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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Dönhoff, Fritz: Das 150 jährige Jubiläum der kgl. Porzellan-Manufaktur in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0049

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es für die Berliner Manufaktur nicht leicht, gegen-
über den älteren Rivalen aufzukommen. Gleichwohl
gelang es ihr binnen kurzem, nicht so sehr durch die
Tätigkeit einzelner überragender Künstler, wie das glück-
liche Zusammenwirken aller Kräfte, den Vorgängerinnen
ebenbürtig zur Seite zu treten, ja auf gewissen Ge-
bieten geradezu Unübertroffenes zu leisten. Im Laufe
von wenigen Jahrzehnten wurde sie dabei auf eine
so sichere und gesunde Grundlage gestellt, daß sie
heute neben Meißen als einzige Gründung des 18. Jahr-
hunderts in ihrer Verfassung als reine Staatsanstalt
unverändert dasteht.
Das Verdienst für diese Entwicklung gebührt in
erster Linie dem, der die Berliner Manufaktur nicht
nur ins Dasein gerufen, sondern Zeit seines Lebens mit
höchster persönlicher Anteilnahme geleitet hat, den
technischen und künstlerischen Aufgaben ein gleich
verständnisvoller Förderer war, die Wirtschaftlichkeit
des Betriebes gesichert und Beamten und Arbeitern
immer von neuem das Gefühl der treuen und pünkt-
lichen Pflichterfüllung zum Bewußtsein gebracht hat:
Friedrich dem Großen.
Schon Familientraditionen, die bis auf Friedrich I.
und den Großen Kurfürsten als Sammler asiatischen
Porzellans zurückführen, hatten in dem Kronprinzen
das Interesse für Porzellane erweckt. Bei der Be-
setzung von Sachsen im 2. Schlesischen und im
Siebenjährigen Kriege war der König mit der Meißener
Manufaktur in nähere Berührung gekommen, die er
jahrelang in seine Verwaltung nehmen ließ. Hier
lernte er aus eigener Anschauung, wie die Manufak-
turen den Fürsten die beste Gelegenheit boten, die
Kunst auf einem eben erschlossenen Gebiet zu fördern
und aus neuem seltenen Material mit fast unerschöpf-
lichen Gestaltungsmöglichkeiten eigenartige, kostbare
Kunstwerke erstehen zu lassen.
So tritt denn, von Grieningers Berichten an bis

heute, bei den Schilderungen der Beziehungen des
Königs zur Manufaktur vor allem dieser nächstliegende
und am meisten in die Augen fallende Gesichtspunkt
der Freude des Königlichen Fabrikherrn an einer
persönlichen Kunstbetätigung hervor. In der Tat war
das Streben des Königs zunächst zweifellos darauf
gerichtet, die Porzellane Berlins zu der höchsten nur
möglichen Vollendung zu bringen. Seine persönliche
Einwirkung auf die Kunstleistungen erstreckte sich dabei
in erster Linie auf die technisch-künstlerischen Fragen
der Verbesserung von Masse, Farben und Glasuren.
Zwei neue Farben, rosapurpur und mattblau, ver-
danken seinen Jahre hindurch immer von neuem
wiederholten Wünschen ihre Entstehung. Auch auf
Gewinnung und Erhaltung besonders hervorragender
Kräfte richtete er sein persönliches Augenmerk. Im
übrigen äußerte sich die Einwirkung des Königs
namentlich auf die Bestellungen für den eigenen
Bedarf und für Geschenke. Sie erstreckte sich auch
dabei mehr auf die den Kunstwerken zugrunde liegende
Idee, als auf ihre künstlerische Ausführung.
Mit Geschenken aus der Berliner Manufaktur wurden
sehr zahlreiche fürstliche und sonstige hervorragende
Persönlichkeiten bedacht. Von Bedeutung für die Ab-
sichten des Königs ist ein Briefwechsel aus solchem
Anlaß mit dem General de la Motte-Fouque. Letzterer
hatte vom König ein von diesem selbst entworfenes
Meißener Service erhalten. Auf seine Bemerkung,
er könne sich nicht denken, wie es möglich sein
solle, das Meißener Porzellan noch zu übertreffen,
erwiderte der König: seine Porzellanfabrik mache,
obschon noch unfertig, bereits schönere Sachen, als
man sich in Meißen jemals vorgestellt habe. Er sandte
ihm einige Tage später eine mit Figuren bemalte
Tasse mit dem Wunsche, sie werde ihn überzeugen,
daß die Berliner Arbeit mindestens ebensoviel, wie
die sächsische gelten könne. Besondere Freude mußte

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