Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Halbmonajiliche I^undfchau,

untev Mikivivknno! de§ Wegriinders Werdinnnd Mvenariiw hevsusgegetien von

KAul Schumsnn.

2. LDiini-Heft f89Z. " §. -^ahpgaoA, Hrfl f2.

Lrscheint Anfang nnd
Mitte jedes Monats.

Vrhrllgeld: l d). 60 Of. vikrjichöhrl.

Anzeigen:

-10 fdf. f. d. ^gefx. Petitzeile.

Nber Knirlre nnd eilliqes andere.

Gelegentlich der mancherlei Mitteilnngen über
die kiinstgewerblichen Lrzeugnisse der vierlande, des
„Zlltcn Landes" bei Lsaniburg, der Marschen usw.
ist in dieser Zeitschrift darauf hingewiesen worden,
wie ziini Teil dsr eigentüniliche Tharakter der Land-
schast, insbesondere die „Unicke" zur (Lrhaltiing der
dortigen volkskiinst beitrugen. Zn einer Zeit, wo
nian anfängt, alle Lebenserscheiiiiiiigen als ein „Ge-
wordenes" ini Znsaninieiihaiige init seiner Liitwickel-
ungsgeschichte zu betrachten, scheint es iiicht übertrieben,
deni Linsliiß dieser Knicke nocki eine andere erziehliche
Seite in kiinstgewerblicher bsinsicht abgewiniien zu
ivollcn. Die Knicke sind bekanntlich Lsasel- niid Duchen-
hecken, ziini Teil niit chchleh- und bsagedorn iinter-
niischt. Die erreichen durchschnittlich etwa zweifache
Mannshöhe iind wachscn ans Trdwällen, welche in
jencr Gegend die Grciizniarkeii der Äcker bilden. Sie
werdcn in regelrechter Aeihenfolgc, etwa ini Sinne
der Saatfolge auf deni Felde „geknickt", d. h. niaii
schiieidet sie oberhalb der tvurzeln ab uud beuutzt
das „Buschholz" zur Fcuerung, währeud die Stämnie
frisch ausschlagen. Der ausgedehntesteii Derbreitung
erfreueu sich die Kuicke ini Rreis Serzogtuni Laueu-
burg. Lsier ist sogar uoch das Gros der Laiidstraßeu
zu beideu dejteu von Gräbeu mit dahinterliegeiideu
Riiickcu beg.euzt. Zunge Lberescheu-, Nlineu-, Liudeu-
und Licheurcihen trenm.. dauu ich deu Fußpsad vou
der eigentlicheu Thaussee. Auch die breiteu Dorf-
straßeu zeigen, weuigsteiis iu ihreu vcrzweigungen,
sehr häufig Kuickeiiifriedigimg, da die Gehäfte ver-
eiuzelt liegeu uud weder vou Mauern umschlosseu,
uoch zu chtraßcufronteu anfgestaut sind. Vft ist mecklcu-
burgisches uud laueuburgisches Gebiet durcheiuauder
gewürselt und wird sofort durch das verschwindeii
oder wiederauftrete» der Rnicke keimtlich. Die Teil-
uug des Laudes ist keiucswegs uach geomctrischeu
Begeln vorgeiiommen, dahcr gewinnt dic Laudschaft
einen eigentümlich wcchselvolleu lllusdruck; sie verlicrt
dic Liutöuigkeit der Lbenc, uni so mehr, da die großen

„Bchläge" dcr adeligeu Gruudbesitzer sich zwischeu
den bescheideuereu kiiickumzäunteii „Roppeln" der
Bauern breit zu machen liebeu.

Für deu rückschaueiiden Rulturforscher würde
sich hier eiu ausgiebiges Material findeu, nm ver-
gleicheude Ltudieu zwischen der Liitwickelung der
Angelsachsen in Lngland uud der Zlngeln und Bachsen
an der östlichen Llbemündung anzustellen. bveun
man die fDhilosophie von der Bache auf die Lpitze
treibeu wollte, köunte man Gedankcnverbindungen
zwischen dcu englischen Ig.ues und bsllAe roivs, den
lauenburgischen „Bcdderu" (wie lane, eiu knicke-
begreuzter Feldweg) einerseits uud dem palok worb
und der Llickeutechnik der vierländeriniieu anderer-
seits herstellen. Mit dergleichen Betrachtungen würde
aber wenig Nutzen zu stisteu sein.

Dagegen schcint es uicht zu weit gegriffeu zu
seiu, wenn man dem eigentümlichen Gepräge, welches
die Rnicke dem Landschaftsbilde gebcn, cinen bildeu-
den Linstuß auf den Dinn für Proportionen bei der
Bevölkerung zuschreibt. Als Beweis hiefür möge die
Thatsache gelten, daß trotz der großeu Nähe von
Liübeck und Ljamburg der Baustil dieser Gegend seinen
eigentümlichen Baustil gewahrt hat, was z. B. schon
in der Lüneburger Gegeud nicht mehr der Fall ist.
Das Laueuburgische Bauerhaus ähnelt stark dem west-
fälischen, doch hat der Fachwerkbau fast überall der
Ziegelmauer weicheu müsseu und große Glasschciben
füllen die gauze lfähe der untereii Leusterflügel. Die
Dächer sind meisteus mit Nohr gedeckt, das Lsaus
bleibt ciustäckig, doch ragt sein Giebel zu drcistöckiger
Ljöhe empor, um nach einem Lnde des Gebäudes
dem chcheuuenboden über den Stalliingen Nauni zu
gewähreu und die Vffnung des großen chcheuuen-
thores frei zu lasseu. 2lm audcren Lnde aber uinimt
es eine große Giebelstnbe und Dachkammern, im
zweiten Stock den Rornspeicher und im drittcn Nauch-
kammern usw. auf. Das breit vorspringeude Dach
erhält einige Balkeiiverziernngen, deueu sich der Lha-
 
Annotationen