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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Ewerbeck, Franz: Studien zur Geschichte der Frührenaissance in Holland und Belgien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0194

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Von Frnnz Swerbeck.

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zum Toil weniger allgemein gekanntc Werke der
Frührenaissance in den Kreis nnserer Betrach-
tnngen zu ziehen.
Die Zahl der bis 1550 in den Niederlanden
entstandcnen Knnstmerke ist eine sehr beträcht-
liche: Grabplatten aus Stcin und Metalh Epi-
taphien nnd freistchende Monnmente aus Marmor
und Alabaster, Altärc und Tabernakel aus


Fig. L. Konsolc aus dcm Tridmml zu Mecheln.
Stein, Holz oder Alabaster, Chorstühle, Chor-
schranken aus Holz und Metall, reichgeschnitzte
Thüren, Dccken und Kamine, ferner Taufbecken
und Orgeln — das sind die hauptsächlichsten
Dbjekte, deren sich die Künstler dieser Zeit be-
mächtigtcn. Verhältnismäßig gering an Zahl
sind demgegenüber die nvch erhaltenen Häuser-
fassaden, doch sind unter ihnen einige, wie das
Salmhaus in Mecheln, welche wegen ihrer treff-
llchen Verhältnisse, wegen ihrer fcinen Gliede-
rungen und ornamentalcn Details die höchste
Beachtung verdienen. Jin allgemeinen hielt man

sowohl in Belgien als auch in Holland trotz
vielfacher Ausnahmen bis ins 17. Jahrhundert
hinein am gotischen Staffelgiebel fest — obschon
meist mit Renaissance-Details vermischt —, Be-
weis sind Lie Legion von Staffelgiebeln in
Brügge, Apern, Brüssel rc. Das mittelalterliche
Prinzip der Gliederung und Konstruktion des
Giebels blieb also bestehen, nur die Einzelsormen
wechselten. — Übrigens waren auch die mit ener-
gisch gcschweifteu Voluten und sonstigen Bogen-
linien abgeschlossenen Giebelstaffeln der späteren
Renaissance nebst ihreu aufgesetzten Obelisken
vielfach nur Umbildungen gotischer Kielbogen
und Fialen, was svwohl au niederländischen als
auch deutschen Fassaden leicht nachzuweisen ist >).
Zu den unstreitig ältesten Kunstwerken der
niederländischen Renaissance gehört das Alabastcr-
Grabmonument des Grafen Engelbert II. von


Fig. s. Vom Tribuiml zu lNecheln.
tzaustcin-Dckorlition unter ciuer der Fcnstersohwöiike.

Nassau und seiner Gemahlin in der Hauptkirche
zu Breda. Auf einer mit Wappenschildern ge-
zierten Sockelplatte vou schwarzem Marmor
ruhen der Graf und seine Gemahlin, die Köpfe
unterstützt durch ganz naturalistisch gearbeitete,
aufgerollte Strohmatten. Über ihnen erheben
sich auf den Ecken der Sockelplatte 4 knieende
Figuren, Cäsar, Hannibal und angeblich Phi-
lipp von Macedonien und Regulus als Perso-
nifikationen der Tapferkeit, Mäßigkeit, Weisheit
und Standhaftigkeit, die drei ersteren in pracht-
vollen Rüstungen, auf ihren Schultern eine zweitc
Platte tragcnd mit dcr Rüstung des Toten. —
Jst auch der Aufbau des Denkmals nicht von
allen Seiten befriedigend, da die Gruppirung
wegen des Fehlens eines geschlossenen mittleren
I) Wenn wir vorwiegend Objekte auswählten,
welche den südlichen Provinzen der Niederlande, dem
heutigen Belgien, angehören, so hat dies seinen Grund
darin, daß die südlichen Provinzen überhaupt reicher
an Kunstwerken aus der klassischen Periode der Ne-
naissance sind, anderseits aber die Kenntnisse des Ver-
fassers bezügl. der holländischen Werke sich nicht
überall auf Äutopsie gründen.

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