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ß n u 1 S ch u m s n n.

2. "juni-Hrft j89Z. Z. ^ahpNgnN, Hrfk f8.

Lrscheint Anfang und
Mitte jedcs Monats.

Vestellgeld: h d). 60 j^>f. Niinllichähnl.

Anzeigen:

40 jdf. f. d. Hgesp. jdetitzeile.

Nn unlere Leler!

'it diesem Lsefte legen wir das „Rnnstgewerbe" zuin letzten Mal in die bsand seiner Leser.
Aus dem „Lunstwart" ist es hervorgegangen, zum „Lunstwart" kehrt es gleichsam zurnck.

dlls wir diese Zeitschrift gründeten, fchien es, als dürften wir auf guten Fortgang hoffen: die
besten Löpfe und die besten bserzen der Fachgenossen begrüßten mit freudiger Zlnerkennung unser Blatt und
gcsellten sich zu uns —des m or a l i sch en Lrfolges, den das „Runstgewerbe" damals gewann, dürfen wir
mit Stolz gedcnken. Um aber eine Zeitschrift am Leben zu erhalten, werden fa die Stimmen, will sagen
die Ilbonnenten, nicht gewogen, sondern gezählt. Bald mnßten wir lerneu, daß es weuige sind, die von
einem „Fachblatt" was andcres verlangen, als Förderung fürs Geschäft durch Unterbreitung sei es von aus-
zuschlachtendem Bildermaterial, sei es von klug zu benutzenden Notizen. So fanden wir uns denn mit deni
Glauben gründlich getäuscht, selbst der Durchschnittskunstgewerbler würde leichten kserzens wöchentlich so viel, wie
eine Maß Bier kostet, daran wenden, nm sich mit einer Zeitschrift zwecks tieferen geistigen verständnisses
seiner Arbeit zu unterhalten.

Durch außerordentliche 2lnstrcngungen des Verlags i^t dann das Blatt, zum weitaus größten iüeile
nnentgeltlich, weit verschickt worden, seinc Anregungen in die Lreise der Unbemittclten zu tragen. Die haben
es dankbar aufgcnommen, aber die Förderung durch Förderung zu erwidern, vermochten sie in unserer Zeit
dcr Geldherrschaft nicht. Bei den kapitalskräftigen Leuten dagegen wurden unsere kVorte überhaupt nur
sclten angehört, da lächeltc man wohl znmeist über uns seltsame kserren, die wir mcinten, es sollte hier noch
andere „Negulatoren der produktion" geben als Angebot und Nachfrage. Zudem: das deutsche Lunst-
gewerbe „schwingt sich" ja bckanntlich seit einem vierteljahrhundert ununterbrochen „auf", muß also doch
wohl uächstcns bei dcn Lternen ankommen — wie konnte man wagen, daran herumzunörgeln?

Nnser Blatt konntc sich unter solchen Verhältnissen nicht entwickeln. Die Nnterstützung, die uns
crmöglicht hätte, den Bau zu erweitern oder doch fortzuführen wie er begonneu war, blieb aus. Den
Schwindel von unserer kunstgewcrblichen Herrlichkeit mitzumachen, mangelte uns Talent und Neigung. Und
so ziehen wir uns denn mit höflicher verbengung aus eiuem Gebiete zurück, in dem man uns wirklich nicht
gerne gesehcn hat, und für desscn angcbliche Blüte uus uuserseits die Augen nicht recht aufgehen wollten.

Freunde habcn wir doch dort gewonnen, Freunde, die mit uns lieben und nicht lieben, Freunde,
dic sich dort ungefähr so fremd fühlen, wie wir. von diesen trennen wir uns uicht auf die Dauer. Zndeni
wir ihncn zugleich danken für alles kvohlwollen, mit dem sie uns aufgenommen haben, laden wir sie viel-
mehr dahin ein, wo wir fürder zu finden sein werden, zum Lunstw art. kvenn wir hier schweigen müssen, —
dort, in einem größercn Saalc vor größerem Frcundeskreise, dort dürfen wir weiter reden auch von dem,
was unserer Meinung nach dem deutschen Lunstgewerbe not thut. —

kvarum erfolgt nun die Ausgabe diescr unserer Abschieds-Nummer statt Lnde Znni erst heute?
Meil wir allen unsern Lcsern zuglcich nüt ihr eine j)robe-Nummer vom neuen Zahrgang des „Lunst-
 
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