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Die Porzellanmanufaktur von Ssvres.
knüpfte Beziehungen. Es werden (selbsterständlich nur
den französischen Jndustriellsn) auch Modelle, Fabrika-
tionsprozesse undFarbenrezepte mitgeteilt,und siefinden
in den Laboratorisn alle erforderliche Hilfe bei der
Prüfung vonMaterialien und von Fragen der täglichsn
Praxis. Jn wie ausgiebiger Weise diese Einrichtungen
benutzt werden, geht daraus hervor, daß in den letzten
fllns Jahren mehr als vierhundert verschiedene Rohstoffe
analysirt und geprüft und etwa zweihundert Über-
formen der intsressantesten Stücke an die Fabrikanten
abgegeben worden sind, welche dadurch ohne Modell-
kosten das für ihren Bedarf Geeignete erhalten. Um
den zuweilen erhobenen Vorwurf einer Konkurrenz
mit der Privatindustrie zu vermeiden, hat Ssvres
seit einigen Jahren den Verkauf von weißem Por-
zellan gänzlich eingestellt und so zugleich den häß-
lichen Mißbrauch beseitigt, der mit der weißen Ware
durch Bemalung in Privatatsliers und ihren Ver-
kauf mit gefälschter Ssvresmarke gstrieben wurde.
Das vom Publikum gleichfalls viel benutzte, früher
ausschließlich nach technologischen Gesichtspunkten ein-
gerichtete keramische Museum von Ssvres hat jetzt
einen mehr künstlerischen Charakter angenommen, und
seine Sammlungen sind derartig geordnet und bezeich-
net, daß jedermann sofort die-Natur, Hsrkunft und die
entscheidsnden Merkmale eines jsden Stückes kennen
lernsn kann. Museum und Bibliothek stehen auch mit
ausländischen Gelehrten und Fabrikanten in bestän-
digem Verkehr.
Jm Jahre 1879 hat die Manufaktur eine eigene
Schuls errichtet, um steten Nachwuchs für ihre künst-
lerischen Kräfte heranzubilden und eine Pflanzstätte
zu schaffsn, in welcher in gleicher Weise die ksramische
Technik wie die keramische Kunst gelehrt wird. Die
Schule hat zwanzig Schüler, die im Zeichnen (bis zum
Akt), Modelliren und in allen Dekorationsmethoden
unterrichtet werden. Kompositionsllbungen bieten ihnen
Gelegenheit, ihre Phantasie zu bilden, und viertel-
jährliche Prüfungen sowie häufige Konkurrenzen setzen
die Direktion in den Stand, die Fähigkeiten und
Fortschritte jedes einzelnen kennen zu lernsn. Beim
Abgange erhalten sie ein Diplom, welches ihnen eine
Garantie sür ihr ferneres Fortkommen zu gewähren
geeignet ist. Jn der Gruppe von Svvres in Ant-
werpen sind übrigens auch Schülerarbeiten ausgestellt.
Berichtigung.
Zn der Besprechung des neuen Katalogs des
Grünen Gewölbes in Heft 1» des Kunstgewerbeblattes
bitten wir einige Berichtigungen nachzutragen: S. 186,
Sp. 2, Zl. 5 v. o. statt „geben" lies „machen ihm";
Zl. 6 v. o. statt „Beschreibungen" „Zuschreibungen";
Zl. 14 v. u. streiche „nur"; ebendort statt „Jnnungs-
stempel" lies „Stempel". Die Red.
Gewerbeschild, Schmiedeeiscn farbig bemalt. Höhe 0,42 m. Dciltschland, Mitte dcs 18. Jahrh.
Kgl. Kunstgewerbemusenm zu Berlin.
Die Porzellanmanufaktur von Ssvres.
knüpfte Beziehungen. Es werden (selbsterständlich nur
den französischen Jndustriellsn) auch Modelle, Fabrika-
tionsprozesse undFarbenrezepte mitgeteilt,und siefinden
in den Laboratorisn alle erforderliche Hilfe bei der
Prüfung vonMaterialien und von Fragen der täglichsn
Praxis. Jn wie ausgiebiger Weise diese Einrichtungen
benutzt werden, geht daraus hervor, daß in den letzten
fllns Jahren mehr als vierhundert verschiedene Rohstoffe
analysirt und geprüft und etwa zweihundert Über-
formen der intsressantesten Stücke an die Fabrikanten
abgegeben worden sind, welche dadurch ohne Modell-
kosten das für ihren Bedarf Geeignete erhalten. Um
den zuweilen erhobenen Vorwurf einer Konkurrenz
mit der Privatindustrie zu vermeiden, hat Ssvres
seit einigen Jahren den Verkauf von weißem Por-
zellan gänzlich eingestellt und so zugleich den häß-
lichen Mißbrauch beseitigt, der mit der weißen Ware
durch Bemalung in Privatatsliers und ihren Ver-
kauf mit gefälschter Ssvresmarke gstrieben wurde.
Das vom Publikum gleichfalls viel benutzte, früher
ausschließlich nach technologischen Gesichtspunkten ein-
gerichtete keramische Museum von Ssvres hat jetzt
einen mehr künstlerischen Charakter angenommen, und
seine Sammlungen sind derartig geordnet und bezeich-
net, daß jedermann sofort die-Natur, Hsrkunft und die
entscheidsnden Merkmale eines jsden Stückes kennen
lernsn kann. Museum und Bibliothek stehen auch mit
ausländischen Gelehrten und Fabrikanten in bestän-
digem Verkehr.
Jm Jahre 1879 hat die Manufaktur eine eigene
Schuls errichtet, um steten Nachwuchs für ihre künst-
lerischen Kräfte heranzubilden und eine Pflanzstätte
zu schaffsn, in welcher in gleicher Weise die ksramische
Technik wie die keramische Kunst gelehrt wird. Die
Schule hat zwanzig Schüler, die im Zeichnen (bis zum
Akt), Modelliren und in allen Dekorationsmethoden
unterrichtet werden. Kompositionsllbungen bieten ihnen
Gelegenheit, ihre Phantasie zu bilden, und viertel-
jährliche Prüfungen sowie häufige Konkurrenzen setzen
die Direktion in den Stand, die Fähigkeiten und
Fortschritte jedes einzelnen kennen zu lernsn. Beim
Abgange erhalten sie ein Diplom, welches ihnen eine
Garantie sür ihr ferneres Fortkommen zu gewähren
geeignet ist. Jn der Gruppe von Svvres in Ant-
werpen sind übrigens auch Schülerarbeiten ausgestellt.
Berichtigung.
Zn der Besprechung des neuen Katalogs des
Grünen Gewölbes in Heft 1» des Kunstgewerbeblattes
bitten wir einige Berichtigungen nachzutragen: S. 186,
Sp. 2, Zl. 5 v. o. statt „geben" lies „machen ihm";
Zl. 6 v. o. statt „Beschreibungen" „Zuschreibungen";
Zl. 14 v. u. streiche „nur"; ebendort statt „Jnnungs-
stempel" lies „Stempel". Die Red.
Gewerbeschild, Schmiedeeiscn farbig bemalt. Höhe 0,42 m. Dciltschland, Mitte dcs 18. Jahrh.
Kgl. Kunstgewerbemusenm zu Berlin.