Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bürgerhause Sopha und Sophatilch bildet. Wo eiu
großer Tisch jedoch nicht wirklich gebraucht wird, sollte
man ihn unter allen Umständen weglassen. Die mcisten
Herrenzimmer können ihn z. B. sehr gut entbehren, da
geuügt der Schreibtisch. Kleine, leicht verstellbare, aber
sicher aufstehende Tische kann man jedoch nicht leicht
zuviel haben.

Seit auch in deu Bürgerfamilien bei uns Wohn-,
Arbeits- und Schlafräume getrennt sind, braucht man
im Wohnzimmer keine Aufbewahruugsmöbel mehr. Man
sollte nun auch wirklich nicht mehr Möbel ins Wohn-
zimmer stellen, als dort nötig sind. Je weuiger, desto
besser. Nameutlich sollte mau die Mitte frei halten.
Das Zimmer sieht groß und geräumig aus, wenn man
die ganze Fläche des Fußbodens sehen kann. Jm ver-
gangenen Jahrhundert hatte man dafür ein sehr leb-
haftes Gefühl. Selbst die Schränke au der Wand ver-
sah man mit so hohen Füßeu, daß man bis au die
Wand sehen konnte. Dies ist die Ursache, daß in den
altcn Schlössern die Säle einen so einhcitlichen Raum-
eindruck machen. Wie viel mehr svllten wir in unseren
klcinen Räumen dahin streben I Überdies ist ja die
! Schieblade oder das Fach dicht am Fußboden seyr un-
bequem zu benutzen, namentlich für Frauen, von der
großen Annehmlichkeit „sußfreier" Möbel beim Rein-

machen gar nicht zu reden. Das alles muß im Prinzip
erst wiedergewonnen werden. Wir führen die Schränke
meist bis an den Boden, wobei dann das Bohnen und
Waschen die Möbel sehr gefährdet, oder, was schlimmer
ist, so nahe heran, daß der Besen nicht mehr unter-
schlüpfen kanu. Wichtig für deu Gesamteindruck des
Raumes ist ferner, daß sich die Möbel möglichst an die
Wand halten, daß sie nicht unnütz tief sind. Über-
haupt sollten die Möbel nicht größer sein, als für ihren
Zweck nnbedingt nötig ist. Die enormen dekorativen
Buffets der letzten zwanzig Jahre bieten die beste
Jllustration für das Gegenteil. Möbel sollten wirklich
Mobilien, d. h. bewegliche Dinge bleiben, vor allem,
wo man auf Reinlichkeit hält und wo ein Wohnungs-
wechsel zn den möglichen Dingen gehört. Auch vom
ästhetischen Standpunkt ist für die Großstadt zu wünschen,
daß die Möbel mit den immer kleiner werdenden
Ziminern an Volumen abnehmen. Jn Paris sind die
Abmessnngen der Räume sehr viel kleiner als bei uns,
aber sie erscheinen doch nicht so, weil die Möbel Maß
halten.

Hiermit sind die Grundlagen gestreift, auf denen
der Schmuck des Hauses, wenn er sich in den Grenzen
des Geschmacks halten soll, aufzubauen ist.

(Schluß folgt.)

'lk undtcka u.

tiiunstg«»vevbc »in- Fabi'iksbctrieb

I. Dieses zeitgemäße Thema behaudelte ein Oortrag vou
F. von Feldegg, dem wir nach Veröffeutlichungen des
R. A. Gsterreichischen Musciims Folgendcs entnehmen i

I>ie wcsentlichsten lllerkmalc des Fabriksbetriebes gegen-
über dem töandbetrieb sind nnzweifelhaft die lliaschinenarbeit
und die l.1iassenproduktion bei jenem, zum llnterschiedc von
der lhandarbeit und Einzelproduktion bei diescm.

Die lliaschinenarbeit beeinfliißt das Hrodukt formell, dio
lllassenproduktion sctzt dessen lvert durch ldergrößerung des
Angebots, vermehrnng des lvcttbewerbs und l.0erminderiiiig
seiner Güte herab. lNan könnte passend jenen Linfluß des
Fabrikbetriebes einen innern, technischen, diesen einen änßern,
sozialen nennen.

lvas den technischen Linfluß betrifft, so müssen wir, nm
ihn zu würdigen, uns zunächst vorhalten, worin denn das
Mesen der eigentlichen löandarbeit besteht? viiin, cs bestcht
hauptsächlich. in dem bei Lrzcugiing der einzelncn Tcile des
lVcrkes obwaltenden Zusammenhang individucller, fast könnto
man lagen persönlicher Natur, dcr sich crgiebt, wcil an cbcn
dicser Lrzeugung und Fertigstellung des lvcrkcs ein cinzigcs
^ndividuiim odcr doch nur wenige Hndividucn — und diese
nnmittelbar — teilnehmen; solcherart kann dic Arbeit vom
ersten bis zum letzten Augenblick übersehen werden, wodurch
sic eben jenen Tharakter gewinnt, den wir niin einmal in
Äunstsachen nicht gerne vermisscn: den Tharakter des individuell
Gestalteten.

Beim Fabrikcrzeugnis entfällt dicses lllerkmal fast voll-
ständig, dcnn hicr ist die Bcziehung zwischen der Idoe. dem
Lntwurfe des werkes und seiner Aiisfiihriing zu vielfach
vermittelt. Zwischen dcm Arbeiter, der dic lllaschinen bediont,
und dem werk, das gestaltet werden soll, stchen die „toten

löebel nnd Rädor" der Fabrik. wohl hat dahcr schon mancher
lfandwcrker schaffcnd gehandwcrkt nnd handwerkend geschaffen,
aber wohl noch niemals ein Fabrikarbeiter; er hätte denn
„ein Zäkchen mehr" ersonnen, das dic lliaschine vcrbesserte,
aber seinc Arbeit — nnr vcreinfachtc.

Der soziale Linflnß des Fabriksbetriebes wiedernm besteht
hanptsächlich in dcr vcrbillignng dcr warc, als deren nächste
Folge wir eino Überhandnahme des Lnpus nnd des lllodebe-
dürsnisses anf der mittleren 5tufe der Bevölkerung wohl
bctrachten dürfen. Insofcrnc freilich gehen Uulturfortschritt
nnd Fabrikswescn lfand in lfand; allein die künstlorische Be-
rechtignng dieses etwas fadenscheinigen Luxus auf mittlerer
Stufe wäre noch zn erweisen. So weit aber bisher nnscre ^
Lrfahrn ngen reichen, ist sie nicht vorhanden, nnd die Beschaffen-
heit dieses „Reichtums der Armen" isr nur zn oft ein
Armutszcugnis im cngeren wortsinne.

wenn wir nnn die Wirkung, welche der Fabriksbetrieb
anf das Lrzeugnis in technischer lfinsicht ansiibt, im einzelnen
uns klar machen wollcn, so miissen wir wohl zunächst ge'wisse
llnterschiede fcststellen. Ls giebt nämlich Gcwerbc, bei welchcn
der Fabriksbetriob ohnc wesentlichc veränderung dcs Lrzeug-
nisses die Rolle des ljandbetriebes übernimmt oder doch
übe rnehmen kann, und es giebt auch solche, bei welchen dies
ohne wesentliche Veränderung nicht dcr Fall ist. Die ersteren
kämpfcn vergebcns und auch nnberechtigt gegen die Fabriks-
arbeit an, denn bei ihnen kann wohl, aber muß keincswegs
das Erzeugnis durch dio Arbeitsweise verschlechtert werden.
Dics gilt besondcrs fnr alle rcinen Nützlichkeitswaren; ein
Zahnstocher z. B., den die lllaschine hcrsiellt, wird in keinor
ljinsicht dcm bctreffendcn Zanderzengnisse nachstehen. Dic
letzteren Gewcrbe dagegen boreiten dem Fabriksbotrieb
Schwierigkciten, die nur bis zu einem gewiffen Grade zn ^

——_—___>
 
Annotationen