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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0166
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KLEINE MITTEILUNGEN

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mehr verzichten kann. Das neue Lehrmittel beginnt nun
auch neue, halb industriell, halb wissenschaftlich gedachte
Unternehmungen zu zeitigen. In Berlin hält Dr. Franz
Stoedtner in seinem durch die „Kunstschaubühne" den
weitesten Kreisen rühmlich bekannt gewordenen „Institut für
wissenschaftliche Projektionsphotographie" eine Sammlung
von ca. 10000 Glasbildern für den kunstgeschichtlichen Unter-
richt zur Verfügung, die jetzt in systematischer Ordnung
katalogisiert werden. Bisher liegen zwei dieser Verzeichnisse
vor, der eine der „Antike" gewidmet, der andere dem
„Kunstgewerbe und der Dekoration". Mit Recht wird der
letztere im Titel als eine „Mustersammlung für Unterrichts-
zwecke" bezeichnet. Auswahl und Anordnung traf in
dankenswerter Weise die darin bewährteste Kraft, der Direktor
der Bibliothek und Ornamentstichsammlung des Berliner
Kunstgewerbemuseums, Dr. Peter Jessen. Der Katalog um-
fasst: „Ornamente", „Bauteile", „Innenräume", „Möbel",
„Elfenbein-, Metall- und Leder-Arbeiten", „Kunsttöpferei",
„Glas, Email, Mosaik, Weberei und Stickerei", „Schrift und
Druck". Die einzelnen Abteilungen sind chronologisch ge-
ordnet, und die Auswahl ist so getroffen, dass jede einzelne
einem Vortrag beziehungsweise einem Kursus über das be-
treffende kunstgewerbliche oder dekorative Arbeitsgebiet
eine genügende, oft — besonders für die Bauornamente und
Innendekorationen — höchst reiche Bilderreihe zur Ver-
fügung stellt, die schon an sich von grossem erziehlichen
Nutzen werden kann. Auch Dr. Stoedter selbst brachte
hierfür neben der technischen und praktischen Erfahrung die
kunstgeschichtliche Bildung mit, von der aus er zu seiner
jetzigen Thätigkeit überging. Diese doppelte Schulung
macht sich vortrefflich geltend, und das ganze Unternehmen
ist für alle auf Stillehre gerichteten Bestrebungen wichtig.
Besonders gilt dies für die den Centren des Kunstlebens
ferner liegenden Stätten, in denen das Studium von Origi-
nalen durch den Mangel an öffentlichen Sammlungen fast
unmöglich wird. Da kann ein kunstgewerblicher Verein
oder eine Unterrichtsanstalt, schon durch den Erwerb dieser
Bilderreihen, eine bisher unerreichte Mission erfüllen. Die
praktischen Amerikaner haben dies längst anerkannt, und in
mancher Kleinstadt jenseits des Oceans übt diese umsichtige
Arbeit deutschen Fleisses schon jetzt ihren fördernden Ein-
fluss. Wo immer man der Kunstbildung Interesse entgegen-
bringt, wird man dies Vorgehen Dr. Stoedtner's freudig will-
kommen heissen. m.

BERLIN. Ein kostbarer Pokal für die Stadt Köln wird
gegenwärtig von Ciseleur Otto Rohloff, Lehrer am
Kgl- Kunstgewerbe-Museum, ausgeführt. Das Werk
zeigt am Fusse die Figuren eines Böttchers, eines Winzers
und eines Mönches, der die Weinernte segnet. Ranken
ziehen sich hinauf, und der eigentliche Becher ist geschmückt
mit Bildern vom Rhein, dem Kölner Dom und ragenden
Burgen am anmutigen Ufer. Aus dem Pokal soll einst der
Kronprinz des Deutschen Reiches zum erstenmal trinken,
wenn ihn der Weg nach Köln führen wird. Der kunstreiche
Pokal ist ein Geschenk des Justizrats Fischer, des Besitzers
der „Kölnischen Zeitung". -u-

MANCH ESTER. Über die wachsende Entwicklung
des deutschen Kunstgewerbes und die Besorgnis,
mit der man in England diese Entwicklung verfolgt,
bringt die „Gewerbeschau" folgende Notiz: In England be-
ginnt man immer mehr darüber nachzudenken, durch welche
Mittel es der deutschen Industrie gelungen ist, auf so vielen

Gebieten die englische aus dem Felde zu schlagen. So war
im Auftrage des Gemeinderates von Manchester eine Ab-
ordnung nach Deutschland entsandt worden, um unsere ge-
werblichen Unterrichtsanstalten, Hochschulen und Museen
zu besuchen. Die Abordnung bereiste Deutschland während
der Monate Juli und August v. J., und es wurde über das
Ergebnis ihrer Reise dem Gemeinderat ein umfangreicher
Bericht vorgelegt. Derselbe stellte von vornherein fest, dass
das gewerbliche Unterrichtswesen Deutschlands die gleichen
Anstalten in England weit überflügelt habe, und dass dieser
Zustand nicht etwa nur an einzelnen bevorzugten Stellen,
sondern durchweg in allen industriereichen Teilen des Landes
vorhanden sei. Die Abordnung sei daher zu der vollen
Überzeugung gekommen, dass der ausserordentliche Auf-
schwung der deutschen Industrie in hervorragendem Masse
durch diese äusserst planvolle und zweckmässige Ausge-
staltung der Industrie- und Kunstgewerbeschulen erzielt

Entwurf zu einem farbigen Olasfenster von Georg Wagner, Berlin.
 
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