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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Mhe, Herbert: Das moderne Porzellan der Berliner kgl. Manufaktur
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0054

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rigkeit, in den Besitz zu gelangen, so stieg doch gleich
der Wunsch empor, selbst das Ideal mit eigener Fertigkeit
zu verwirklichen; und mit der Naivität der Gier und des
nicht Ruhe findenden Willens fuhr man fort, China, soweit
es irgend möglich war, zu bestehlen, dann aber das Er-
langte zunächst ganz einfach nachzuahmen. Das ist die
Zeit der Chinoiserie! Allein, das Nachahmen war nicht
bei allen Dingen einfach. Vor allem ließ das chinesische
Porzellan sich das Geheimnis seiner Herstellung nicht ent-
reißen. Diese Grenze steigerte das Gefühl seines Wertes,
und den Wunsch, das Rätsel zu ergründen. Man konnte
Steingut, Keramik hersteilen, das Wedgewood gab es

Kreuzabnahme (Detail). Rouen, 15. Jahrli.

Aus Heinersdorff, Glasmalerei. Verlag Bruno Cassirer

schon, doch diese weiße, dünne und durchsichtige Materie
des Porzellans konnte niemand schaffen. Als es Johann
Friedrich Böttcher dann endlich 1709 gelang, weißes Por-
zellan zu machen, hatte die Entdeckung ungefähr die Be-
deutung unseres Radiums; und man wundert sich nicht,
daß der Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen sich der
Person des Erfinders durch Gefangenschaft versicherte.
Dieser Reiz des Ungewöhnlichen, die Empfindung des
Kostbaren ist eigentlich dem Porzellan immer geblieben —
bis gestern! Ob auch nach Meißen und Sevres jedes
Ländchen sich eine Porzellanfabrik errichtete, und auch
Friedrich der Große, dieser höchst kultivierte Geist, sich

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