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ainerikanischen Architcktur, die wir s. Z. (in den Ausstellungs-
Berichtcn dcr kscfte 2 und .^) nicht näher in die Betrachtung
gczogen baben, stiinint iin ganzen init den Bcobachtungen
andcrer bis auf dcn Schlußsatz: „Mas — — die neue
anierikanische Architektnr auszeichnet, ist die Akäßigung in
ornaincntalen Dctails wie die feine Durchbildnng derfelbcn;
jcde Abcrtreibung, jedes Zuviel ist dcm Anierikancr in der
Aunst ganz bcsondcrs verchaßr". Thatsache istz daß man dort
init ornanicntalcn Details an den Stcinschanscitcn sparsain
unigcht; doch bat dies unscrcs Lrachtcns seincn Grund wc-
nigcr in dcr künstlerischcn INäßigung als viclinehr in den —
bobcn Arbeitsprcisen siir dcrartige Arbciten. Dcnn wo dcr
jdrcis keine Rolle nicbr spielt, wie z. B. an dcn aus maschi-
ncllcm lveg leicht herzustellcndcn lholz-Gitterchcn, geprcßten
(vrnamcnten etc., da ist schr ost von eincin knnstlerischcn
Illaßhaltcn nicht niehr dic Rede; und hinsichtlich der „feinen
Durchbildung" der dekorativcn Fassadendctails sind bcispicls-
wcisc die figürlicbcn Sachcn in dcn Friesen dcs in sranzösischer
Früb-Renaiffancc gehaltcncn vandcrbilt-lsauses, wo doch ge-
wiß an Geld nicht gespart worden ist, recht inangclhast.

Mas dic 2luss»hruugen Bodes iibcr das amcrikanischc
Aunstgewcrbe bctrifft, so bcfindet sich darunter neben der
vollen Anerkeunung dcr amcrikanischen Trzeugniffc zwar auch
mancher zntrcffcndc Ocrglcich niit unscrcn deutschcn Arbeiten;
abcr im ganzcn gewinnt man den Lindruck, als habc dcr
llcrsaffer scinen Bericht wcniger sür dcutsche Lescr gcschriebcn,
als siir jene anierikanischcn Aünstlcr cte., durch welche er „dic
bedcuteudsteu und eigcnartigsteu Lciftungen abscits dcr Aus-
stellung" kennen lernte und dcncn er cs vordankt, daß cr „in
den Gcist dcr nioderncn anierikanischen Aunst, in den Zu-
saniinenhang ihrcr cinzelnen Zwcige uud ihrer kurzcn Lnt-
wickelung besser cingewciht worden, als cin längcrcr sührer-
loscr Ausenthalt crniöglicht habcn würde". Zcineni Bericht
wärc es aber wohl zn stattcn gekoninicn, wcnn er ncbeu dcn
sast nncinacschränktcn Lobsprüchen gcgcnübcr dcn amcrikanischcn
Arbcitcu sür dic heiniischen Lcistungen noch ciniges lllohlwollcn
crübrigt hätte.

Ls ist gewiß richtig, daß unter andcrni auch billiges und
schlechtcs aus Deutschland nach Anierika eingeführt wird;
dcnn inan dars nicht vergesscn, daß es sicb hier viel niohr uni
cine wirtschaftlichc als um cine künstlerische Frage handelt.
Abcr es ist doch nicht gcrecht, deshalb dein dcutschen Runst-
gcwerbc ncbcn dcin anicrikanischcn schlcchte und iinnier wicder
schlechte Boten zn gebcn. Man darf doch nicht gnte
anierikanische und schlechte dcutsche Arbcit niit einander
vcraleiäien. Bdcr sollcn in Anicrika etwa nur gutc Arbeiten
aemacbt werden? Dcni Schrciber dicses ist es in: Maldors-
l.)otcl zu Bicu-l.lork passiert, daß beini Bffnen ciner Schublade
die Sä'loßschraubcn sanit deni Schloß in die Ladc hineinfielen,
ohnc daß cs ihni deshalb in dcn Sinn gckoninien wärc, daruni
anicrikanische Arbcit als schlecht zu bczeichnen. lvas würde
wohl Bodc gesaat haben, wenn ihm solchcrlei in cinem
dcutschcn, dazu noch ganz neuen Gasthause erstcn Rangcs ^
passicrt wcire??

In unserein Bericbtc über das amcrikanische Uunstgewcrbc
(bsest 2 n. q, d. Ztschr.) glauben wir der Lcistungsfähigkeit
dcsselben völlig gerecht gcwordcn zu scin; Bode gcht wohk
etwas zu weit, wcnu er u. a. sagt: „als allmählich" — in
der zwciten lhälstc dicscs Zahrhundcrts — „das Bcdürfnis
künstlerischer Durchbilduug sich geltcnd machtc, war das ameri-
kanische bsandwerk schon nach vcrschicdcncr Richtung ini voll-
besitz cincr technischcn Fcrtigkcit, wie wir sie in Dcutlchland,
aanz wenige Zweige ausgenonimcn, hente noch nicht cntsernt
erreicht habcn". wcnn cs statt „technischc Fertigkeit" hießc:

„Maschinentechnik", in dem Sinn, daß der Aiaschine schon da-

mals ein wcjtgehender Einfluß auf die formale Gestaltung
cingeräuint war, könnte nian diesc Äußerung als zutreffend
hinnehmcn. Line allscitige Übcrlcgenheit des amerikanischen
„bsandwcrks", wie sie von Bode bchauptet wird, oder gar des
Aunsthandwerks, würdo zur voraussetzung haben, daß dic
anicrikanischen Landwerker dcu anderen überlegen sind. wenn
das der Fall ist, wie reimt sich dann damit dic Thatsache zu-
samiuen, daß noch jetzt europäischc lsandwerker in Amerika
bcgehrt sind nnd gut bczahlt werden? ?

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Linbmid a„s dem Indre lüby. Ivcißcs pergamcnt mit rcichcr vcr-
noidun.n Bibliochek Lobris Nr. I8SI. Alvarcz de paz, Thcsanrus.
veritcigcrung 23. April IUIS durch Ludlvig Boscntbals Antiguariat

lvas dic Anierikaner an wirklichem, cigenem U u n st -
gowerbc besitzen, ist sehr klciu beisammen: die 2lrbcitcn der
beidcn Tiffauy, die Lilbcrsachen von Gorham, die Rockwood-
Fayenecn und alleufalls die geschnittencn Gläser. Und selbst
wenn man diesen wcrkstätten anf deu Grund sieht, so be-
mcrkt man bald, daß bei den Silberarbcitcn Deutscke uud
Franzosen, bei den Rockwood-Fayencen Iapancr, bei den
Glasschlisfcn Böhincn mitgearbcitct haben! Dazu komint, daß
Tiffany sich aus der 2lusstclluug sogar mit sremden Fedcrn
gcschmückt hat: von ruffischen Lmails, die er ansgcstcllt hatte,
erklärte der vertreter dos bsauses naiv, sie scicn zwar nicht
bei Tiffany gemacht, man wcrdc dcrlei Arbeiten abcr dem-
nächst auch machen!! wcun mit ausländischcn Aräftcn in
Amcrika bcffere Sachcn gemacht wcrden, so bewcist das cbeu
uur, daß sich fiir bessere Sachcn dort auch die Räufer finden,
nicht aber, daß das „anierikanische" Uuustgewcrbe dem deut-
scheii, bez. europäischcn, an Lcistungssähigkeit übcrlcgen ist.

(Schluß solgt.)
 
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