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Büchsrschau,
über die kleineren Hcrrschaften in Nordasrika
leitet zn der Glanzstätte arabischer Thätigkeit,
nach Spanien; nach einandcr werden hier wie
in den übrigen Abschnitten der Zustand des
Landes bor dem maurischen Einfall, die Ge-
schichte der Eroberung, die Knltur der Blütezeit
und die erhaltenen Denkmäler besprochen, Nach
Sicilien, Jtalien und Frankreich schob die ara-
bische Macht ihre Vorpvsten; jetzt bedroht sie die
Hauptstadt dcs Abendlandes, und mit dem Zeit-
alter der Krcuzzüge endet ihr Siegeslauf gen
Westen. Dcr Türke übernimmt die Erbschaft.
Die Sitten und Gebräuche dcs heutigcn
Orients beschreibt nnd beurteilt der Verfasser
des weiteren mit frischcr Anschanung, ja mit
einer romantischen Vorliebe für den harmom-
schen Quietismus; selbst für die Polygamie
bricht cr cine Lanzc. Der umfangreiche Ab-
schnitt Uber die eigentliche Civilisation der Araber
zersällt etwas mechanisch in die üblichen knltnr-
historischen Rubriken. Allein hier leidet die An-
schauungsmethode Schiffbruch und zumal die
Sprache und die Litteratur hätten tiescre histo-
rische Blicke verdicnt. Doch dürfen wir auch
bei den Abschnitten übcr die bildendcn Künste
und die Architektur nicht vergessen, daß sie nur
ein Gesamtbild vervollständigcn, nicht in sich
selbst neue Felder erschließcn sollcn. Noch ist ja
die Aufgabe kaum berührt, die Baukunst und zu-
mal die Dekoration der Araber dnrch ver-
gleichende Studien und eingehende Analyse m
ihrer Gesamtheit aufzuklären. Es wiirdc dazu
ein Kenner zugleich der arabischen Sprache und
Geschichtc und allcr voraufgehenden Knnstformen
und Konstruktionen crstehen müsscn, der mit
Skizzenbuch, Maßstab und Senkblei von derPro-
vence bis an den Jndus wanderte, allerorten die
die schwicrigsten chronologischen Lokalsragen lvste
und schließlich das nnermeßliche Material zu
ordnen und mit dcr allgemeinen Geschichtc der
arabischen Herrschaft und Bildung in Einklang
zu setzen wüßte. Allein so lange diesem künsti-
gen Geschichtsschreiber der arabischen Kunst nicht
eine ganze Kette von Einzelstudien vorgebaut
haben, wcrden wir wohl auch für die Werke der
Kleinkunst iu der bedauerlichen Nnsicherheit blei-
ben, mit der wir heute zwar einzelne GruppeN
der vorderasiatischen Faiencen, der Fliesen, der
Teppiche, der Gewebe sondern, kaum eine aber
nach Ort oder gar Zeit festzunageln vermögen.
Vorderhand wird jeder, dem die sinnige
Kunst der Arabcr als schönster Ausdriick ihrcr
Kultur am Hcrzen liegt, und wer sich sür unser
Schaffen von diesen unerschöpflichen Motiven des
Flächenschmuckcs, von der Fcinheit des Raum-
gesühles, von dem Reichtnm der Technik Erfolg
verspricht, gut thun, unter den Schätzen des
Herrn le Bon Umschau zu halten. Es stände
besser um das deutsche Publikum, wenn auch
bci uns ein einsichtiger Verleger es wagen
dürfte, für den geringen Preis von 30 Francs
oin so nützlich ausgestattetes, lehrreiches Werk
zu bieten.
II.
Das Tafelsilber H. H. R. K. H. H. des j)rin-
ze» und derprinzessinlVilhelm von preußen.
Festgeschenk zu Höchstderen Vermählung am
27.Februar t88I, dargebracht von prenßischcn
Städteu. Entworfen Vvn Adolf Heyden.
Text Jnlius Lessing. — 25 Tafeln in
Lichtdrnck von Albert Frisch. — Berlin, Berlag
von Paul Bette. Jn Mappe Preis 100 Mk.;
geb. 120 Mk.
k. Die hohen Familienfeste im Preußischcn
Königshause, welche im Laufe der letzten Jahre
gefeiert sind: die Vermählung des Prinzen Wil-
helm nnd die silbcrne Hochzeit des kronprinzlichen
Paares, haben dem preußischen Volk und vieleu
Krcisen außerhalb des engercn Vatcrlandes will-
kommene Veranlassung geboten, seiner Licbe,
Vcrehrung und Ergebenheit gegen das erhabene
Herrscherhaus auch äußerlich Ansdruck zu gebcu.
Zugleich bot sich hier eine erwünschte Gelcgcn-
heit, die Leistnngen deutschen Kunsthandwerks
aus der Höhe zu zcigen, welchc dasselbe nicht
zum mindestcn unter der fvrdernden Teilnahme
des deutschen Kronprinzenpaares im letzten Jahr-
zehnt erreicht hat. Und aus der anderen Seite
kamen die großen Aufgaben, welche bei diescr
Gclegenheit gestellt wurden, auch dem Kunst-
handwerke wiedcrum zu Gute: denn nur an
wirklich großen, nmfassenden Arbeitcn, welche
die Entfaltung dcr höchsten künstlerischen Kräftc
verlangen, kann Kunst und Handwerk erstarken,
frische Kräfte zu neuer Arbeit sammeln. Als die
bedeutendste unter diesen Aufgaben muß das Fest-
geschenk angesehcn werden, welchcs 06 preußische
Städte dem Prinzen und der Prinzeß Wilhelm
zur Vermählungsfeier dargebracht haben: das
vollständige Silbergeschirr sür eine Galatasel zu
fünfzig Gedecken. Dieses großartige Geschcnk, an
dessen Herstellung während der Jahre 1881/1882
die bedeutendsten norddeutschcn Werkstätten mit
Büchsrschau,
über die kleineren Hcrrschaften in Nordasrika
leitet zn der Glanzstätte arabischer Thätigkeit,
nach Spanien; nach einandcr werden hier wie
in den übrigen Abschnitten der Zustand des
Landes bor dem maurischen Einfall, die Ge-
schichte der Eroberung, die Knltur der Blütezeit
und die erhaltenen Denkmäler besprochen, Nach
Sicilien, Jtalien und Frankreich schob die ara-
bische Macht ihre Vorpvsten; jetzt bedroht sie die
Hauptstadt dcs Abendlandes, und mit dem Zeit-
alter der Krcuzzüge endet ihr Siegeslauf gen
Westen. Dcr Türke übernimmt die Erbschaft.
Die Sitten und Gebräuche dcs heutigcn
Orients beschreibt nnd beurteilt der Verfasser
des weiteren mit frischcr Anschanung, ja mit
einer romantischen Vorliebe für den harmom-
schen Quietismus; selbst für die Polygamie
bricht cr cine Lanzc. Der umfangreiche Ab-
schnitt Uber die eigentliche Civilisation der Araber
zersällt etwas mechanisch in die üblichen knltnr-
historischen Rubriken. Allein hier leidet die An-
schauungsmethode Schiffbruch und zumal die
Sprache und die Litteratur hätten tiescre histo-
rische Blicke verdicnt. Doch dürfen wir auch
bei den Abschnitten übcr die bildendcn Künste
und die Architektur nicht vergessen, daß sie nur
ein Gesamtbild vervollständigcn, nicht in sich
selbst neue Felder erschließcn sollcn. Noch ist ja
die Aufgabe kaum berührt, die Baukunst und zu-
mal die Dekoration der Araber dnrch ver-
gleichende Studien und eingehende Analyse m
ihrer Gesamtheit aufzuklären. Es wiirdc dazu
ein Kenner zugleich der arabischen Sprache und
Geschichtc und allcr voraufgehenden Knnstformen
und Konstruktionen crstehen müsscn, der mit
Skizzenbuch, Maßstab und Senkblei von derPro-
vence bis an den Jndus wanderte, allerorten die
die schwicrigsten chronologischen Lokalsragen lvste
und schließlich das nnermeßliche Material zu
ordnen und mit dcr allgemeinen Geschichtc der
arabischen Herrschaft und Bildung in Einklang
zu setzen wüßte. Allein so lange diesem künsti-
gen Geschichtsschreiber der arabischen Kunst nicht
eine ganze Kette von Einzelstudien vorgebaut
haben, wcrden wir wohl auch für die Werke der
Kleinkunst iu der bedauerlichen Nnsicherheit blei-
ben, mit der wir heute zwar einzelne GruppeN
der vorderasiatischen Faiencen, der Fliesen, der
Teppiche, der Gewebe sondern, kaum eine aber
nach Ort oder gar Zeit festzunageln vermögen.
Vorderhand wird jeder, dem die sinnige
Kunst der Arabcr als schönster Ausdriick ihrcr
Kultur am Hcrzen liegt, und wer sich sür unser
Schaffen von diesen unerschöpflichen Motiven des
Flächenschmuckcs, von der Fcinheit des Raum-
gesühles, von dem Reichtnm der Technik Erfolg
verspricht, gut thun, unter den Schätzen des
Herrn le Bon Umschau zu halten. Es stände
besser um das deutsche Publikum, wenn auch
bci uns ein einsichtiger Verleger es wagen
dürfte, für den geringen Preis von 30 Francs
oin so nützlich ausgestattetes, lehrreiches Werk
zu bieten.
II.
Das Tafelsilber H. H. R. K. H. H. des j)rin-
ze» und derprinzessinlVilhelm von preußen.
Festgeschenk zu Höchstderen Vermählung am
27.Februar t88I, dargebracht von prenßischcn
Städteu. Entworfen Vvn Adolf Heyden.
Text Jnlius Lessing. — 25 Tafeln in
Lichtdrnck von Albert Frisch. — Berlin, Berlag
von Paul Bette. Jn Mappe Preis 100 Mk.;
geb. 120 Mk.
k. Die hohen Familienfeste im Preußischcn
Königshause, welche im Laufe der letzten Jahre
gefeiert sind: die Vermählung des Prinzen Wil-
helm nnd die silbcrne Hochzeit des kronprinzlichen
Paares, haben dem preußischen Volk und vieleu
Krcisen außerhalb des engercn Vatcrlandes will-
kommene Veranlassung geboten, seiner Licbe,
Vcrehrung und Ergebenheit gegen das erhabene
Herrscherhaus auch äußerlich Ansdruck zu gebcu.
Zugleich bot sich hier eine erwünschte Gelcgcn-
heit, die Leistnngen deutschen Kunsthandwerks
aus der Höhe zu zcigen, welchc dasselbe nicht
zum mindestcn unter der fvrdernden Teilnahme
des deutschen Kronprinzenpaares im letzten Jahr-
zehnt erreicht hat. Und aus der anderen Seite
kamen die großen Aufgaben, welche bei diescr
Gclegenheit gestellt wurden, auch dem Kunst-
handwerke wiedcrum zu Gute: denn nur an
wirklich großen, nmfassenden Arbeitcn, welche
die Entfaltung dcr höchsten künstlerischen Kräftc
verlangen, kann Kunst und Handwerk erstarken,
frische Kräfte zu neuer Arbeit sammeln. Als die
bedeutendste unter diesen Aufgaben muß das Fest-
geschenk angesehcn werden, welchcs 06 preußische
Städte dem Prinzen und der Prinzeß Wilhelm
zur Vermählungsfeier dargebracht haben: das
vollständige Silbergeschirr sür eine Galatasel zu
fünfzig Gedecken. Dieses großartige Geschcnk, an
dessen Herstellung während der Jahre 1881/1882
die bedeutendsten norddeutschcn Werkstätten mit