauverwaltung
wird mitgeteilt, daß das Ausstellungsgebäude in seiner jetzigen
erweiterten Form eine Fläche von rund 13 200 gm bedeckt
und etwa 8300 gm Behangfläche für Gemälde darbietet,
wobei von den kleineren, für Aquarelle, Kupferstiche rc. ge-
eignetsn Wandflächen abgesehen ist. Der Umbau des Ge-
bäudes für die Zwecke der Kunstausstsllung war ein sehr
umfangreicher. ,Die Säle haben sämtlich Obsrlicht erhalten.
Einer völligen Änderung ist der Fußboden unterzogen wor-
den, indem beim Umbau ein durchgängiger Cementestrich von
der Art hsrgestellt wurde, wie er in Süddeutschland schon
ssit längerer Zeit nicht nur für Jnnenräume, sondern auch
für Bürgersteige benutzt wird. Der neue Anbau besteht in
einer dem Hauptgebäude in der Längsachse angefügten 35 m
langen und 25 in breiten Halle, welche zur Aufstellung
grötzerer Bildwerke dienen soll, und in sechs für Aufnahms
von Gemälden bestimmten Oberlichtsälen von länglicher
Grundrißform. Um das Eindringen unmittelbaren Sonnen-
lichts zu verhindsrn, ist die Oberlichtwirkung durch fest
untergespannte Behänge gedämpft, während die Seitenlicht-
flächen mit einem durchscheinenden Anstrich von Lackfarbe
gedeckt sind.

— Die Ausstellung der Verurteilten, die kürzlich von
einer Berliner Zeitung in allem Ernste für alle diejenigen
Künstler in Vorschlag gebracht wurde, deren Bilder von der
Hängekommission nicht genügend berücksichtigt oder gar abge-
lehnt worden, wird nunmehr, wis man uns schreibt, doch
für Berlin definitiv zustande kommen. Von einigen Unter-
nehmern, deren finanziells Sicherheit in jeder Weise garantirt
und dis mit der Künstlerwelt selbst im engsten Konnex stehen,
wird nämlich beabsichtigt, eine Ausstellung aller dieser Bilder
in einem der ersten Etablissements Berlins, und zwar Unter
den Linden gelegen, zu veranstalten. Alle hieraus sich be-
 
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