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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

DOI Artikel:
Schmidt, Paul F.: Die Neu-Einrichtung des Frankfurter Kunstgewerbe-Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0062

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Porzellan auf gläsernem Boden
sich zierlich spreizt; daß der For-
scher auch auf der Unterseite die
Marken (wenn schon mit einiger
Akrobatik) ohne Öffnen der
Schränke studieren kann. Von
diesem Raum geht's auf der einen
Seite in die Linel-Sammlung, eine
Stiftung, weiche in alter Ordnung
belassen werden mußte und daher
mit ihrem »pittoresken« Durch-
einanderhäufen von Gegenständen
ein wirkliches Gegenbeispiel zu
der neumodischen Klarheit und
Anmut liefert. Man sieht sich
gegenüber in das Chinesische
Zimmer versetzt, das aus dem ab-
gebrochenen Nachbarhause (Neue
Mainzerstraße 47) hierher ge-
bracht wurde, mehr als kuriose
Schrulle des französischen Kunst-
gewerbes um 1830, denn als
ernsthafte chinesisch-europäische
Kunstverbrüderung anzusehen.
Vielleicht sind die ersten Anfänge
der Imitationsepoche bis zu diesem
absonderlichen Versuch zurück-
zudatieren, Chinoiserien beim
Biedermeier einzuschmuggeln. —
Der kleine Empireraum harrt noch
größtenteils seiner Ergänzung.
Doch ist hier die geistreiche Lö-
sung, durch zwei zungenartig
parallele Vorhänge den gotischen
Raum gegen das Empire abzu-
grenzen, mit dem sich der Kreis
schließt, so daß das Publikum
auch ohne Wegweiser die Runde
richtig macht, durchaus hervor-
zuheben.
Der Nordflügel ist nach dem
Auszug der Kunstgewerbeschule
wesentlich umgebaut worden und
enthält außer dem Stickereisaal und
Räumen der Bibliothek noch drei
Säle besonderer Techniken und
die zwei vollständig eingerichteten
Renaissancezimmer. Das eine
kleinere ist eine völlig getäfelte
Schweizerstube aus Lipperswyl,
eine richtige Holzkapsel; niedrig,
aber hell wegen fünf gut gelegener
Fensterchen, und mit einem trau-
lichen grünen Kachelofen. Das
andere ist das Fürsteneckzimmer,
aus einem noch wohl erhaltenen
steinernen Patrizierhaus Frank-
furts, dessen gotisch unregel-
mäßige Gestalt den merkwürdigen
Fünfeck-Grundriß des Saales ver-
ursacht hat. Das Zimmer, 1615


Gertrud Frenzel-Berlin, oben: Häubchen, Durchbrucharbeit, Wollstickerei; unten: Täschchen,
links: Seide, Wolle, Perlen; mitte: Wollstickerei, Goldfäden, Perlen; rechts: Aufnäharbeit, Seide


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