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^Zlbmonsjiliche I^undfchnu^

imkei- Mitivivkillig de§ Begrmiders Uerdiilsild Mvenariils hernnZgegebeil von

Zchumsnn.

t- LD'inz-H-fi t89Z. S. 'Hshr-Nmig, Hxfk jk

Lrscheint Anfcing und!
Mitte jedes Monats.

Vestcllgeld: l d). 60 Df. Uierlikllghrl. Anzeigen:

^ ^ ^ - ^-zo pr s. d. -sgesx. petitzeile.

Fener Mein und

st iiicht scit fünfimdzwmizig Jahren gemig
nnd nbcrgenng von der „Kunst iin Hciuse"
gercdet nnd gcschriebcn wordcn? Und haben
die Anregungen nnd Vorschläge nicht cincn
gänzlichen Unischmnng der Architektnr und Hausein-
richtnng znr Folge gehabt? Gewiß. Aber wieder, wie
nin s870, stehcn wir vor einem Scheidewege, uiid da
wird eS nölig, anfs nene nach den Landinarken anS-
! zuspähcn.

Es ist eine alte Erfahrnng, daß eine Geschmacks-
richtnng ctwa ein Menschenalter, also zwanzig bis
dreißig Jahre, vorhält. Das ist dcr Zeitraum, der
dein Mannc zn schaffen vergönnt ist. Dann koinnit ein
nencr Geschmack, der in allen Pnnkten dem vorher-
gehenden entgcgcngesetzt zu sein pflegt. Soweit der
Pendel nach links gcflogen, schwingt er nach rechts
znrück.

Viele von nns erinncrn sich der „gnten Stnbe"
vor s870. Eine Fülle von Licht ergoß sich durch die
klarcn Gardinen über die Mahagonimöbel mit ihren
schwarzen Bezügen nnd dcn weißcn „Antimacassar"
darauf, übcr die Knpferstiche an dcn Wändcn, den
! inagcren kleinen Teppich unter deni ovalen Sophatisch
mit scincn Albnms und Prachtwcrken. Der Haupt-
! schwnck war die Sanberkcit, und die Poesie dcr großen
Jahres- nnd Fainilienfcste durchwehte den Rauin.

Dann kam der Aufschwnng nach s870. Wir

> Was im Folgeiidcn iiicdergeschricben ist, hat dcr treff-
lichc Direttor der Hnmburgischcn Knnsthnlle znnnchst in einem
! Vortrnge in ocr Hnnsnstadt gesprochcn. Dann ist der Vortrag
in ciner Hanibnrgischen Zeitnng gedrnckt ivvrdcn. Fiir den Ab
drnck bci nns hnt ihn aber Lichtivark so wesentlich übernrbeitet
, nild ermeitert, das; nnser Anfsnp anch fnr die wcnigen nnsrcr
> Lcser, denen ctwn jcne steitnng zu Händen gekvminen ist, des
Nencn gcnng cnthalten dürfte. Lichtmark gcht von Hainbnrgischen
- Ncrhnlinissen aus und kviiiint n»i Zchlnsse init niiinittelbnren
N'npanivendniigen anf solche zurück — mir haben den Herrn
Ncrfasser hicr nicht nm Änderungcn ersucht, meil unS gerade
dicje Anmendungen nns cinen bcsvndcrn Fall sehr lehrreich nuch
für anderc Fällc erschieuen. Ug.-L.

alte HcklänckL.^

traten das politifche nnd wirtschaftliche Erbe der Ar-
beit von Generationen an, nnd wie wir uns politisch
auf eitsene Füße gestellt hatten, fo wollten >vir anch in
der Architektur nnd in der Jndnstrie uns vom Einfluß
des Auslandes frei machen. Nicht aus Frankreich oder
England wollten wir die Vorbilder holen, fondern aus !
unserer eigenen Vergangenheit. Die Erkenntnis, daß !
anch nnscr Volk znr Reformationszeit von der künst-
lerischcn Belvcgnng der Renaissance gepackt worden, war
von Forschern und Architekten eben erst gewvnnen. DaS
gab die Parole: Deutsche Renaissance.

Jnnerhalb eines Jahrzehnts hatte dic damals nene
Richtung ihr Ziel erreicht. Das typische Wohnzimmer
von s880 war in allen Teilen ein Gegensatz zu der
„guten StubeZ in der s870 die heimkchrenden Krieger
gefeiert waren. Dic Fenster bliebcn auch im Sommer
mit schwcren dicken Gardinen verhängt. Dnrch bnntc
oder trübe Schciben drang spärliches Licht. Statt des !
ansländischen Mahagoniholzes herrschte unnmschränkt
das heimische Eichenholz nnd statt der glatten Formcn
die reichste Schnitzerei. Der Ornamentransch hatte das
dcutsche Volk erfaßt, eine Frende an üppigem Schmuck,
die den Aschbccher nnd den Stiefelknccht nicht ver-
schont licß. Mit vollen Händen schöpfte man die
Formen ans dem nnermeßlichcn Vorrat, den uns unsere
Vorfahren hinterlassen. Bis H890 hatte man in un-
crsättlicheni Hunger nicht nnr die eigentliche dentsche
Rcnaissance in ihreni ganzen Verlauf, sondern auch das
Barock und das so lange verachtete Rokoko vcrschlnngen.

Jctzt sind wir auch damit zn Ende. Was nun?
Nach den Erfahrungcn der letzten Jahrhnndcrte läßt
sich nnschwcr im allgemcinen die Richtnng bezeichnen.
die nnn logischer Weise eingeschlagen wird.' An Stelle
der Fassaden ans Ornament und Fensterlöchern wird
man glatte Wände als eine Beruhignng empsinden.
Den Schnitzereien der schweren gebeizten' Eichenholz-
niöbel wird nian glatte, polierte leichte Formen vor-
ziehen. Statt der schmntzigen „Wnrst-,. Erbsen- und
 
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