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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die Eröffnung der Jubiläumsausstellung in Berlin
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Graul, Richard: Pariser Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0293

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573

Die Eröffnung der Jubiläumskunstausstellung in Berlin. - Pariser Ausstellungen.

574

Räume durch Um- und Anbauten sich anpassen ließen den
erweiterten Zielsn der Jubiläumsausstellung, und der
Staat, die Stadt Berlin und die Akademie verbanden ihre
Kräfte zur würdigen Erfüllung der gestellten Aufgabe-
Unter Benutzung der auf dem Gebiete der Feuersicherheit
und Beleuchtung gesammelten Ersahrungsn ist innerhalb
eines Jahres ein Bauwerk entstandsn, eigenartig und
mannigfaltig in seiner Gestaltung und Gliederung, wohl
geeignet, für eins übersehbare Reihe von Jahren dem
Bedürfnis nach einem größeren Ausstellungsgebäude
Nechnung zu tragen. — Der Rus, welcher in alle Lande
erscholl, fand den freudigsten Widerhall. Bereitwillig ver-
zichteten die bildenden Künstler Österreichs auf die für
dieses Jahr geplante internationale Ausstellung und wett-
eiferten mit dsr deutschen Kunstgenossenschaft unter Mün-
chens Führung in der Förderung des Unternehmens-
Unter der einflußreichen Teilnahme der auswärtigen
Regierungen, wie Ew. Majestät Vertreter im Auslande,
haben die Künstler in und außerhalb Deutschlands, in
glänzender Gesamtrepräsentation Österreich und England,
hervorragende Beweise ihres künstlerischen Vermögens hier
vereinigt. Mehr als 20vü Aussteller sind durch weit über
3000 Werke vertreten. An Ölgemäldew' der Gegenwart
allein zählen wir gegen 1600 von fast 1200 Künstlern, an
Bildwerken gegen 300 von mehr als 200 Ausstellern.
Auch die Abteilungsn der graphischen Künste, der Archi-
tektur, der dekorativen Künste wsisen reiche Beteiligung
auf und die historische Abteilung umfaßt über 600 Werks
von mehr denn 200 Künstlern. Anschließend an die aka-
dsmische Ausstellung bitten um Ew. Majestät huldvolle
Beachtung die aus privater Thatkrast hervorgegangenen
Schöpfungen, — bestimmt, die Bewunderung der Mit-
lebenden wachzurufen sür die großen, unter Ew. Majestät
reichgesegneter Regierung durchgeführten Unternehmungen
des Deutschen Reiches nach Olpmpia und des preußischen
Staates nach Pergamon, und weiter zur Anschauung zu
bringen die Errungenschaften Deutschlands im sreinden
Weltteil. Lisbe zum Vaterlande und Achtung vor den
voraufgegangenen Geschlechtern strahlen Ew. Majestät ent-
gegen in allen Räumen der Ausstellung. Jhren Aus-
gangspunkt nimmt sie von der leuchtenden Heldengestalt
Friedrichs des Großen und ihren Abschluß findet sie in
dem Ausblick der Kuppel. Fest und sicher zieht Germania,
umgeben von den Zeichen kaiserlicher Macht, gefolgt von
einer freudig zujauchzsnden KUnstlerschar, der Hauptstadt
des Deutschen Neiches entgegen, und die aufwärts schwe-
bende Kunst empfängt von dem Gotte des Lichtes und der
Schönheit die Verheißung einer neuen Blüte. Was des
Künstlers Geist geahnt, möge es in reicher Fülle zur
Wahrheit sich gestalten! Allezeit unter den Hohenzollern
ist die Kunst als eine Erziehsrin dss Volkes hoch in Ehren
gehalten und in rückblickender Würdigung des Geleisteten
haben Ew. Majestät gern Anlatz genommen, an diesem
Ruhmestage der Akademie eine Reihe von Auszeichnungen
an deutsche Künstler zu verleihen, welche ich im Aller-
höchsten Auftrage hiermit bekannt gebe. Verliehen ist:
der Stern zum Königlichen Kronenorden zweiter Klasse dem
Vizekanzler dsr Friedensklasse des Ordens xour 1s msrits
Adolf Menzel, der Königliche Kronenorden zweiter Klasse:
den Malern von Angeli, Jordan, von Lenbach, von Piloty,
Schrader, den Bildhauern Hähnel, Albert Wolff; der
Rote Adlerorden dritter Klasse mit der Schleife: den
Malern Hans Gude, Janssen, dem Architekten Heyden;

der Königliche Kronenorden dritter Klasse: dem Maler
Gentz."

Dann wandte sich der Minister an den Kaiser
und auf ein Zeichen Sr. Majestät rief er, der Fest-
versannnlung zugekehrt, init weithintönender Stimme:
„Jm Austrage Sr. Biajestät des Knisers nnd Königs
erkläre ich nunmchr die Jubiläumsausstellung der
Königlichen Akademie der Kiinste für eröffnet." Dar-
auf brachte Prof. Kart Becker im Namcn der Akademie
der Künste cin Hoch auf den Kaiser aus, in welches
die Versammlung dreimal begeistert einstimmte, woran
sich die Nationalhymne schloß. Zu allgemeiner freu-
diger Überraschung ergriff Se. Majestät der Kaiser
sodann selbst das Wvrt und sprach, anknüpfend an
die Persvn Friedricks des Grvßen, nnter desscn Re-
gierung die erste Ausstellung der Berliner Akademie
vor hundert Jahren (18. Mai 1786) eröffnct wurde,
ungcfähr svlgendes:

„Auf anderem Boden, als wir es sonst gewohnt sind,
ist heute die Erinnerung an den großen König wach-
gerufen worden, unter deffen Schutz vor hundert Jahren
die Kunstausstellungen eröffnet worden sind. Auch hier
tritt uns das hell leuchtende Bild des großen Königs ent-
gegsn, der mit hellem Auge und scharfem Blick stets er-
kannt hat, was dem Wohle des Vaterlandes frommt.
Alles, was wir Großss und Gutes heute in unserem
Lands bewundern, ist auf den Fundamenten gegründet,
die er gelegt. Es ist Mir daher eine besondere Freude
gewesen, daß hier der Verdienste gedacht worden ist,
welche er sich auf diesem Gebiets erworben."

Ein Rnndgang des Kaisers unv seiues Gesvlges
durch die Hauptsäle der Ausstellung und ein Besuch
dcs Kaiserdioramas und des Zeustempels von Olympia
bcschlvssen die Feier.

Pariser Ausstellungen.

Paris, 16. Mai 1886.

Seit einiger Zeit ist in Paris die Koketterie mit
dem Pessimismus bei Bielen Mvdesache geworden und
man merkt dem Urteil über den diesjährigen Salon
eine grvßere Griesgrämigkeit an, als wohl svnst der
Fall war. Gewiß hat es glänzendere Ausstellungen
gegeben als in diesem Jahr, — aber zu. was srom-
men all die ärgerlichen Jeremiaden, mit denen jeder
halbwegs crnsthafte Kritiker seinen Bcricht einzuleiten
sür nötig findet? Wen svllen diese mißvergnügten
Proömien erschüttern? Den KUnstler? Er liest sie
kanm, — den Laien? Er glaubt ihnen nicht und
klatscht nach wie vor der schmeichelnden Tageskunst
Beifall. Und in der That, trvtz aller nalurnlistischen
Trostlosigkeit und aller überlieferten Schablvne ver-
liert der heurigc Salon kaum etwas ueben seinen un-
mittelbaren Vvrgängern, ja in seinem allgemeinen Zu-
schnitt gleicht er dem letzten wie ein Ci dem anderen.
Können ihn unsere diesmaligen Bemerkungen auch
 
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