Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

DOI Artikel:
Astfalck, Konrad: Gobelins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0032

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Jagdszene. Brüsseler Wandteppich aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts

Bildwirkereien, die in ihren Darstellungen sich mit
der hauptsächlichen Wiedergabe der Menschenfigur
befassen und Schlachten, Legenden, Kampfszenen,
Allegorien und genreartige Bilder wiedergeben. □
□ Die örtliche Herkunft spielt bei » Tapisserien« eine
untergeordnete Rolle, wenn es auch ganz besonders
bezugte Marken darunter gibt. Lille z. B. hat herrliche
Tapisserien gefertigt, wie sie selbst das kunstfertige
Brüssel nicht in gleicher Schönheit uns überliefert hat.
□ Aber im allgemeinen spricht man bei Tapisserien
doch mehr von Gotischen-, Renaissance-, Rokoko- und
Louis Seize-Tapisserien, als von solchen aus Brüssel,
Tournai, Enghien, Audenarde, Lille, Brügge u. a. m.
□ So hatte z. B. die Manufaktur von Audenarde in
Flandern die Spezialität der Teppiche mit Darstellungen
von »Tieren«. °
□ Es würde viel zu weit führen und den Rahmen
meiner Skizze ganz beträchtlich überschreiten, wollte
ich auch nur annähernd die Eigenarten bloß der
hauptsächlichsten der, etwa dreihundert, bedeutenden
Herkunftorte alter Tapisserien von 1450 bis 1780
aufführen! 0
□ Was die Bewertung der »Tapisserien« anbelangt,
so ist es natürlich so ohne weiteres nicht möglich,
bestimmte Preise zu nennen; nur soviel sei gesagt,
daß auch hierbei dreißig und vierzigtausend Francs
für ein einzelnes Stück oft erreicht werden. °

□ Zu den »Tapisserien« gehören auch die Wappen-
und Trophäen-Teppiche. □
□ Diese stehen aber wesentlich niedriger im Preise.
□ Eine weitere Stufe darunter rangieren dann die
sogenannten »Verduren«, die Baumtapeten. D
□ Es gibt aber auch Verduren aus Lille und Brügge,
die die Preise selbst erstklassiger Tapisserien erreichen
können. „
n Das sind dann aber Ausnahmen! □
□ Verduren mit figürlicher Staffage, sei es solcher
von Menschen oder Tieren, stehen etwas höher im
Preise, wie die ohne Staffage. □
□ Der Durchschnittspreis für Verduren, je nach Größe,
Schönheit, Erhaltung und Feinheit der Kette, bewegt
sich zurzeit zwischen vier- und achttausend Mark. □
□ Ich spreche bei Verduren ausdrücklich von den
Mark preisen, weil Frankreich dafür keine große Vor-
liebe hat, und deshalb die dort üblichen Preise für
unsere Verhältnisse nicht in Frage kommen können.
□ Alle diese Wirkteppiche stammen aber durchweg
aus Manufakturen. a
u Die Teppiche (mit geringen Ausnahmen), die von
herumziehenden Wirkern hergestellt sind, erkennt man
zumeist an der wenig richtigen, manchmal direkt zu-
sammengestoppelten Art der darin verwendeten Schat-
tierungen (»Vaganten-Teppiche«). n
□ Natürlich sind diese Arbeiter von den jeweilig
erreichbaren Materialien abhängig gewesen. Und

25
 
Annotationen