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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Lessing, Julius: Ledertapeten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0011

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Ledertapete».

talm Ausstattuiig grvßer Wandftächeu herab-
geueigt zur Taselmalerei; die Großen jener Zeit
besaßeu reiche Schätze an Gciuäldeu, kvstbaren
Mvbelu, Brvnzen, statuarischen Wcrkeu, für die
man als Hintergruiid keine Waiidinalereieil nnd
auch nicht Wandteppiche
mit figürlichen Dar-
stelluiigeii brauchen
konnte. Der monumen-
tale Schmnck wurde in
die halbvffenen Hallen,
die Loggicn, die Ga-
lerien der Paläste ver-
wiesen, hvchstens dnrste
der große Festsaal in
ähnlicherWeise gcschmückt
sein; für die eigentlichen
Wohnrüume traten die
Bedürfnisse ein, ivelche
sich bis in nnsere Tage
erhalten haben, und sv
kam man anf die Art der
Lcdcrtapetcn, Vvn welchen
die Papiertapeten, in
denen lvir jetzt leben, die
direkten, wenn auch recht
schwächlichen Nachkvm-
men sind.
Wenn wir von dcn
bei uns gebräuchlichen
Wandmnstern ansgchend
die Ledertapeten richtig
beurteilen wvllen, sv
müssen wir nns iinmer
den Abstand der nivder-
nen Mietswohnung Vvn
dem Herrensitz imFlvre»
tiner Palaste vergcgen-
wärtigcn. Die Blnster je-
ileraltitalienischcn Tapeten schließen sich wiedie
»nserer Papiertapeten zumcist an Wcbemnster
an, aber siethnn es in kvlvssalemMaßstab. Die
Benntznng Vvn Webmustern licgt zunächstinder
Technik begründet. Das Kalb oder Ziegcn-


her, 0,65—0,60 ist das durchschnittliche Maß.
Auf dieser Fläche mnß das Mnstcr sich ent-
wickeln und wvmöglich sv eingerichtct sein, daß
es sich hicranf vvllständig abspielt, so daß nnr
eine Hvlzfvrm nvtig ist und jedes Feld an
jedes angefügt werden
kann. Wir kvmmen alsv
hicr anf dasselbe, was
wir in der Weberei als
Nappvrt bezeichnen, der
sich ebenfalls dcr recht-
winkeligen llberschnei-
dnng der Fäden entspre-
chend stets in Rechtecken
nbspielenmuß. Giebtman
stattcinerFvrmtafeldercil
zwei, sv kanir man das
Mnster natürlich dvppelt
sv groß entwickclil, aber
immer ist die Wiederkehr
und der Zusammenstoß
geboten. Es kommt nun
bei der Kvmpvsition dar-
auf an, daß die einzelne
Tafel sich möglichst wenig
als Feld absetzt, sondern
daß die Linien ineinander
übergreifen und ein rei-
chcs anfsteigendes Netz-
werk übcr die Wand zie-
hen. Es lverden deshalb
die wagercchten nnd senk-
rechten Linien vcrmieden;
vorherrschend sind ge-
schweifte Ranken, welche
Felder mit phantastischem
Blnmen- nnd Ornament'
werk uinschließen. Das
Gesamtfeld wird dann
vben, an den Seiten »nd nnten mit Bvrten nm
geben, die nnteren Borten erinilern mit ihren
Fransenmvtiven an den llrsprung der Mnstcr
aus gewebten Teppichen, und anch am vberen
Nand bringt man Mvtive an, die von über-

Lcdcrtnpctc, daS Mastcr mit cincr Forniplattc
riergestcllt. BlNcdtz, 15. Jah>h.

fell giebt nnr Tafeln vvn beschränkter Größe geschlagenen nnd gerafften Stoffen entlehnt
 
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