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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Krell, Paul F.: Das Glas, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0137

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Von P. F. Krell.

127

ausersehen ist, bei der Allgemeinform darauf
Rücksicht zu nehmen hat, brancht kaum erst ge-
sagt zu werden.
Bei unserer Beschreibung der Glasmacherei
haben wir nur die in jeder Hütte, wo Knnst-
glas fabrizirt wird, vorkommenden Manipnla-
tionen in Betracht gezogen, nicht aber jcne noch
weit schwierigeren, welche bei der Filigrangläser-
erzengung, der Millesioribildung und den übri-
gen Laminationsprozessen zur Anwendnng zu
kommen haben.
Aus unseren Erörterungen dürfte jedoch

schäftigung, bei welcher der Arbeitcr, wie er wohl
sühlt, Gesundheit und Leben einsetzt, das An-
strengen der Lunge, das Stehen und Arbeiten
am Feuer, welches.unaufhörliche Transpiration
und damit einen großen Dnrst erzeugt und zum
Trinken verleitet, die Einteilung der Arbeitszeit
in 12 bis 15 und mehr Stunden Schicht, die
zum Teil auf den Tag, zum Teil auf die Nacht
fallen, all das giebt den Glasmachern ein eigen-
tümliches Geprüge, welches noch dadurch verstarkt
wird, daß viele Hüttcn in einsamen Waldge-
genden versteckt sind.

o 8

Hcfteisen Mit Schere
mit und
Glas- Zwackeisen
Illlmp- gesormtes
chcn. Stück.



Zusammcnfiigung.

Zusammenfügung.
Fig. 7d. Herstellung eineS Polals.

Zusammcnsllgung.

hervorgehcn, daß schon die Herstellung
eines einfachen, schöngeformten Glases
kein lcichtes Ding ist. Es dürfte serner
zur Genüge erhellen, wic viel bei der
Entstehung eines solchen auf den Glas-
bläser und seine persönliche Geschick-
lichkeit ankoninit, ja selbst auf seine Ge-
neigtheit.
Unter den Glasmachern herrscht
daher ein ziemliches Selbstbewußtsein,
sie machen nicht viel Federlesens; wenn es ihnen
an eincm Orte nicht mehr gefällt, so ziehen sie
davon in eine andere Hütte, falls nicht Fami-
lienverhältnisse sie zurückhalten. Die seltsame Be-


Fertiger Pokal.

Wir haben oben besonders her-
vorgehoben, daß der Arbeiter selbst ein
ziemliches Können besitzen müsie und
zwar nicht nur Handfertigkeit, sondern
auch künstlerisches Verständnis. Dieses
letztere war in der antiken Welt jeden-
falls in ganz besonderem Maaße ver-
breitet, davon geben die aufgefundenen
Gefäße Zeugnis (Fig. 1), bei den Ara-
bern sodann gleichfalls (Fig. 6), nnd
dann aber namentlich auch in der Renaissance-
epoche (Fig. 2—5). Jn der Neuzeit dagegen
war dieses künstlerische Verständnis und Geschick
bis vor etwa einem Jahrzehnt sehr reduzirt.
 
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