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HslbmonZkliche I^undschou.

Mnlrr Wjtivii-Kmig des Wegrimdrvs Ifferdiiiuiid Moeiiarius herausgegebeil vmi

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j. Olitobkr-^rft j894> Z. 'jalirnanl;, Hkfl j.

Erschoint Anfnng u n i)
Mitic jedcs Monats.

Vrstellgeld: ! d). 60 Of. uirnkchghnl.

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j-lO f'f. s. d. -zgesp. f>otitzeile.

(5m Kunbgang boi den beutscken Kunstgcwtrbefeicknern.

wir leben heut im Zcitalter dcs ülnsfraaens. bin es eigcntlich steuert, oder c>b es eigentlich qar
Rein halbweas berülnnt oder auch uur bctanut ge- nicht steuert, saudern von allerlei recht prosaischen
wordcner Mensch ist davor sicher, nicht cines tvages Faktoren abhängig jst, währcnd wir Thoren iinmer
einen eleaant gekleideten , höstich und liebenswürdig > glauben , cin gesnndes , eigenes Kunstgewerbe aehöre
auftreteudcn, achtungswürdigen Lserrn nüt elegantein zu den „idealen Gütern" der Menschheit und wir
Notizbuch und noch eleganterem Notizenstift neuester, hätten allcrlei ideale Pflichten gegenüber deni Fort-
nnmöglichstcr patentkonstruktion vor sich zu sehen, der schritt desselben!

nach wundervollcr verbeugnng und vorstellung be- Ls wäre doch gewiß interessant, zu wisseu, iu
ginnt, sein Gpser aus die raffinierteste bveise um welcherlei Art sich dergleichen in den verschiedeneu
Auskunst in jeder erdenklichen Lrage anzuzapsen: blöpsen abspiegelt, welche Ansicht die meisten chtimmen
wic denkeu chie über die koreanische Lrage? kvas hat, und welcher Ansicht gerade dieser oder jener
baltcn chie von den heutigen versuchen, künstliche hochangesehene Uünstler huldigt, ob Publikum und
Nuttcr berzustellen? Ivelchen deutschen Schriststeller Rünstlcr durchschnittlich gleichen Gcschmack babeu
bcvorzugen Sie? Wie könnte Zhrer Ansicht nach: u. s. w. u. s. w.

dem uuaushörlichcn Steigen des Attetzinses abgcholsen Znzwischen i>t in der That eine derartige Nund-
wcrden? - und was dergleichen die ganze Mensch- srage zwar nicht an alle Uunstgewerbetreibenden und
heit in Bewegung sctzende Lragcn mehr sind. Die -interessenten, sondern nnr an alle deutschen Runst-

dcr bekannte Staatsmann, Dichter, Maler oder dgl.
in diesem oder jeuem punkte derselben Ansicht ist, wie
cr. Za, man hat das System des Aussragens so-
gar auf das bürgerliche Leben übertragen nnd Bücher
hergestellt, in denen man, vermittelst schlau gestellter
Fragen aus seinen Freunden und Bckanntcn ein ganzes
Sündenbekenntnis herauspressen kann, sodaß man aus
die untrüglichste bveise zu seinem höchlichstcn Lr-
stannen crsährt, daß bjerr 3c., den man zwar sür
cinen Schwärmer sür recht gutes Lssen und Trinken
gehalten, eigentlich ein recht idealer Nlensch ist und
Zbsen und Schiller deutlich unterscheideu kanu
u. s. w.

Zch habe auch schon immer daran gedacht, ein-
mal unter die Aussrager zu geheu, um über allerlei
> Lragen, dcren ^ösniig mich anch seit langer Zeit be-
! schästigt, die Ansichten einsichtigcr Zeit- und Unnst-
! genossen zu ersahren, z. B. darüber, was eigentlich
I aus unserem Runstgewerbe einmal werden wird, wo-1

dafür aber eiue, die erstens
in sehr geschickter kveise gestellt wordeu ist, uud die
zweitens vielleicht von größerem praktischen lverte ist,
als jeuc. Die Lragc, die eiuer der bekanntesteu
deutschen kunstgewerblicheu verleger, 2lrtur Seemann,
gewissermaßen den Auustgewerbezeichuern Deutsch-
lands vorlegte, ließe sich etwa so znsammensassen:
„Sagen Sie eiumal, Verehrtester, was und wie zeichnen
Sie eigeutlich? IVelcheu Stil bevorzugeu Sie oder
gar keiuen oder haben Sie Zhre gauz cigeue lveise?
Lür wclche Techuik arbeiteu Sie hauptsächlich? Uud
bitte: zeigen Sic mir das mal iu einer vou Zhnen
selbst ausgcwählteu, Zhrer Ausicht uach sür Sie charakte-
ristischen Mriginalzcichnung?" Lr hat nicht direkt so
gesragt, er hat es viel praktischer angesangen und
dadurch wahrscheiulich ciueu besseren Lrsolg erzielt, als
wenn er jene Lragen ohne Nmschweife gestellt hätte.

Zch kann nicht umhiu, seine Art uud lveise des
Zlussragens als sehr origiuell zu bezeichneu, gcrade
iu ihrer Tinsachheit ist sie das.

i —

2

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