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erreichbares Zdeal vorschwebt, hat die Zurückgezogsn-
heit das inangelnde Selbstvertranen vielfach in völligen
Verzicht auf Selbstthun, öelbstschaffen verwandelt.

Zllso heißt's vorsichtig Schritt für Schritt vorgehen,
womöglich keinen Schritt nmsonst thun, im Gegenteil
alles so einrichten, daß eins das andere stützt.

1Kundlcl) a u.

Festons und dckorative «8rnppen, nebst cinem Zier-
alphabete ans j?flanzen und Tieren, Jagd-, Turisten- nnd
anderon Geräten, von Martin Gerlach, Tafeln in
Lichtdruck. lVien, Gcrlach und Schenk, Vorlag für Aunst
und Gewerbe. Z8v Mk.

Gegenüber der Menge von vorbildersammlungen für das
Aunstgewerbe, deren Eigentümlichkcit in der Anlebnung an
gegebene Stilformen licgt, hat Martin Gerlach, wie er
im Vorwort sagt, dcn Versuch gemacht, mit einem lverke
hervorzntreten, worin ausschließlich dic natürliche Form dor
jdflanze als Dekorationsmotiv zur Geltung kommt. Die jdflanze
in ihrer natürlichen Frische und natürlichen Lrscheinung bildet
das Thema des Werkes. Mchr als 500 Pflanzen hat Martin
Gerlach zu ornamcntal wirksamcn Uompositionen gruxpiert

und Schatten nichts zu wünschen übrig. Damit die Gruppen
klarcr und schärfer gegliedert erscheinen, sind eine Anzahl
Blätter mit gutem Erfolg leicht getönt. Volle Farbengebung
ist des hohcn jdreises wegcn untcrblieben. Dafür ist der Licht-
druck in den moisten Blättorn künstlerisch tadellos schön, wic
überhaupt das Werk in Papier, Druck, Umschlag n.s. w. höchst
vornchm und solid ausgestattet ist. Das noue Werk bietet
eino Ergänzung zu dem frühoren Gerlachschen lVerke 1 Die
Psianze in Kunst und Gewerbe. „Zeigte dieses abcr die
Pflanze in stilisierter Umarboitung, so wird im vorliegenden
kverke ein neuer Stoff vorgelegt, sei es zu treuer verwertung
der natürlichen Form, sei es zu einer ornamentalen Stilisier-
ung im Sinne jenes lverkcs oder zu selbständig reiner de-
korativer Lrfindung. Indem ich selbst bei der Gruxpierung

Aus dem bvcrkc: Festons und dekorative Gxuppen von Martin Gcrlach.

und diese photographisch unmittelbar nach dcr Natur auf-
nehmen lassen. Die großen Schwierigkeiten bei dcr Auswahl
künstlich brauchbaren Stoffes an lcbcndcn jdsianzen nnd bci
ihrer schnellen Anordnung zu dekorativcn Gebilden wird nio-
mand verkennen. Gerlach hat sie offenbar mit rastlosom
Fleißo, niit unermüdlichcr Sorgfalt und mit fcinem kiinst-
lerischen Gefühl iiberwunden. Lr bemerkt auch selbst, daß bci
der Füllung einzelner Tafoln zuweilen der Reichtum an Stoff
eine größere käufung der Motive verschuldet hat. Allein cr
mochte einer mehr äußerlichen Frage zuliebe nicht auf die
charaktoristischc Formensülle verschiedcner Motive vsrzichten
und lieber zu viel als zu wenig bieten. Bei dem xraktischen
Zwecke des werkes wird man dics dem lfcrausgeber zu gutc
halten. Die photograxhien lassen an Dcutlichkeit, fcincr Ab-
tönung und wirksamer Benützung der Geqensätze von Licht

V

des Stoffes mich vom künstlerischen Gesichtspunkte leiten ließ,
bin ich mir bewußt gewesen, im Sinne derjenigen Richtung
in unserem Runstlcben zu handeln, die im engen Anschlusse
an die Natur, nach Freiheit und neuer Selbständigkeit vor-
wärts strebt."

In der unendlichen Fülle immer neuer Motive nnd An-
ordnungen wirkt das Werk beim Durchblättern geradczu ver-
wirrcnd nnd überraschend. Linheimische und ansländische
Blumon, Anospen und Früchte allcr Art, Sträuße, Gewinde
und Zweige, Biischel von Loniferenfrüchten, Rehe, bsasen,
Lichhörnchen, Füchse, vögel aller Art, Waffen, Mnsikinstru-
mcnte, Medaillons, Säulen, Aruzifire, kurz hundcrterlci Dinge
sind verwendet, in immer neue Beziehungen gesetzt und le-
bendig angcordnet. Man trifft Tafeln, die geradezu als künst-
lerische Bilder gelten können und wiedcr solche, die nur die

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