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zierung unter dem Tischtuche c>dcr sie war allzu rasch dom
Vcrderben durch Gcbrauch uud Abuützung ansgesctzt.

Seltcncr noch als Tischo hat sich andcres, kleineres lsaus-
gerät von Solz aus dem Mittelalter erhaltcn, klcine wand-
kästchen, Tellerbrcttcr, wandbrctter zum 2lusstcllen vcrschiedenen
kleincren Gerätcs wie Lcuchtcr, Uhrcn, Trinkgefäßo nsw. weit
zablreichcr erhalten ist abcr das Innere der kleincn Aästchen,
dcr Schmuckkästchcn, Arbcitskästchcn, Nähzeugkästchcn usw.,
welche im lhauso zu allcrlci Gebrauche dienten und von der
Aunst mit Ulalcrci, Schnitzerci, Intarsia in öolz und Llfen-
bcin mannigfach versehen wnrden.

Nebcr «„xcrikanischcs nn- -cntsches Uunstgeiverbe
lFortsetzung).

Ts ist nicht zu vcrkenncn, datz der drüben nicht zu bc-
scitigendo Ulangel künstlerischer Ubcrliefcrungcn sür das srcie,
sclbständige Schasfcn cin vorzug ist, indem kcin Schulvorurteil
das Aufsuchen neuer wege crschwert; wir habcn dies schon
bei Uorführung dcr amerikanischcn Bcleuchtungskörxcr sür
clcktrischcs Glühlicht (Ag. Rdsch. No. 5, 5. Z?) bcrührt. Bei
euros'äischen Trzcugnissen der Geacnwart, an welchen ver-
sucht wurde, die von der Tcchnik gcbotenen oder von modcrncn
Bedürsnissen vcrlangten Neuheitcn >z. B. dic elcktrischcn Glüh-
lichter) künstleriscb zu bewältigen, kann nian ost die Beob-
achtung machcn, daß dcr Oerfertigcr von dcr Fragc ausge-
gangen isti in wclche srüher einnial entstandcnc Aunstsorm
läßt sich dic tcchnische Ncuheit am xasscndsten cinklcidcn? —
odcr, welches alte Ukotiv läßt sich so ummodeln, daß die
xraktischcn nnd tcchiiischen Foidcrungen dcs nciicn Gcrätes
damit erfüllt wcrdcn? Bei dicscm Standxunkte läust der
Aunsthandwcrker Gefahr, nicht nur den Forderungcn der
Tcchnik Gcwalt anzuthuii, sondcrn auch die Tharaktcristik dcs
Gcgenstandes nicht so zum ?lusdruck zu bringen, wic cs dcr
ch'all sein könnte oder sollte; damit soll nicht bcstritten iverdcn,
daß ein geschicktcr Uleister anch aus diescm kvege zahlrciche
Aufaaben cincr glücklichcn Lösung zuführeii kanii. ?lbcr im
allgcmciiicn bcstreitet nicmand, daß dcr umgckehrte weg, bei
Neuaestaltungen die sormalcn Grundgedankcn auch aus dem
wcsen der Neuhciten heraus zu cntwickcln, dor richtigcrc ist
— ein wcg, dcn^die Amcrikaner bci ihrcr sprichwörtlichcn
Traditionslosigkeit cingeschlagcn gezwuiigcn sind; „gcmeinsam
ist dem amcrikanischen Aunsthandwcrk das Bestreben, die Form
aus dcm Bcdürsnis hcraus zu stnden, sie ganz dcm Zwcck
entsprechcnd zu bilden" — sagt Lode — nnd es cntsxricht
dies den Thatsachcn, wcnn auch nicht ohne Linschränkungcn,
wic wir dies noch nähcr crörtcrn wcrden. Falsch ist jcden-
salls dic Bchaiiptung: „wcil dio amcrikanischen Ulöbcl so
xraktisch sind, wcil ihrc Silbcrservices, ihre Tisenarbcitcn u. s. f.
zwcckmäßig sind, darum crscheinen sic uns schön, darum sind
sie schon."

lväre dicso Behauptung richtig, so niüßten alle, ihren
xraktischen Zweck crsüllcnden vinge „schön" scin; in gc-
wisscm Sinn trifft dies zu, so lange diese Dingc auch nichts
andcres wollen, als dic Lrsüllung ihrcs Zweckcs. wie aber,
wenn irgcnd wclchc Zicrate zur Ausschmückung der Gcbilde
verwcndct mcrdcn? Aann nicht die Anbringung eincs Vrna-
nicnts am unrechtcii Flcck, dic mangclhastc oder sonstwic un-
bcfricdigcnde ülusführnng figürlichen Schmuckos dcn gutcn
Tindruck völlig vcrnichtcn, dcn wir von dcm nacktcn, unvcr-
ziertcn Gcgcnstand crhalten?? wir huldigcii durchaus nicht
dcr Uicinung, daß das Grnament ncben dem Zweck des
Schmückens anch den dcs vcrdeckcns von Ungcrcimthcitcn im
Vrganismns crfiillcn soll odcr kann; das Grnamcnt soll kein
Alcid scin, wclchcs dic Gcbrcchcn des Bckleideten mitlcidig
verhüllt. Abcr unbcstreitbar ist doch, daß cin nnpasscndcs j

Gcwand die schönste Gestalt „vcrschandcln" kann; und diescr
! Fall trifft beim amerikanischcn Annstgcwerbe vicl häuffger zu,
als Lode bemerkt zu haben scheint. Ulan braucht nur cincn
Blick in die jdreiskataloge großer Uiöbclfabriken etc. zn wcrfcn,
^ uni sich davon zu überzeugen, wic durch ganz unglaublich
sinnlosc Anwendung nnd cbenso unglaublich schiilcrhaftc Aus-
sührung von Grnamcntcn, die in Aufbau und Gruppierung
oft recht ansprechenden Uiöbel vcrunstaltct wcrden. T>ie Schaukcl-
stiihle, wclche dcm Gcschmack des Uiirchschnitts-Amerikancrs
cntsprechen, illustrieren deutlich das Gcsagtc; wir stcllcn scst,
daß dicse Bcispielc noch nicht dic uncrfreulichsten sind, dic uns
nnter die Augen gekommcn, und sind übcrzeugt, daß auch Bode
sie nicht sür schön erklärcn wird. Uian muß ebcn unterschcideii
zwischcn dcr Schönheit dcs Anfbaucs und jener des Schmuckes;

Aifsenbezug nus Snmniet gewebt (Vokbarci) aus dem Nordbähiiiilebeii
Miiseiiiii zu ^eichenbcrg.

dic erstcre, welche das Lracbnis aus Zweckerfiillung und
Ulatcrial ist, läßt sich allcrdings auf sehr vielcn Lrzeugnisscn
dcs amcrikanischen Aunstgcwerbcs wahrnehincii, — so lange
dic lctztcre sich nicht unangcnchm bcmcrkbar macht.

was dagegen die bcsricdigcnde Trsiillnng dcs Zwcckes
betrifft (die Form „ganz dem Zwcck cntsprcchend zu bilöcn"^,
so scheinen die Utciiiungei! zicmlich wcit auseinanderzugehe».
Bode sagt z. B. über amcrikanische Stiihlo: „In kciner andcrn
Zcit und in keincni Landc hat man es so verstandcn, dem
Aörper in jeder Lagc die richtige Unterstiitzung, die angcnchme
Lrholung zu gcwährcn. Das ist das crste Lrfordernis für
jeden amerikaiiischen Stuhl, vom Arbcitsscssel bis zum Schaukel-
stuhl; danach richtct sich die Aonstruktion, richtct sich die F'orm
dcssclben, welche dem Zwcck cntsprcchend cbenso mannig-
saltig als origincll gcstaltcr ist". Ls unterliegt kcinem Zwcifcl,
daß bci Gestaltung der amcrikanischen Stiihle dio Zweck-
crfüllung nieist das tonangebende Uiotiv ist, selbst wenn cs
sich um Phantasicstühlc handelt; aber biswcilcn wird
doch schon dicscr vcrniinftige weg vcrlasscn. Dic amcri-
 
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